Israelitisches Lehrlingsheim
Wohnheim für jüdische Lehrlinge, das nach 1933 vor allem der Auswanderungsvorbereitung diente.
Das Israelitische Lehrlingsheim wurde 1904/05 in der Utrechter Straße 6 erbaut. Der kurz vor der Jahrhundertwende gegründete Trägerverein strebte die handwerkliche Ausbildung jüdischer Jugendlicher an, um der Konzentration der jüdischen Bevölkerung in akademischen und Handelsberufen entgegenzuwirken. So sollten antisemitische Angriffe abgewehrt werden, die die Juden wegen ihrer besonderen Berufsstruktur als „unproduktiv" und als „Schädlinge an der deutschen Wirtschaft" angriffen.
Private Mäzene kamen für die laufenden Kosten des Hauses auf, das für 30 bis 40 Personen ausgerichtet war. Die ausschließlich männlichen Jugendlichen wurden in Kölner Handwerksbetrieben ausgebildet und lebten in dem Heim, in das sie meist nach dem Abschluss der Volksschule aufgenommen wurden, also im Alter von 14,15 Jahren. Nach Angaben eines Zeitzeugen kam etwa die Hälfte der Jungen aus Kinderheimen und die andere Hälfte vom Land, wo es kaum Möglichkeiten der handwerklichen Ausbildung gab.
Nach 1933 diente das Haus vor allem als Auswanderungsvorbereitung. 1934 übernahm die zionistische Jugendorganisation Hechaluz das Lehrlingsheim. Die Ausbildungsstätten - Schreinerwerkstatt und Schlosserei - wurden in das Heim verlegt. Auch die theoretische Ausbildung fand nun im Heim statt. Ein weiteres jüdisches Lehrlingsheim befand sich in der Agrippastraße 10. Von dem Gebäude in der Utrechter Straße ist lediglich das Erdgeschoss erhalten geblieben.