Getto
Ursprünglich waren Gettos abgeschottete städtische Wohnviertel für Juden. In der NS-Zeit wurden sie darüber hinaus Sammel- und Durchgangsstationen auf dem Weg in die Vernichtungslager.
Bereits in der Antike und im Mittelalter gab es in vielen Städten geschlossene jüdische Wohnviertel und Bestrebungen, die jüdische Bevölkerung darin abzusondern. Die Benutzung des Begriffes "Getto" für ein solches Viertel ist zuerst für Venedig belegt (1516, Viertel "Geto Nuovo"). Ab dem Ende 18. Jahrhunderts wurde die zwangsweise Gettoisierung von Juden in Europa jedoch aufgegeben.
Im Zweiten Weltkrieg errichteten die Deutschen Gettos in vielen Städten Polens (ab Ende 1939) und der eroberten Teile der Sowjetunion (ab der zweiten Jahreshälfte 1941). Diese Gettos waren eine Übergangsstation im Verlauf des Massenmordes an den europäischen Juden. Die jüdischen Menschen wurden dort zwangsweise gesammelt und abgeschottet, viele verhungerten und starben an Seuchen. Die Errichtung der Gettos in den eroberten sowjetischen Gebieten ging bereits mit Massakern der berüchtigten "Einsatzgruppen" einher.
Ab dem Sommer 1942 bis zum Sommer 1944 wurden alle Gettos nach und nach aufgelöst. Die meisten Bewohner wurden in Vernichtungslager verschleppt und ermordet, ein kleiner Teil kam in Konzentrations- und Arbeitslager. Bereits vor der Befreiung der von den Deutschen besetzten sowjetischen und polnischen Gebiete bestand kein einziges Getto mehr.