Vernichtungslager Sobibòr
Sobibór war ein nationalsozialistisches Vernichtungslager in Polen. Es lag im Osten des von den Deutschen besetzten Generalgouvernements. Das Lager entstand im März 1942 im Rahmen der „Aktion Reinhard", der Vernichtung der Juden im Generalgouvernement. Modell war das bereits fertiggestellte Vernichtungslager Belzec. Das Lagerpersonal bestand aus etwa 30 SS-Männern, die zuvor an den Euthanasie-Morden beteiligt gewesen waren und aus etwa 100 Trawniki-Männern („volksdeutsche" und nicht-deutsche SS-Männer).
Das Lager war in drei Bereiche eingeteilt: In der Verwaltungszone kamen die Eisenbahntransporte an. Dort befanden sich auch die Quartiere für das Lagerpersonal. Vom restlichen Lager durch einen Zaun abgetrennt waren die Unterkünfte der jüdischen Häftlinge und die Arbeitsstätten.
In der Aufnahmezone, die an den Eisenbahnschienen lag, wurde den Ankömmlingen die Haare abgeschnitten und ihre Kleider und Wertsachen abgenommen. In der Todeszone befanden sich weitere Häftlingsbaracken, die Gaskammern und die Massengräber der Ermordeten. Auf einem 150 Meter langen Pfad, der von Stacheldraht umgeben war, mussten die Häftlinge nackt zu den Gaskammern laufen.
Bis zu 1300 Menschen wurden gleichzeitig in den Gaskammern mit Auspuffgasen getötet. Danach wurden sie in Massengräbern verscharrt. Außer den Juden, die im Lager Zwangsarbeit leisten mussten, wurden alle Ankömmlinge umgebracht. Ab Sommer 1942 wurden die Gräber geöffnet und die Leichen verbrannt. Auch die Leichen der Ermordeten aus den folgenden Transporten wurden nun verbrannt.
Im Juli 1943 ordnete Heinrich Himmler die Umwandlung Sobibórs in ein Konzentrationslager um. Zur selben Zeit planten Häftlinge einen Aufstand und eine Massenflucht aus dem Lager. Am 14. Oktober 1943 begann der Aufstand. Fast 300 Häftlinge flohen, die meisten wurden jedoch von ihren Verfolgern umgebracht. Etwa 50 Entflohene überlebten. Nach der Niederschlagung des Aufstands ermordete die SS alle zurückgebliebenen Häftlingen und löste das Lager auf. Alle Spuren wurden beseitigt und an die Stelle des Vernichtungslagers ein Bauernhof errichtet.
Insgesamt wurden in Sobibór etwa 250.000 Menschen unter anderem aus Polen, Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und den Niederlanden ermordet. Heute erinnert eine Gedenkstätte an diese Verbrechen.