„Stunde Null“
Historisch-politisch wird in Deutschland der Zeitpunkt der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte und somit der Niederlage des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg am 9. Mai 1945, 0 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit, metaphorisch als „Stunde Null" bezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt trat für alle Fronten die Kapitulation in Kraft.
Ursprünglich stammt der Ausdruck aus der Planungssprache von Organisationen, beispielsweise des Militärs. Er bezeichnet allgemein die ausschlaggebende Uhrzeit, zu der eine neuartige Ereigniskette abzulaufen beginnt.
Wann der Begriff „Stunde Null" in diesem Kontext erstmalig auftauchte, ist kaum noch zu ermitteln. Vermutlich geschah dies, als sich ein Konzept des „Wiederaufbaus" abzuzeichnen begonnen hatte. Seither gibt es um dieses Schlagwort viel Begriffspolemik. Es wurde zeitkritisch und z. T. sozialhistorisch betont, durch den Verlust der Selbstbestimmung des deutschen Volkes unter der Militärbesatzung ab 1945 habe auch die (alte) deutsche Gesellschaft aufgehört zu existieren, ihre alten Werte seien damals sämtlich als widerlegt empfunden worden, und so habe eine Tabula-rasa-Situation geherrscht, von der ab „alles" habe neu entwickelt werden müssen. Andere Stimmen sagen, dass es keine „Stunde Null" gegeben habe, da sich die Mentalität der deutschen Gesellschaft nur langsam und nur teilweise innovativ geändert habe (radikalste Position: da sie sich gar nicht geändert habe). So sprach Altbundespräsident Richard v. Weizsäcker am 8. Mai 1985, dass es keine „Stunde Null" gegeben habe, sondern lediglich einen „Neubeginn".