Ostkolonisation
Nachdem die Deutschen 1939 Polen angegriffen und besetzt hatten, führten die Nationalsozialisten dort ein Vertreibungs- und Umsiedlungsprogramm durch: Die polnische Bevölkerung wurde systematisch vertrieben, stattdessen siedelten sich Deutsche dort an. Insgesamt wurden 900.000 Menschen von den Deutschen vertrieben - nicht eingerechnet die deportierten und ermordeten polnischen Juden. Eine Million „Volksdeutsche" (Deutsche aus anderen Teilen Polens und Osteuropas) und Deutsche aus dem Reich wurden in Polen angesiedelt.
Theoretisch begründet wurde die Ostkolonisation von deutschen Historikern und „Raumforschern" mit der früheren germanischen Besiedlung Osteuropas. Sie planten eine langfristige Besatzungs- und Umsiedlungspolitik Osteuropas: Innerhalb von mehreren Jahrzehnten sollte die polnische, baltische und sowjetische Bevölkerung vertrieben und ermordet werden. Die verbleibenden Einwohner sollten den deutschen Siedlern als Arbeitssklaven dienen. Dieser „Generalplan Ost", so der Titel einer Denkschrift, sollte die „Germanisierung" Osteuropas zur Folge haben. In Ansätzen wurde die „Neuordnung" Osteuropas durchgeführt und „Volksdeutsche" angesiedelt.
Die Ostkolonisation ist in engem Zusammenhang mit dem Holocaust zu sehen: Die Ghettoisierung, Deportation und schließlich Ermordung der Juden war Teil des rassistischen und antisemitischen Neuordnungskonzepts der Nationalsozialisten, das nur bestimmten Bevölkerungsgruppen das Recht auf Leben zugestand.