Ruhrbesetzung/Ruhrkampf

Am 11. Januar 1923 marschierten rund 60.000 französische und belgische Soldaten in das Ruhrgebiet ein. Den Anlass für die Besetzung bildeten ausstehende Reparationszahlungen des Deutschen Reichs an die Siegermächte, die Deutschland nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg auf der Grundlage des Versailler Vertrags zu entrichten hatte. Das politische Ziel der französischen Regierung unter Ministerpräsident Raymond Poincaré lag nicht zuletzt darin, den Versailler Vertrag zugunsten Frankreichs zu revidieren und die deutsche Westgrenze nach Osten zu verschieben.

In Deutschland führte die Besetzung zu einem parteienübergreifenden, nationalistisch aufgeladenen Proteststurm. Reichskanzler Wilhelm Cuno rief den "passiven Widerstand" aus: Die Reparationszahlungen wurden komplett eingestellt und Industrie, Verwaltung und Verkehr im Ruhrgebiet flächendeckend bestreikt. Zugleich nahm der aktive Widerstand zu. Nationalisten und auch Kommunisten verübten Sabotage und Sprengstoffanschläge; es kam zu separatistischen Aufstandsbestrebungen. Die Besatzungstruppen reagierten sowohl auf passiven wie auf aktiven Widerstand mit unnachgiebiger Härte. Insgesamt wurden während der Ruhrbesetzung 137 Menschen getötet.

Die immensen Kosten des passiven Widerstands, die die deutsche Regierung zwar übernommen hatte, aber aus dem Reichshaushalt nicht begleichen konnte, führten zu einer galoppierenden Inflation. Eine dramatische Wirtschafts- und Gesellschaftskrise erschütterte die neue Republik. Erst als der neue Reichskanzler Gustav Stresemann im September 1923 den passiven Widerstand aufgab, ebnete er damit den Weg zu einer Verständig