Luminal

Um behinderte Kinder und Erwachsene „effektiv" zu töten, suchten die Nationalsozialisten nach einer sicher und unauffällig wirkenden Waffe. Die Kanzlei des Führers beauftragte Professor Dr. Hermann Paul Nitsche mit der Entwicklung eines Tötungsverfahrens. Der damalige Leiter der Landes-Heil- und Pfl ege-Anstalt Leipzig-Dösen entschied sich für das Barbiturat „Luminal" - ein Schlafmittel, welches auch bei Epileptikern eingesetzt wurde.

Der „Vorteil": Bei Luminal handelte es sich um ein Standard-Medikament, das in allen Kliniken vorhanden war. Bei leichter Überdosierung führte es nicht direkt zum Tod. Die Kinder starben erst nach zahlreichen, Tage andauernden Komplikationen wie Lungenstauung, oft in Verbindung mit Kreislaufversagen. Das machte es den „Euthanasie-Praktikern" einfach, einen „natürlichen" - etwa „Herzschwäche" oder „Lungenentzündung" - Tod zu bescheinigen. Nitsche erprobte sein „Luminal-Schema" an über 100 Patienten.

Viele Kinder wurden ab Herbst 1940 in Leipzig-Dösen mit Luminal getötet, indem man einmal oder mehrfach 0,3 Gramm Luminal täglich verabreichte. Das Medikament wurde der Nahrung oder Getränken beigemischt beziehungsweise als Zäpfchen verabreicht. Eine Überdosierung führte zum Tod durch Lungenentzündung. Bei epileptischen Kindern erfolgte dagegen der Entzug des Medikaments, woraufhin der Tod als Folge von Dauerkrämpfen eintrat.