Papst Pius XI.
Der spätere Papst wurde am 31. Mai 1857 unter dem bürgerlichen Namen Achille Ambrogio Damiano Ratti in Desio in der Lombardei geboren. Er schloss seine Studien mit dem dreifachen Doktor der Rechte, der Theologie und der Philosophie ab und wurde 1879 zum Priester geweiht. Drei Jahre später erfolgte seine Berufung als Professor nach Mailand, wo er bald auch Präfekt der Biblioteca Ambrosiana wurde.
Im Jahr 1911 rief ihn Papst Pius X. nach Rom, wo Ratti zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek aufstieg. 1919 wurde er als Nuntius nach Polen entsandt, 1921 Erzbischof von Mailand und Kardinal. Am 6.2.1922 wurde er zum Nachfolger von Papst Benedict XV. gewählt und stellte sein Amt unter den Leitspruch „pax christi in regno christi“, Friede Christi in Christi Reich.
Die seit 1870 schwelende Frage um den Status Roms wurde 1929 durch die Lateranverträge gelöst, in denen Pius XI. das Königreich Italien mit Rom als Hauptstadt anerkannte und militärische und außenpolitische Neutralität zusagte. Der faschistische Diktator Mussolini garantierte im Gegenzug einen unabhängigen Vatikanstaat, der vom Papst regiert wurde. Außerdem wurde u.a. der Katholizismus zur einzigen Staatsreligion erklärt.
In seinem Pontifikat betrieb Pius XI. eine aktive Politik der Konkordate, d.h. der Verträge zwischen Staaten und katholischer Kirche, um deren Rechte und Interessen abzusichern. So schloss er, unterstützt von seinen Kardinalstaatssekretären Gasparri und Pacelli, u.a. Konkordate mit Lettland, Polen, Rumänien, Litauen, Preußen und Österreich. Die Unterzeichnung des Reichskonkordats mit der gerade in Deutschland an die Macht gekommenen nationalsozialistischen Regierung am 20.7.1933 im Vatikan bedeutete für das neue Regime einen großen außenpolitischen Erfolg und innenpolitisch einen erheblichen Vertrauensgewinn gerade bei den Gläubigen, wirkte aber lähmend auf den politischen Katholizismus. Die Hoffnung, dass nun die Institution Kirche und die freie Religionsausübung, Bekenntnisschulen, Jugendarbeit usw. gesichert seien, wurde aber sehr bald enttäuscht.
Nachdem zahlreiche Protestschreiben wegen Verstößen der NS-Machthaber gegen das Reichskonkordat nichts bewirkt hatten, verfasste Pius XI. die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14. März 1937. Totalitäre Systeme waren nach seiner Auffassung mit christlichen Glaubenssätzen unvereinbar und auf die Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie in Deutschland folgte eine noch schärfere Anprangerung des atheistischen Kommunismus‘. In anderen päpstlichen Rundschreiben setzte er sich mit dem Rechtsextremismus der Action Française und dem Antisemitismus des Reverend Coughlin in den USA auseinander. Insgesamt verkündete Pius XI. 30 Enzykliken, wobei viele sich mit Fragen bezüglich christlicher Ehe und Erziehung beschäftigten, aber auch mit sozialen Problemen wie der Notwendigkeit eines gerechten Lohns.
Pius XI. starb am 10.2.1939 in Rom, noch bevor eine weitere Enzyklika, die seit acht Monaten insgeheim vorbereitet wurde und die Verurteilung von Rassismus, Judenhass und Judenverfolgung zum Inhalt haben sollte, fertiggestellt werden konnte. Sein Nachfolger Pius XII. hat sie nicht fortgeführt.