Sonnwendfeier
Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurden überall in Deutschland zweimal im Jahr Sonnwendfeiern veranstaltet, jeweils am 23. Juni, wenn am längsten Tag des Jahres die Sonne am höchsten stand, und am 21. Dezember, wenn sie ihren niedrigsten Stand überschritt.
Die Nationalsozialisten wollten alle Lebensbereiche, auch und gerade die Feierkultur durchdringen, gleichschalten und für ihre politische Propaganda vereinnahmen. Aus der mehrheitlich noch stark religiös gebundenen deutschen Gesellschaft sollten insbesondere kirchliche Feste verdrängt und durch neue, pseudoreligiöse Rituale und Bräuche ersetzt werden, die als vermeintlich germanisches, nordisches und heidnisches Volkserbe dargestellt wurden. Ergänzt durch politische Feier- und -Gedenktage wurde innerhalb kürzester Zeit ein umfangreicher nationalsozialistischer Festtagskalender etabliert.
Einen festen Platz hatten darin die Sonnwendfeiern. Schon in vielen alten Kulturen war die Sonne verehrt worden, wobei Licht und Feuer mit ihrer Faszination und Symbolkraft im Mittelpunkt standen. In den 1920er Jahren war die Sommersonnenwendfeier von der Jugendbewegung wiederentdeckt worden, ab 1933 übernahm sie die HJ, später auch andere NSDAP-Gliederungen, bei der Gestaltung spielte die SS eine maßgebliche Rolle. Nach von der Propagandaleitung der NSDAP vorgegebenen Musterablaufplänen erklang zuerst der Fanfarenruf, dann wurde feierlich ein großes Feuer entzündet, es folgten Ansprachen, Weihesprüche, Lieder und als Höhepunkt das Totengedenken, wobei Kränze ins Feuer geworfen wurden. Zum Schluss erschallten ein „Sieg-Heil“ für den Führer, Nationalhymne und Horst-Wessel-Lied.
Wintersonnenwendfeiern sollten in ganz Deutschland am 21. Dezember stattfinden und das christliche Weihnachten durch das germanische „Julfest“ ersetzt werden. Der Ablauf der öffentlichen Feiern war genau vorgeschrieben, beginnend mit einem Schweigemarsch, dann Ansprache, Lieder und „Kranzopfer“. Zuhause sollten Mütter ihre Kinder nicht zum Plätzchenbacken, sondern zum Ausstechen von „Sinngebäck“ in Form von Runen, Hakenkreuzen und anderen NS-Symbolen anleiten, die dann auch als „artgerechter“ Schmuck neben Äpfeln und Nüssen statt Kugeln, Sternen und Engeln in die „Jultanne“ gehängt werden konnten. Weitere Gestaltungsanregungen gaben Weihnachtsbücher, die eigens u.a von der Reichspropagandaleitung der NSDAP verbreitet wurden. Am 6.Dezember sollte nicht mehr Sankt Nikolaus kommen, sondern der Schimmelreiter bzw. Weihnachts- oder Sunnwendmann. Auch Weihnachtslieder wurden ohne christlichen Bezug um- oder neugedichtet.