Rote Armee
Rote Armee war bis 1946 der offizielle Name der während der Oktoberrevolution 1918 gegründeten Streitkräfte der Sowjetunion.
Die Rote Armee, eigentlich „Rote Arbeiter- und Bauernarmee“, war von Leo Trotzki während der Oktoberrevolution gegründet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie in „Sowjetarmee“ umbenannt, auch wenn sie fälschlicherweise in der westlichen Welt weiterhin als „Rote Armee“ bezeichnet wurde.
Bei ihrer Gründung war sie eine Freiwilligenarmee ohne Dienstgrade und Rangabzeichen. Kommandierende wurden demokratisch gewählt und ihre Befehle von den Untergebenen diskutiert. Diese fast demokratischen Strukturen beseitigte Josef Stalin, um seine diktatorische Stellung auszubauen. Um den Mangel an Offizieren auszugleichen wurden auch Generale und Offiziere geworben, die vordem in der Armee des Zaren gedient hatten.
Während der sogenannten „Stalinschen Säuberungen“ 1937-1939 wurden sehr viele höhere Offiziere der Roten Armee getötet oder in die Gulag-Lager geschickt.
Stalin und seine nicht militärisch ausgebildeten Politoffiziere sahen in den Armeeführern eine Gefahr für ihre absolute Machtposition. Das betraf Großteile der Armeeführung, fast alle Kommandeure von Divisionen und Brigaden sowie die Hälfte aller Regimentskommandeure. Diese brutale Maßnahme brachte Stalin beim deutschen Überfall am 22. Juni 1941 an den Rand der Katastrophe, da er seine Armee ihrer Führung beraubt hatte und diese schlecht aufgestellt war. So erlitt diese in den ersten Kriegswochen trotz verzweifelten Widerstandes eine große Niederlage.
Jetzt änderte die sowjetische Staatsführung ihre Strategie im Umgang mit der Roten Armee. Ihre Propaganda zielte nicht mehr auf den Klassenkampf, sondern wandte sich den patriotischen Gefühlen der Bevölkerung zu. In Bezugnahme auf den „Vaterländischen Krieg“ gegen Napoleon 1812 wurde der Krieg gegen die deutschen Angreifer nun „Großer Vaterländischer Krieg“ genannt, russische Kämpfer und Helden zu Vorbildern stilisiert.
Die Armee wandelte sich bis Herbst 1943 in eine deutlich überlegene Angriffsarmee und die Sowjetunion in wenigen Monaten in ein gewaltiges Heer- und Arbeitslager, in dem nur ein Ziel galt: Die Armee in kürzester Zeit mit allem Notwendigen für den Sieg zu versorgen. Mit dieser gewaltigen Opferbereitschaft hatte Hitler nicht gerechnet. Der sich verschärfende Widerstand der Roten Armee und der kalte Winter 1941 brachten die Wehrmacht schließlich kurz vor Moskau zum Stehen.
Der Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg und in der Geschichte der Roten Armee war ihre erfolgreiche Einkesselung der 6. Armee in Stalingrad 1943: Motivation der Armee wurde erheblich gestärkt, Heldentaten von der sowjetischen Propaganda ausgiebig gefeiert, erfolgreiche Militärs belohnt. Nun begann die Armee die Blitzkriegsstrategie umzudrehen. Es sollte sie jedoch noch große Opfer kosten, ehe sie Deutschland am 8. Mai 1945 zur Kapitulation zwingen konnte.
Die Rote Armee hatte während des Zweiten Weltkrieges 34 Millionen Männer eingezogen, bis zu 13 Millionen Rotarmisten waren gefallen. Ihr Erfolg im „Großen Vaterländischen Krieg“ ist sowohl mit der Befreiung von Auschwitz verbunden als auch massenhaften Vergewaltigungen, gewaltsamen Übergriffen und Zerstörungen im eroberten Deutschland.