Meldungen aus dem Reich
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde es für die nationalsozialistische Staatsführung zur Sicherung ihrer Herrschaft noch wichtiger, die allgemeine Stimmungslage innerhalb der Bevölkerung genau zu beobachten. Das war auch vorher schon geschehen, doch ab Dezember 1939 wurden regelmäßig zwei- bis dreimal wöchentlich vom Amt III für Inlandnachrichtendienst des Reichssicherheits-Hauptamtes Berichte unter der Bezeichnung „Meldungen aus dem Reich“ (MdR) angefertigt und als Geheimsache einer kleinen Gruppe von höchsten Parteifunktionären und Beamten vorgelegt.
In den MdR wurde gesammelt und zusammengefasst, was aus dem gesamten Reichsgebiet von Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes und Vertrauensleuten, aber auch Fachleuten wie z.B. Verwaltungsbeamten, Ärzten, Richtern oder Lehrern beobachtet, gehört und weitergemeldet wurde bezüglich der kursierenden Meinungen und Reaktionen auf Kriegsereignisse und Regierungs- oder Parteimaßnahmen sowie die Wirkung ihrer Propaganda. Als die Informationen über die Stimmungslage mit dem Fortgang des Krieges für die NS-Führungsspitze immer ungünstiger wurden, ließ diese die MdR als „Sprachrohr des Defaitismus“ im Juli 1944 wieder einstellen.