Eugenik ("Rassenhygiene")
Im Griechischen bedeutete das Wort ‚eugen_es‘so viel wie ‚wohlgeboren, edel, von guter Art‘. Daraus bildete 1883 Francis Galton den Begriff ‚Eugenik‘, um damit - in Anlehnung an die Lehre seines Vetters Charles Darwin von der natürlichen Auslese in der Tierwelt - seine Vorstellungen von einer künstlichen sozialen Auslese zwecks Menschenzüchtung mit Verbesserung der Eigenschaften einer Rasse als Wissenschaft zu etablieren. In den folgenden Jahrzehnten wurden in vielen Ländern die Möglichkeiten, die Weitergabe von Erbanlagen durch positive „Auslese“ oder negative „Ausmerze“ zu kontrollieren und zu beeinflussen, diskutiert. Gerade unter dem Eindruck der Industrialisierung und der Proletarisierung, aber auch wirtschaftlicher Krisen und Kriegsfolgen wie der Überalterung in Deutschland, aber auch der medizinische Fortschritt nährten Befürchtungen, dass sich Kranke, „Asoziale“ und andere „unerwünschte“ Elemente schneller fortpflanzten als „Erbgesunde“ und Tüchtige. Als die Nationalsozialisten die Macht erlangten, gingen sie sofort daran, ihre Dogmen von Rassenhygiene und die Kategorisierung der Menschen in erwünschte, leistungsfähige und arische Volksgenossen versus unerwünschte, minderwertige oder lebensunwerte Existenzen skrupellos in die Praxis umzusetzen, wobei nicht die Gesundheit des Einzelnen, sondern die der „Volksgemeinschaft“ im Mittelpunkt stand. Die sozial- und gesundheitspolitischen Maßnahmen begannen bei der Zwangssterilisation, eingeführt mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und gingen bis zur Euthanasie über Eheverbote und – für Träger „wertvollen“ Erbgutes - Abtreibungsverbote.