Alfred Ploetz
Geboren in Swinemünde am 22.8.1860, ging Alfred Ploetz in Breslau zur Schule und gründete schon 1879 einen Schülergeheimbund zur „Ertüchtigung der Rasse“. Er befreundete sich mit seinem Klassenkameraden Carl und dessen Bruder Gerhart Hauptmann, dem späteren Dichter und Dramatiker des Naturalismus.
Die drei bildeten mit anderen auch einen studentischen Freundeskreis, in dem begeistert die Werke von Ernst Haeckel und Charles Darwin gelesen und Pläne für eine Kolonie, „ein Gemeinwesen auf freundschaftlicher, sozialistischer und wohl auch pangermanischer Grundlage“ geschmiedet und dafür der Verein „Pacific“ gegründet wurden. Vor der Verfolgung von Sozialisten unter Bismarck floh Ploetz 1883 in die Schweiz und setzte in Zürich das in Breslau begonnene Studium der Nationalökonomie fort.
Von dort reiste er als Präsident des Pacific-Vereins und in dessen Auftrag in die USA, um verschiedene utopische oder sozialistische Kolonien zu studieren und in einer Ikarier-Kolonie zu leben. Enttäuscht kehrte er zurück, nahm in Zürich ein Medizinstudium auf und geriet in einen Kreis, wo lebhaft aktuelle soziale Probleme wie Alkoholismus, Frauenrechte und Vererbungslehre diskutiert wurden.
Im Jahr 1890 wurde Alfred Ploetz zum Dr. med. promoviert und zog frisch vermählt in eine Kommune in die USA. In dieser Zeit vollzog er eine Wende, weg von seinen sozialistischen Idealen, und vertrat fortan die Ansicht, dass die Gesellschaft der Zukunft nach den Prinzipien des Darwinismus gestaltet werden müsse.
Bekannt wurde Ploetz durch den von ihm geprägten Begriff „Rassenhygiene“, aus der er eine Wissenschaft machen wollte und zu diesem Zweck 1905 in Berlin die „Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene“ gründete, außerdem in den folgenden Jahren mehrere Geheimbünde „zur Rettung der nordischen Rasse“. Allerdings war er nicht von vorne herein Antisemit, sondern anerkannte bei den Juden lange, bis in die 1920er Jahre hinein, „ihre hervorragende Rolle in dem Entwicklungsprocess der Menschheit“.
Alfred Ploetz war von großer Bedeutung für den Aufbau der rassistischen Weltanschauung der Nationalsozialisten, deren Weg an die Macht seinen Beifall fand, wie auch er geehrt und 1936 von Hitler zum Professor ernannt wurde. Im gleichen Jahr wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert, weil er die negativen Rückwirkungen von Krieg auf die menschliche Fortpflanzung aufgezeigt hatte. Im „Sachverständigenbeirat für Bevölkerungs- und Rassenpolitik“ war Ploetz Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für Rassenhygiene und Rassenpolitik (AG II), um die Regierung bei Gesetzesvorhaben zu beraten. Dabei hatte auch seine Gesellschaft für Rassenhygiene erheblichen Einfluss, so beim „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“.
Alfred Ploetz starb am 20. März 1940 in Herrsching am Ammersee.