Erziehungsanstalt Hephata
Der Name Hephata (aramäisch „öffne dich“) verweist auf eine Bibelgeschichte aus dem Leben Jesu, wo er mit diesen Worten einen Taubstummen heilt (Markus 7, 31-37), und wurde der evangelischen „Anstalt für die Erziehung und Ausbildung von Schwachbegabten“ gegeben, die 1859 auf Initiative des Rheydter Gemeindepfarrers Franz Balke (1822-1889) in Mönchengladbach gegründet wurde.
Am Anfang standen vier behinderte Jugendliche und der Taubstummenlehrer Karl Barthold (1829-1904), der dort in 45 Jahren als Direktor maßgeblich zum Entstehen der „Hülfsschulen“ und der Sonderpädagogik in Deutschland beitragen wird. Die zahlreichen Anfragen an die Hephata machten schon 1861 ein neues Haupthaus für 100 Menschen erforderlich, die in Gruppen von zehn bis zwölf Personen zusammenlebten. Die Einrichtung wurde zum Vorbild für viele Neugründungen von Potsdam bis Bethel/Bielefeld, ja auch im Ausland.
Im Zweiten Weltkrieg schickte der in jener Zeit verantwortliche Pfarrer Hans Helmich die Meldebögen für die Euthanasie-Aktion der Nationalsozialisten unausgefüllt zurück, mit der Begründung: „Nachdem wir erfahren haben, dass die Fragebogen 1 zur Ausmerzung Gemeinschaftsunfähiger dienen sollen, fürchten wir, uns durch die Beteiligung an ungesetzlichen Maßnahmen schuldig zu machen“. Er kann aber nicht verhindern, dass im Mai 1943 die Gebäude der Hephata wie die meisten Anstalten dieser Art zu „kriegsbedingten Zwecken“ geräumt und insgesamt 549 Bewohner nach Bad Kreuznach verlegt werden müssen, von denen nachweislich 180 ermordet werden.