"Kinderfachabteilung" Waldniel
Das St.-Josefsheim in Waldniel übernahmen die Nationalsozialisten 1937 von Franziskanerbrüdern und richteten dort eine sogenannte Kinderfachabteilung ein, zwecks Sammlung und Ermordung von Kindern und Jugendlichen, die nach ihrer Definition „lebensunwert“ waren.
In Waldniel-Hostert am Niederrhein hatten die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz im Jahr 1909 eine Pflegeanstalt für männliche, geistig oder körperlich Behinderte eröffnet. Bis zu 600 Menschen wurden in der weitläufigen Anlage nicht nur verwahrt, sondern je nach ihren Möglichkeiten in Werkstätten oder auf einem Bauernhof sinnvoll beschäftigt. Es gab auch kulturelle Angebote wie Chor, Musikkapelle und Theater.
Die Nationalsozialisten trieben die Franziskaner Mitte der 1930er Jahre mit Hunderten von Ermittlungsverfahren, Devisen- und Sittlichkeitsprozessen, von denen die meisten allerdings niedergeschlagen werden mussten, und durch Kündigung der staatlichen Versorgungsaufträge für ihre zahlreichen Behindertenheime Ende 1936 in den Konkurs. Umgehend eigneten sie sich das St. Josefs-Heim in Waldniel für weniger als ein Drittel seines tatsächlichen effektiven Wertes an und machten es zu einer Zweigstelle der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal.
Nach Beginn des Krieges wurde auch Waldniel in die Durchführung der „Euthanasie“ einbezogen; 1044 Patienten sollen von hier in andere Anstalten, z.B. nach Galkhausen/Langenfeld, dann nach Hadamar in den sicheren Tod geschickt worden sein. In einem der Gebäude, das die Franziskaner "Schutzengelhaus" genannt hatten, wurde 1940 die Kinderfachabteilung Waldniel-Hostert, eine von etwa 30 im Reichsgebiet, mit Dr. Georg Renno als Leiter eingerichtet. Bis zu ihrer Auflösung Anfang im Juli 1943 kamen hier 97 Kinder um, die 183 Verbliebenen wurden in andere „Fachabteilungen“ wie z.B. Uchtspringe, Brandenburg-Görden und Ansbach verlegt.