Gertrud Scholtz-Klink
Als Reichsfrauenführerin hatte Getrud Scholtz-Klink von 1934 bis 1945 das für eine Frau im Dritten Reich höchstmögliche Amt inne. Politisch fast ohne Einfluss, trug sie doch Mitverantwortung bei der propagandistischen Stabilisierung des NS-Systems bis zum bitteren Kriegsende.
Die spätere Gertrud Scholtz-Klink wurde am 2. Februar 1902 in Adelsheim/Baden geboren und auf den Namen Gertrud Emma Treusch evangelisch getauft. Sie verließ das Gymnasium in Moosbach mit der Mittleren Reife, heiratete mit 19 Jahren den Lehrer Eugen Klink und brachte vier Kinder zur Welt.
Ihr Mann war Mitglied der SA und agitierte im Kreis Offenburg für die NSDAP. Gemeinsam trat das Ehepaar am 1. März 1930 in die Partei ein, doch wenige Tage später verstarb Eugen Klink bei einer Wahlkampfrede durch Herzversagen. Daraufhin engagierte sich seine Frau umso stärker politisch und ließ sich wenig später von NSDAP-Gauleiter in Baden, Robert Wagner, für den Aufbau der Frauenarbeit der Partei in Kehl und Offenburg anwerben und bald auch die Leitung des Deutschen Frauenordens im Badischen übertragen, der 1931 in der neu gegründeten NS-Frauenschaft (NSF) aufging.
Ihre zweite Ehe mit dem Landarzt Günther Scholtz hielt nur von 1932 bis 1937. Im Jahr 1940 heiratete sie den SS- Obergruppenführer August Heißmeyer, der sechs Kinder mit in die Ehe brachte und mit ihr 1944 noch einen gemeinsamen Sohn bekam. Mit dann insgesamt elf Kindern wurde sie zum Vorbild für die arische Mutter stilisiert, aber auch insgeheim kritisiert, dass sie aufgrund ihrer Ämterhäufung gar keine Zeit sie hatte.
Im Jahr 1934 erreichte die rasante Karriere von Gertrud Scholtz-Klink ihren Höhepunkt: nachdem sie Leiterin des weiblichen Arbeitsdienstes, des Deutschen Frauenwerkes, des Deutschen Roten Kreuzes und Reichsführerin der NSF geworden war, verlieh ihr Hitler im November 1934 den Titel „Reichsfrauenführerin“. Doch auch wenn sie formal nur ihm und seinem Stellvertreter Rudolf Heß unterstellt war und in Berlin einen Verwaltungsapparat mit Hunderten von Mitarbeiterinnen aufbaute, hatte sie doch kaum Machtbefugnisse, nicht einmal ein eigenes Budget. De facto unterstand sie innerhalb der NS-Männer-Hierarchie Erich Hilgenfeldt, dem Leiter der Nationalen Volkswohlfahrt (NSV) und war nur seine Stellvertreterin im Amt für Frauenfragen. Ihr geringer politischer Einfluss reduzierte sich trotz vieler weiterer Ämter spätestens ab 1936 zusehends auf die Rolle eines Aushängeschildes.
Als solches verbreitete sie in zahlreichen Reden und Schriften das nationalsozialistische Weiblichkeitsideal, wobei sie entsprechend der NS-Lehre von Rasse und „Volksgesundheit“ Nicht-Arierinnen wie Jüdinnen, Sinti, Roma und Andersdenkende ausgrenzte. Rhetorisch wirksam propagierte sie die selbstlos dienende, pflichtbewusste und leidensfähige Mutter, verteidigte gegen „falsche Gleichmacherei“ das „ureigenste Selbst" der Frau. Dies zu entfalten gab es an 150 Schulen auch praktische Unterstützung in NSF Kursen über Hauswirtschaft, Kinderpflege, Erziehung Hygiene und "nationalsozialistische Kultur".
Das NS-Frauenideal geriet im Zweiten Weltkrieg aber immer mehr in Konflikt mit der Notwendigkeit, dass Frauen, solange die Männer an der Front kämpften, deren Aufgaben übernahmen. Scholtz-Klink musste diese Widersprüche propagandistisch auflösen oder zumindest verschleiern, um die deutschen Frauen für die Aufrechterhaltung von Wirtschaft, Versorgung und Infrastruktur in Städten und Dörfern, aber auch für die stetig steigende Rüstungsproduktion und nicht zuletzt für „Geburtshöchstleistungen“ zu mobilisieren,– neben der Sorge für Familie und Haushalt, die unter Kriegsbedingungen ohnehin immer schwerer und allein zu tragen war. Gertrud Scholtz-Klink half so, die sogenannte Heimatfront aufrechtzuerhalten, ohne die auch die Kriegsfront zusammengebrochen wäre.
Nach Kriegsende konnte sie aus einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager fliehen, tauchte mit ihrem Mann unter und wurde als Maria Stuckebrock entnazifiziert, bis sie Anfang 1948 von der Polizei der französischen Besatzungsmacht verhaftet und wegen Führung einer falschen Identität 18 Monate Haft verbüßen musste. Im folgenden Jahr wurde sie von der Spruchkammer in Tübingen als Hauptbelastete der NS-Diktatur eingestuft, die verhängte Strafe von nochmals 18 Monaten Internierungslager aber als schon verbüßt angesehen. 1950 kam es zu einem Revisionsverfahren, in dem sie zu 30 Monaten Internierung mit dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt wurde.
In ihren 1978 erschienen Memoiren, die sie provokativ den „Opfern der Nürnberger Prozesse“ widmete, zeigte sie sich unbeirrt begeistert vom Nationalsozialismus und überzeugt von dessen Frauenbild. Gertrud Scholtz-Klink starb am 24. März 1999 in Tübingen-Bebenhausen.