Georges Benjamin Clemenceau
Der französische Staatsmann Georges Benjamin Clemenceau (1841-1929) stammte aus einer republikanischen Familie in der Vendée. Nach dem Studium der Medizin arbeitete er als Journalist – und für vier Jahre in den USA gleichzeitig auch als Lehrer - und gründete mehrere Zeitschriften. Im Jahr 1870 kehrte er nach Paris zurück und engagierte sich nach dem Fall des Zweiten Kaiserreichs in der Politik. Er wurde Bürgermeister von Montmarte, bald auch Abgeordneter in der Nationalversammlung für den bürgerlich-liberalen Parti radical. Er wurde zur führenden Persönlichkeit der politischen Linken in Frankreich, engagierte sich sehr in der Dreyfuss-Affäre und übernahm über die Jahrzehnte verschiedene hohe Staatsämter. Nach einer ersten Amtszeit wurde der Sechsundsiebzigjährige im Ersten Weltkrieg, am 16.11.1917, zum zweiten Male Premierminister, zudem Kriegsminister, und leitete nach der deutschen Kapitulation die französische Delegation bei den Friedensverhandlungen in Versailles. Er vertrat vehement die Sicherheitsbedürfnisse Frankreichs gegenüber Deutschland, das von den Siegern ohne Gnade so entwaffnet und geschwächt werden sollte, dass von dort nie mehr ein Angriff zu befürchten war. Dagegen machte er aus seiner Skepsis gegenüber dem „Vierzehn-Punkte-Plan“ des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, der eine neue Friedensordnung für Europa und zwischen den Völkern errichten wollte, kein Hehl. Clemenceau forderte vielmehr die Rückgabe von Elsass-Lothringen, das seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 unter deutscher Herrschaft war, die dauerhafte Abtretung des Saarlandes, die ständige militärische Besetzung des Rheinlandes und enorme Reparationszahlungen in Geld- und Sachleistungen, konnte sich damit aber nur teilweise, mit zeitlichen Befristungen durchsetzen. Doch darin lag schon viel Sprengstoff für weitere deutsch-französische Spannungen.