Reichstagswahl und Volksabstimmung
Am 12. November 1933 fanden zwei Wahlen gleichzeitig statt, die zum Reichstag und eine Volksabstimmung. Die Wahlbeteiligung lag im Reichsdurchschnitt bei imposanten 95,2%, ihre Ergebnisse waren triumphal für den „Führer“ Adolf Hitler. Bei der „Befragung des Volkes durch den Führer“ ging es darum, eine in diktatorischer Machtvollkommenheit von Hitler bereits im Oktober vollzogene Entscheidung nachträglich absegnen zu lassen. Er hatte überraschend den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund verkündet und mit der nationalen Ehre begründet. Damit rührte er zielsicher an dem tiefen Gefühl der Demütigung, das die Mehrheit der Bevölkerung seit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg vor 15 Jahren umtrieb, und fand dafür auch außerhalb seiner Partei, bei vielen anderen bekannten Persönlichkeiten und bei beiden Kirchen Unterstützung. Auf die – stark emotionalisierende – Frage: „Billigst Du, deutscher Mann, und Du, deutsche Frau, diese Politik deiner Reichsregierung, und bist du bereit, sie als den Ausdruck deiner eigenen Auffassung und Deines eigenen Willens zu erklären und Dich feierlich zu ihr zu bekennen?“ antworteten 95,1% mit Ja. Zugleich wurde ein neuer Reichstag „gewählt“. Der vorhergehende bestand erst seit März und hatte sich mit dem „Ermächtigungsgesetz“ de facto selbst entmachtet. Die neuen Machthaber hatten seitdem alle übrigen Parteien zerschlagen, verboten oder zur Selbstauflösung gedrängt und Parteienneubildungen per Gesetz vom 14.7.1933 verboten. So gab es bei dieser Pseudo-Wahl am 12.11.33 nur eine Einheitsliste mit überwiegend nationalsozialistischen Kandidaten, die das Reichsinnenministerium mit der NSDAP aufgestellt hatte. Sie wurde von 92,2% der Wähler akzeptiert. Der Reichstag war zu einem funktionslosen Klub von Claqueuren für Hitlers Rednerauftritte degradiert, im Volksmund insgeheim als „teuerster Männergesangsverein der Welt“ bespöttelt.