Protestantismus
Unter diesem Begriff werden all jene kirchlichen Gemeinschaften und ihre Glaubensrichtung zusammengefasst, die aus der Reformationsbewegung entstanden sind. Das Adjektiv „protestantisch“ wird heutzutage oft synonym zu „evangelisch“, auch zu „reformatorisch“ oder „lutherisch“ gebraucht.
Die Wurzeln der Wörter ‚Protestantismus‘, ‚Protestant‘ und ‚protestantisch‘ liegen im lateinischen Verb ‚protestari‘ für ‚öffentlich Zeugnis ablegen, eine Gegenerklärung abgeben“ und reichen, auf religiöse Konfessionen bezogen, bis 1529 zurück. Zwölf Jahre zuvor hatte sich – vor allem von Martin Luther ausgelöst –aus Empörung gegen die Missstände in der Kirche eine nicht mehr aufzuhaltende Bewegung der kirchlichen Erneuerung und Rückbesinnung auf die Bibel, insbesondere das Evangelium, in Gang gesetzt: die Reformation.
Der schlossen sich verschiedene deutsche Landesfürsten und Städte an, während Kaiser Karl V. und die katholische, d.h. in ihrem Verständnis allgemeine Kirche mit ihren fürstlichen Anhängern die verschiedenen neu aufkommenden evangelischen Gruppierungen bekämpften. Immerhin wurde auf dem ersten Reichstag zu Speyer 1526 ein Kompromiss gefunden, wonach Rechtssicherheit hergestellt und die Religionsfrage vorläufig dem Gewissen der Fürsten überlassen wurde. Doch auf dem zweiten Reichstag zu Speyer 1929 wollten der Kaiser und die katholische Mehrheit diesen ersten Schritt zu Toleranz wieder rückgängig machen, das Wormser Edikt aufrechterhalten und religiöse Einheit erzwingen.
Dagegen erhoben am 19. April 1529 sechs Fürsten und vierzehn Freie Reichsstädte mit dem Rechtsinstrument der ‚Protestation‘ feierlich Einspruch. Sie traten gegen die Verhängung der Reichsacht über Luther, seine Lehre und Schriften und für die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Einzelnen ein. In dieser Protestnote wird – nicht ganz unumstritten – der Ursprung des Protestantismus und der Bezeichnung ‚Protestanten‘ gesehen.