Wilhelm Weigle
Der Pfarrer Wilhelm Weigle (1832-1932) machte mit neuen, jugendgemäßen und vielfältigen Bildungs- und Freizeitangeboten und Bibelkreisen das Haus der Altstadtgemeinde zum Zentrum der evangelischen Jugendarbeit in Essen.
Der Sohn eines Landpfarrers kam am 3. August 1862 in Rheinhausen-Friemersheim zur Welt. Trotz der tiefen Religiosität, die ihm durch das Elternhaus eingeprägt war, brachte ihm das Studium der Theologie, das er nach harten Jahren am Essener Gymnasium aufnahm, nicht auf Anhieb die Erfüllung, weder in Berlin, noch Basel oder Utrecht. Erst in Bonn öffnete ihm sein Theologieprofessor Christlieb den Zugang zum Fach und zum tiefen Glauben.
Einen weiteren wichtigen Anstoß erhielt Wilhelm Weigle im Sommer 1882, als er gemeinsam mit seinem Studienfreund Fritz Mockert zur ersten nationalen Konferenz der Jungmännerbünde fuhr und sich beide von da an der Jugendarbeit mit Schülern der höheren Schulen zuwandten. Es begann mit der Gründung von zwei Bibelkreisen, die so viel Anklang fanden, dass sie sich schnell überall in Deutschland verbreiteten. Mit 24 Jahren ging Wilhelm Weigle zunächst als Hilfsprediger nach Nümbrecht im Bergischen Land, wo er 1887 ordiniert wurde. Dort wie auch ab 1890 auf der Pfarrstelle in Gruiten widmete er sich besonders den Jugendlichen ab 14 Jahren.
Diesen Aufgabenschwerpunkt verfolgte er neben der Seelsorge auch in der Altstadtgemeinde in Essen weiter, als er 1893 dorthin wechselte und eine eigene Jugendgruppe gründete, aus der 1897 „Evangelische Jugendverein“ entstand. Weigle schockierte so manches Gemeindemitglied durch sein unrespektierliches/unkonventionelles Auftreten: ein Pfarrer, der mit den Jungen wie einer ihresgleichen umging, wanderte, spielte, sogar Schlittschuh lief!
Der Jugendverein hatte bald an die 1.600 Mitglieder und auch der im selben Jahr noch eingeführte Bibelkreis ebenso wie die ersten Ferienfahrten fanden regen Anklang. Dafür wurde das alte Gemeindehaus bald zu klein und der Pfarrer begann Geld zu sammeln für ein neues Jugendhaus, das 1912 auf der Hohenburgstraße 96 eingeweiht werden konnte. Seit 1934 und bis heute heißt es „Weigle-Haus“.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Wilhelm Weigle sein Pfarramt 1929 an Wilhelm Busch übergeben. Er starb am 4. April 1932 im Huyssenstift in Essen.