Friedrich von Bodelschwingh
Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere (geb. in Bethel bei Bielefeld am 14. August 1877, gest. ebda. am 4. Januar 1946.) studierte evangelische Theologie. Er übernahm von seinem gleichnamigen Vater, dem Begründer der Anstalten für Behinderte in Bethel, nach dessen Tod 1910 deren Leitung. Er spielte auch in der evangelischen Kirche eine bedeutende Rolle und wurde am 27.5.1933 zum ersten Reichsbischof designiert, musste aber schon im Juni auf Druck der Nationalsozialisten zugunsten von Ludwig Müller auf das Amt verzichten. Dennoch unterstützte er die neuen Machthaber anfangs und rückte erst in dem Maße davon ab, wie deren Angriffe gegen die Kirchen heftiger und deren Rassenpolitik mörderischer wurde. In den Von Bodelschwinghschen Anstalten trug er in der Zeit des Nationalsozialismus die Verantwortung für etwa 4500 Patienten mit Epilepsie, körperlichen oder geistigen Behinderungen, psychischen Erkrankungen, aber auch Arbeits- oder Wohnungslosen. Die Anstalten wuchsen unter seiner Leitung vor allem im Bereich der Schulen stark weiter. In der seit den 1920er Jahren lebhaft geführten Diskussion um Eugenik und die Sterilisation von vermeintlich „Erbkranken“ zugunsten eines „gesunden Volkskörpers“ war Fritz von Bodelschwingh eher auf der Seite der Befürworter, auch wenn es für ihn als Christen kein „lebensunwertes Leben“ geben konnte. Zwischen 1934 und 1945 in Bethel wurden, dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ gehorchend, mindestens 1176 Menschen zwangssterilisiert. Die sogenannte „Euthanasie“ lehnte von Bodelschwingh dagegen leidenschaftlich ab und setzte all seine Kraft daran, die Anstalt zu erhalten und die Tötung von Kranken und Behinderten „durch hinhaltende Kooperation mit den NS-Behörden“ (Ernst Klee) abzuwenden. Nach Kriegsende und dem Zusammenbruch des NS-Regimes wird er einer der Mitbegründer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).