Pfarrernotbund

Wenige Wochen nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, am 7.4.1933, war das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ ergangen, das Menschen mit jüdischer Abstammung von öffentlichen Ämtern ausschloss. Als dann am 6. September 1933 die neu gewählte, von den Deutschen Christen dominierte Generalsynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union zusammentrat, wurde der Beschluss gefasst, diese staatliche Regelung zu übernehmen und nur jene Geistlichen und Kirchenbeamten im Amt zu belassen oder neu zuzulassen, die eine „arische Abstammung“ nachweisen konnten. Ja, sie durften nicht einmal mit einem „Nicht-Arier“ verheiratet sein.

Dagegen sammelten sich oppositionelle evangelische Pfarrer wie Herbert Goltzen, Günther Jacob, Eugen Weschke, Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller zum Widerstand, denn sie sahen in einem „Arierparagraphen“ zur Vertreibung von Juden protestantischer Konfession aus der Kirche eine Verletzung des christlichen Glaubens. Sie verwehrten sich gegen staatliche Einmischung und das Eindringen nationalsozialistischer Ideologie in ihre Kirche und erstrebten stattdessen eine Rückbindung an die Heilige Schrift, die Bibel, und eine Belebung des Bekenntnisses der Reformation. Offiziell gründeten sie am 21.9.1933 den Pfarrernotbund, der mit einem Bruderrat und einer Geschäftsstelle in Berlin für die 30-50 betroffenen Pfarrer auch finanzielle und praktische Unterstützung organisierte. Keine vier Monate später hatte er über 7.000 Mitglieder.

Vorwiegend aus dem Pfarrernotbund entwickelte sich im Frühjahr 1934 als Opposition zu den von Hitler geförderten Deutschen Christen die Bekennende Kirche.