Reformation

Der Begriff (von lateinisch ‚reformare‘) bezeichnete früher allgemein Umgestaltung, Neuordnung, Verbesserung, doch seit dem 16. Jahrhundert im Besonderen jene große religiöse Bewegung, die eine Erneuerung der katholischen Kirche anstrebte, - mit weltweiten historischen Auswirkungen.

Als Auslöser und Anfang der Reformation gilt der 31.10.1517, als Martin Luther in Wittenberg 95 Thesen gegen die Auswüchse beim kirchlichen Ablasshandel formuliert und an die Tür der Schlosskirche geschlagen haben soll. Er war nicht der Erste und nicht der Einzige, der sich über Missstände in der Kirche empörte, insbesondere über deren lukrativen Handel mit Ablassbriefen. Den Gläubigen wurde versprochen, dass sie sich damit von ihren Sünden loskaufen könnten und ihre Seelen nach dem Tod schneller vom Fegefeuer in den Himmel gelangten. Damit und mit der Käuflichkeit von einträglichen Ämtern wurden Prunk und Prasserei vor allem in Rom und Baumaßnahmen am Petersdom finanziert.

Luthers Thesen und die neuen Glaubenssätze, die er in den folgenden Jahren entwickelte, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Er gelangte zu der Auffassung, dass der Gläubige zwischen sich und Gott keine Vermittlung durch Priester oder Mönche benötige und lehnte den Papst als höchste Autorität ab. Vielmehr sollte wieder die Bibel selbst Grundlage und Zentrum des christlichen Glaubens und Lebens sein und der Einzelne in unmittelbare Beziehung zu Gott treten. Damit auch das einfache Volk die Heilsbotschaft Jesu verstehen könne, forderte er, Messen und Predigten in deutscher statt lateinischer Sprache zu halten, und übersetzte selbst die Bibel ins Deutsche.

Dabei war es keineswegs Luthers Absicht, einen Keil in die römisch-katholische Kirche zu treiben, doch deren Abwehr aller Reformforderungen und die Dynamik der neuen Bewegung führten eben dorthin. Schließlich wurde 1555 im sogenannten Augsburger Religionsfrieden die konfessionelle Spaltung im Deutschen Reich besiegelt. Tatsächlicher Frieden war damit aber keineswegs gesichert, denn die Religionsfrage hatte sich schon längst verstrickt mit politischen Parteibildungen und Machtinteressen und sollte Grund (oder Vorwand) für grausame Kriege werden. Auch innerhalb der reformatorischen Bewegung, die vornehmlich von katholischer Seite auch Protestantismus genannt wird, gab und gibt es keine Einheit, sondern verschiedene Glaubensgemeinschaften wie etwa die evangelischen Lutheraner, Reformierten und Unierten, die Calvinisten, Mennoniten, Baptisten, Methodisten, Presbyterianer oder Pfingstler.

Die Reformation markiert einen Wendepunkt zur Moderne, denn sie hatte vielfältige Auswirkungen nicht nur auf die Kirche, auf überkommene Glaubenssätze und die konfessionelle Spaltung der Christenheit, sondern noch viel weitreichendere: auf die politischen Machtverhältnisse in Europa, auf das gesamte gesellschaftliche und geistige Leben u.a. durch die Trennung von Staat und Kirche, die Aufwertung des Individuums und durch die breite Förderung von Volksbildung und Wissenschaft, auf die Wirtschaft und nicht zuletzt auf die deutsche Sprache durch Luthers weit verbreitete Bibelübersetzung. Bis heute begehen evangelische Christen in Deutschland jedes Jahr am 31. Oktober den Reformationstag als Feiertag.