Hans Friedrich Karl Günther
Hans Friedrich Karl Günther (16.2.1891 – 25.9.1968) gelangte mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten als der „Rassenpapst“ bzw. als „Rassegünther“ zu zweifelhafter Berühmtheit.
Nach dem Studium von Sprachwissenschaft und Germanistik, auch einigen Vorlesungen in Zoologie, Geographie und Anthropologie in seiner Heimatstadt Freiburg i.Br. und einem Semester in Paris wurde Günther 1914 zum Dr. phil. promoviert. Gleich darauf meldete er sich als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, wo er vorwiegend beim Roten Kreuz eingesetzt war.
Auch wenn er nach der deutschen Niederlage eine Prüfung für das höhere Lehramt ablegte, sah er sich doch als politischer Schriftsteller, der bei rechtskonservativen und nationalsozialistischen Lesern bald ein breites und bewunderndes Publikum fand, vor allem für sein Hauptwerk „Rassenkunde des deutschen Volkes“ aus dem Jahre 1922. Nach Stationen in Wien, Dresden und Breslau lebte er von 1923 bis 1929 in Skandinavien. Günther war der Kopf der „Nordischen Bewegung“ und entwickelte Theorien, die Grundlage der nationalsozialistischen Rassenlehre und Rassenpolitik wurden. Danach sollten die Menschen in verschiedene Rassen unterschieden werden, von denen die nordische die wertvollste, aber auch die gefährdetste wäre und deshalb durch „Aufnordung“ , verbunden mit Entstädterung und Förderung des Bauerntums gerettet werden sollte. Er lieferte damit die ideologische Basis für sogenannte rassenhygienische Gesetze und Maßnahmen, für Zwangssterilisationen und die Vertreibung, Verfolgung und Ermordung von angeblich „Minderwertigen“, ja ganzen Völkern.
1930 wurde er vom ersten nationalsozialistischen Minister in Thüringen, Wilhelm Frick, ungeachtet der heftigen Proteste von Professoren reichsweit auf einen für ihn neu geschaffenen Lehrstuhl für Sozialanthropologie an der Universität Jena gesetzt. Mitglied der NSDAP wurde Günther 1932. Nach der Machtergreifung machte er weiter Karriere und wurde ordentlicher Professor für Rassenkunde in Berlin, von 1940 bis 1945 an der Universität Freiburg Professor und Institutsleiter und erhielt zahlreiche Ehrungen.
Nach Kriegsende und drei Jahren Internierungslagerwurde er schließlich als „Mitläufer“ entnazifiziert. Er publizierte weiterhin, ohne seine Grundideen je aufzugeben, und fand auch weiterhin bis in die sechziger Jahre hinein Leser, u.a.in den USA. Die nationalsozialistischen Verbrechen und die Zwangssterilisationen verharmloste er dagegen. Hans F.K. Günther verstarb mit 77 Jahren in Freiburg.