Kittelbach-Piraten
Die "Kittelbachpiraten" waren eine Gruppierung der bündischen Jugend, die aus einem 1925 in Düsseldorf gegründetem Wanderbund hervorgegangen ist. Sein Name ist von einem örtlichen Wasserlauf abgeleitet, zur Bundeskluft gehörten Nagelschuhe, schwarze Hose und Hemd, schwarzes Barett, eine Koppel mit dem Totenkopf und Zimmermannshalstuch. Der Bund war straff organisiert und verfügte Anfang 1933 über eine eigene Bundes-Zeitung" mit dem Titel „Auf die Barrikade". Der Sitz des Bundes war Düsseldorf.
Wegen ihres männlichen Gebarens und ihres Draufgängertums hatten die "Kittelbachpiraten" insbesondere auf die Arbeiterjugendlichen in den industriellen Zentren erhebliche Ausstrahlung. Gegen Ausgang der Weimarer Republik existieren „Trupps" in Krefeld, St. Tönis und Anrath, Gladbeck, Strerkrade, Essen, Duisburg, Wuppertal und Düsseldorf. Januar 1933 hatte der Bund in Rheinland und Westfahlen 465 eingeschriebene Mitglieder.
Die "Kittelbachpiraten" zählten zu den militant rechtsgerichteten Jugendverbänden wie Jungstahlhelm, Bismarckjugend etc. Zahlreiche Hinweise belegen ihr Engagement für die Nationalsozialisten in der „Kampfzeit", besonders im Straßenkampf mit den Kommunisten. Offiziell wurden die informellen Gruppen im Herbst 1933 verboten, in Liedern und Erzählungen hielt sich ihre Legende bis zum Ende des „Tausendjährigen Reiches". Nach der Auflösung des Bundes trat ein Teil zur Hitlerjugend und SA über und übernahm dort leitende Funktionen. Andere schlossen sich informellen Jugendgruppen oder dem Nerother Bund sowie Pfadfindergruppen an.
Bevor sich der Begriff der Edelweisspiraten für die besonders im rheinisch-westfälischen Industriegebiet bestehenden Jugendgruppen durchsetzte, benutzen die NS-Behörden anfänglich auch die Bezeichnung „Kittelbachpiraten", als Sammelbezeichnung für „wilde Wanderer" und Angehörige von „wilden Jugendbünden".