Martin Bormann

Martin Bormann (1900 – 1945) stieg im Nationalsozialismus zur „grauen Eminenz“, zum inoffiziell zweitmächtigsten Mann nach Adolf Hitler auf, der ihn später in seinem Testament den „Treuesten seiner Parteigenossen“ nennen sollte. Bormann stammte aus Wegeleben bei Halberstadt und war Sohn eines Postbeamten. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er nicht mehr aktiv zum Kampfeinsatz gekommen war, trat er dem „Verband gegen Überhebung des Judentums“ bei, machte eine landwirtschaftliche Lehre auf einem Gutshof in Mecklenburg und schloss sich dem ehemaligen Freikorps Roßbach an. 1924 wurde er mit seinem Korpskameraden Rudolf Höß wegen Fememordes an seinem ehemaligen Volksschullehrer angeklagt und zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt. Im Jahr 1927 trat er der NSDAP bei und stieg dort rasch in die Parteiführung auf. 1929 heiratete er die Tochter des obersten Parteirichters Gerda Buch und hatte mit ihr neuen Kinder. Im Juli 1933 wurde er Stabsleiter bei Rudolf Heß, dem „Stellvertreter des Führers“, im Oktober einer der 18 Reichsleiter der NSDAP, wenige Wochen später Abgeordneter im Reichstag. Es gelang ihm in den folgenden Jahren, sich für Hitler unentbehrlich zu machen. So übertrug er ihm die Verwaltung seines Privatvermögens und seines Besitzes am Obersalzberg mit Leitung der Bautätigkeiten. Nach dem Englandflug von Heß erhielt Bormann die Leitung von dessen Dienststelle, die von da an „Parteikanzlei“ genannt wurde, und die Befugnisse eines Reichsministers. Im April 1943 wurde er zum „Sekretär des Führers“ ernannt und nutzte seine Machtposition, um Eingaben und den Zugang zu Hitler zu kontrollieren und dessen Befehle bezüglich Euthanasie, Kirchenkampf und Judenvertreibung zu Judenvernichtung gewissenlos zu verschärfen. 1944 mobilisierte er zum „Volkssturm“. Er fungierte noch kurz vor dessen Selbstmord im Führerbunker in Berlin als Hitlers Trauzeuge und war auch bei der Verbrennung der Leiche anwesend, doch dann verlor sich seine Spur. Bei den Nürnberger Prozessen wurde er als einer der 24 Hauptkriegsverbrecher angeklagt und in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Gerüchte um seine Flucht nach Südamerika verstummten erst, als sein Skelett 1972 beim Lehrter Bahnhof aufgefunden und durch DNA-Analyse zweifelsfrei identifiziert wurde. Martin Bormann beging sehr wahrscheinlich am 2.5.1945 bei dem Versuch, aus Berlin zu fliehen, Selbstmord mit Zyankali.