Bernhard Rust
Bernhard Rust (1883-1945) arbeitete von 1934 bis 1945 als Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung am Aufbau eines nationalsozialistisch ausgerichteten Schul- und Bildungswesens.
Am 30.9.1883 wurde Karl Josef Bernhard Rust als Sohn eines wohlhabenden katholischen Zimmermanns und Mietshausbesitzers in Hannover geboren. Er studierte von 1904 bis 1908 Germanistik, Klassische Philologie, Kunstgeschichte, Philosophie und Musik in München, Berlin, Göttingen und Halle. Danach war er bis 1930 in seiner Heimatstadt, zuletzt als Studienrat, am Ratsgymnasium tätig. Aus zwei Ehen gingen ein Sohn und drei Töchter hervor.
Ein tiefer Einschnitt war der Erste Weltkrieg, an dem Rust 1914-1918 als Infanterieoffizier teilnahm, hoch dekoriert und mehrmals verwundet wurde, einmal besonders schwer am Kopf, was später Anlass zu Spekulationen über die Gründe für seine oft sprunghaften bis bizarren Entscheidungen geben sollte. Er litt an einer Trigeminusneuralgie und soll alkoholsüchtig gewesen sein.
In den politisch chaotischen ersten Nachkriegsjahren schlug er sich auf die völkische, rechtsradikale Seite und wurde Mitglied beim Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund, beim Bund ehemaliger Frontkämpfer und im Stahlhelm und saß ab 1924 wurde für die Deutschvölkische Freiheitspartei im Stadtparlament von Hannover. Im Mai 1925 trat er in die NSDAP und in die SA ein und wurde Gauleiter von Hannover-Ost, ab Herbst 1928 vom neu gegründeten Gau Süd-Hannover-Braunschweig.
1929 zog Rust als Abgeordneter für die NSDAP in den preußischen Provinziallandtag und 1930 in den Reichstag ein. Kurz nachdem seine Partei 1933 die Regierung übernommen hatte, wurde er preußischer Kultusminister und ab 1934 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Als solcher vertrieb er zunächst einmal alle jüdischen und politisch anders denkenden Lehrer, Universitätsprofessoren und Wissenschaftler, auch viele Nobelpreisträger, aus ihren Stellungen und meist ins Ausland, - ein ungeheurer Aderlass für das damals blühende und international hochrangige deutsche Kultur-, Bildungs- und Forschungswesen, der über Jahrzehnte nachwirken sollte.
Die Schulen wurden vereinheitlicht, z.B. private Vorschulen abgeschafft, die Lehrpläne ideologisch ausgerichtet und mit der NS-Rassenlehre durchsetzt, der Hitlergruß eingeführt, jüdische und behinderte Kinder und Jugendliche vom Unterricht ausgeschlossen, später ungeachtet des Reichskonkordats katholische Schulen aufgelöst. In dem Bestreben ein Erziehungswesen aufzubauen, das ausschließlich stramme Nationalsozialisten produzierte, führte er u.a. den neuen Schultypus der „Nationalsozialistischen Erziehungsanstalten“ (NAPOLA) ein, wurde aber von den NS-Organisationen HJ, SS und DAF, die auch mit ihm um den Zugriff auf die Jugend rivalisierten, an den Rand gedrängt und hatte wenig Ansehen und Einfluss.
Als Bernhard Rust in Berne/Oldenburg von der deutschen Kapitulation erfuhr, beging er am 8. Mai 1945 Selbstmord.