NS-Volkswohlfahrt (NSV)
Mit 17 Millionen Mitgliedern (1943) nach der Deutschen Arbeitsfront die größte und in der Öffentlichkeit bekannteste NS-Massenorganisation. 1931 in Berlin als lokaler Selbsthilfeverein gegründet, wurde sie ab 1933 unter ihrem Leiter Erich Hilgenfeldt zu einer reichsweiten, ständig expandierenden Wohlfahrtseinrichtung. Sie organisierte u.a. das - formal von ihr unabhängige - Winterhilfswerk, das Hilfswerk "Mutter und Kind" sowie die Kinderlandverschickung. Während des Krieges kamen die Betreuung und Bombenopfern und die Flüchtlingsversorgung hinzu. Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die NS-Volkswohlfahrt zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten, deren finanzielle Mittel zu beschneiden und auch die von den Kommunen getragene öffentlich Fürsorge einzuschränken. Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren und dort spezifische Akzente zu setzen. Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der NS-Volkswohlfahrt populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber auch Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der NS-Volkswohlfahrt von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt, indem v.a. "rassisch wertvolle", nur zeitweilig in eine Notlage geratene Bedürftige gefördert werden sollten, während "Minderwertige", "Asoziale", Alte und Kranke der (Minimal-)Unterstützung der öffentlichen Fürsorge überlassen wurden. Die Wohlfahrtpflege sollte Dienst am Volks, nicht am Individium leisten, an die Stelle des (christlichen) Mitleids sollte die Solidar- und Opferbereitschaft der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft treten.