Deutsche Turnerschaft
Die bereits im Kaiserreich gegründete Vereinigung der deutschen Turnvereine war dem Nationalsozialismus dienlich und nützlich: Sie begriff das Turnen als Wehrertüchtigung in Vorbereitung auf den Militärdienst und blickte auf eine lange antidemokratische Tradition zurück.
Die deutsche Turnbewegung entstand bereits Anfang des 19. Jahrhunderts. Als Gründer gilt Friedrich L. Jahn ("Turnvater Jahn"), der die Leibesertüchtigung junger Männer als Schlüssel zur Erlangung der Einheit und Freiheit des Vaterlandes sah. Hauptstütze der Turnerbewegung, die neben liberalen und patriotischen auch völkische, antisemitische und nationalistische Ideen vertrat, waren zunächst die akademischen Burschenschaften. Im Zuge der Unterdrückung national-einheitlicher und freiheitlicher Bestrebungen des Bürgertums durch die Monarchie wurden 1820 Turnen und Burschenschaften verboten.
Einen erneuten Aufschwung erlebte das Turnen ab 1842 in Preußen, diesmal besonders unter Handwerkern, Gesellen und Arbeitern. Nach dem Scheitern der bürgerlichen Revolution 1848/49 wurde die Turnbewegung jedoch erneut unterdrückt.
Ab 1859 wurde die Turnerbewegung wieder belebt und zahlreiche Vereine gegründet. Bei der Gründung der Deutschen Turnerschaft 1868 war allerdings von den freiheitlichen Turntraditionen wenig geblieben. Turnen galt als nun Mittel der Wehrerziehung zur Vorbereitung auf den Militärdienst. Auch betrieb die Deutsche Turnerschaft einen Kaiserkult und begrüßte Bismarcks Kampf gegen die Sozialdemokratie, was schließlich zum Austritt vieler Arbeiter und 1893 zur Gründung des Arbeiterturnerbundes führte. Beide Organisationen überdauerten das Kaiserreich und bestanden in der Weimarer Republik fort.
Während der Arbeiterturnerbund nach der NS-Machtübernahme sofort verboten wurde, begrüßte die Deutsche Turnerschaft die neuen Machthaber mit Angeboten der Zusammenarbeit. Dennoch wurde sie 1936 aufgelöst und in das Fachamt für Geräteturnen, Gymnastik und Sommerspiele überführt.