Autobahnbau im Nationalsozialismus
Der Bau von Autobahnen war eines der wichtigsten Großprojekte des Dritten Reichs. Schon in der Weimarer Republik waren Autobahnen gebaut worden; nach 1933 wurden die „Reichautobahnen" zu einem gigantischen staatlichen Bauvorhaben. Innerhalb weniger Jahre wurden dreitausend Kilometer Autobahn gebaut. Die Straßen dienten als Prestigeobjekt, das auf lange Zeit ausgerichtet war.
Da die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik keine Gewerkschaften oder das Engagement für Arbeitnehmerrechte zuließ, konnten Hunderttausende von Arbeitslosen zum Einsatz auf den Baustellen gezwungen werden - sonst wurde ihnen die Arbeitslosenunterstützung entzogen. Zudem enteigneten die Nationalsozialisten problemlos Grundstücke. Auch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge wurden insbesondere in Steinbrüchen für den Autobahnbau eingesetzt. Der Bau der Autobahnen hatte zentrale militärische Aspekte: Über die Straßen konnten schnelle Truppenbewegungen ermöglicht werden.
Die von den Nationalsozialisten gebauten Autobahnen werden - als eines der wenigen nationalsozialistischen Großbauten - heute noch großteils genutzt. Die Propaganda der Nationalsozialisten vom angeblichen Abbau der Arbeitslosigkeit durch den Autobahnbau dient noch heute der Verklärung und Verherrlichung des NS-Regimes. Oftmals werden die Autobahnen als ein „gutes" Werk Adolf Hitlers gesehen. Dabei wird - beabsichtigt oder nicht - verschwiegen, dass die Massenbeschäftigung im Autobahnbau auf rigiden Arbeitszwangmaßnahmen beruhte. Zudem wurzelte der Wirtschaftsaufschwung im Dritten Reich nicht zuletzt auf einem allgemeinen ökonomischen Aufwärtstrend und auf der Aufrüstung, die seit 1934 stattfand. Die Autobahnen sind nicht abgetrennt von dem verbrecherischen Charakter des Regimes zu sehen, sondern stehen in engem Zusammenhang mit der diktatorischen Wirtschaftspolitik und der Vorbereitung auf den Angriffskrieg 1939.