Michael Jovy
Ernst Michael Jovy wurde am 9. März 1920 in Gladbeck als Sohn des dortigen Bürgermeisters geboren. Er schloss sich in Bonn einer Gruppe der bündischen Jugendbewegung an, die sich ihr Jungenleben selbstbestimmt und frei von staatlicher Kontrolle und dem Drill der Hitlerjugend gestalten wollte. Prägend für sein politisches Bewusstsein und seine ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus waren insbesondere Fahrten nach Frankreich, wo seine Gruppe dem jugendbewegten Emigranten Karl Otto Paetel begegnete und sich daraufhin auch insgeheim zu Schulungsabenden traf.
1939 fiel die Jovy-Gruppe der Gestapo bei einem Don-Kosaken-Konzert auf, wurde beobachtet, später verhaftet und wegen „bündischer Umtriebe“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Michael Jovy selbst wurde zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, dann 1944 mit dem Bewährungsbataillon 999 zum Fronteinsatz geschickt, von wo er aber fliehen konnte.
Nach Kriegsende engagierte sich Jovy mit Walter Scherf beim Wiederaufbau einer bündischen Jungenschaft in Köln. Dort studierte er auch Geschichte, Philosophie und Öffentliches Recht und verfasste 1952 eine Dissertation, die noch 32 Jahre später so von Interesse war, dass sie unter dem Titel „Jugendbewegung und Nationalsozialismus: Analyse ihrer Zusammenhänge und Gegensätze“ in den Buchhandel gebracht wurde.
Jovy trat nach seiner Promotion in den diplomatischen Dienst ein und wurde Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Guyana, Sudan , Algier und Bukarest, schließlich Gesandter in Rom, wo er am 19. Januar 1984 verstarb. Seit 1982 wird Michael Jovy in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.