Evangelisches Jugendwerk Deutschlands
Zwar war die nationalsozialistische Machtübernahme von weiten Teilen der Evangelischen Jugendverbände begrüßt worden, aber über die Gleichschaltung und Eingliederung in die Hitlerjugend bestand innerhalb der Kirchenführung Uneinigkeit. So unterstützte Erich Stange als Vorsitzender des maßgeblichen Gremiums evangelischer Jugendorganisationen, des „Reichsverbands der Evangelischen Jungmännerbünde" (darin der CVJM) den Nationalsozialismus. Starke Opposition hatte er jedoch im „CVJM-Westbund" und dem „Reichsverband weiblicher evangelischer Jugend" sowie den eher bündisch ausgerichteten „Bund Deutscher Bibelkreise", „Christliche Pfadfinderschaft" und dem „Bund Deutscher Jugend".
Einen Ausweg sollte das im Juli 1933 geschaffene Jugendwerk bieten. Es sollte eine engere Abstimmung der Jugendverbände untereinander und mit der Kirchenleitung gewährleisten. Die Schirmherrschaft wurde Reichsbischof Ludwig Müller übertragen, von dessen Stellung als Hitlers Beauftragtem für die Evangelische Kirche entsprechenden Einfluss erhoffte. Hinter dem Jugendwerk stand das Konzept einer evangelischen Jugendorganisation, die in möglichst weitgehender Unabhängigkeit von der Hitlerjugend mit ihrem Absolutheitsanspruch agiert. NSDAP-Jugendführer Schirach verweigerte dem Jugendwerk jedoch seine Anerkennung und nahm stattdessen direkte Verhandlungen mit Müller, auf.
Als deutlich wurde, dass sich Müller in über die Führung des Jugendwerkes hinwegsetzte, entzog diese ihm die im November übertragene Befehlsgewalt, allerdings zu spät, um die Eingliederung der evangelischen Jugendorganisationen in die Hitlerjugend zu verhindern.