"Im Westen nichts Neues" und "Der Glaube an Deutschland"

Im Westen nichts Neues ist ein Roman von Erich Maria Remarque (1898–1970), der die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht des einfachen Soldaten schildert, des gemeinsam mit seinen Klassenkameraden von der Schulbank direkt aufs Schlachtfeld geschickten Paul Bäumer. Die Begeisterung, die die jungen Männer zu Beginn des Krieges erfüllte, wird ihnen schrittweise ausgetrieben – angefangen mit Schikanen bei der Ausbildung bis hin zum Erleben des Krieges selbst. Remarque zeichnete ein weitestgehend realistisches Bild eines durch die Erfindung von Giftgas und den Einsatz moderner Artillerie sowie von Maschinengewehren gekennzeichneten Stellungskrieges, mit dem grausamen Kampf an der Front, den leichenbedeckten Schlachtfeldern, dem elenden Leben in den Schützengräben und dem blutigen Alltag im Lazarett. Das oft als Antikriegsroman bezeichnete Buch bietet eine gekonnt zusammengefügte Abfolge von grausamen, abschreckenden und emotional aufwühlenden, aber auch humorvollen Standardsituationen des Krieges.

Es erschien als Zeitungsvorabdruck erstmals im November 1928, in Buchform dann Ende Januar 1929 und erreichte innerhalb von elf Wochen eine Auflage von 450.000 Exemplaren. Es wurde noch im selben Jahr in 26 Sprachen übersetzt. Bis heute gibt es Ausgaben in über 50 Sprachen, die geschätzten weltweiten Verkaufszahlen liegen bei über 20 Millionen. Kein im Original deutschsprachiger Erzähltext hat jemals eine höhere Auflage erzielt. 1930 wurde das Werk erstmals verfilmt.

Dem NS-Regime waren Buch wie Film naturgemäß ein Dorn im Auge. Beide wurden umgehend verboten, und bei den Bücherverbrennungen im Mai 1933 wurden auch zahlreiche Exemplare von Im Westen nichts Neues vernichtet.

Ganz im Gegensatz dazu stand Der Glaube an Deutschland, das 1931 erschienene Erstlingswert des Nationalsozialisten und glühenden Antisemiten Hans Zöberlein (1895–1964), das sich während der NS-Zeit zum Bestseller entwickelte und bis 1945 die enorme Auflage von rund 800.000 Exemplaren erreichte. Im Geleitwort schrieb Adolf Hitler, dass hier „das Vermächtnis der Front niedergelegt“ sei. In dem Roman heroisierte Zöberlein die deutschen Soldaten und reklamierte für sie zugleich die politische Macht – ganz zeitgemäß mit einem schlachtenerfahrenen und entsprechend charismatischen Führer an ihrer Spitze. Ähnliche Töne schlug er dann in seinem 1937 veröffentlichten zweiten Werk Der Befehl des Gewissens an.

 

Quelle: LHAK, 403. 16736, S. 478

zuletzt bearbeitet am: 29.07.2015