Wehrmachtbericht

Der tägliche Bericht der deutschen Wehrmacht zur militärischen Lage war im Zweiten Weltkrieg nicht nur sachliche Information für die Bevölkerung, sondern eins der wichtigsten Propagandainstrumente der Nationalsozialisten.

Täglich vor den Mittagsnachrichten vernahmen deutsche Radiohörer vom 1.9.1939, dem ersten Kriegstag, bis zum 9.5.1945, dem Kriegsende, 2080mal die immer gleichen Worte: „Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt…“ Es folgten Berichte vom Kampfgeschehen an den Fronten, die von der „Abteilung für Wehrmachtpropaganda“ beim Oberkommando der Wehrmachtveröffentlicht wurden.

Dafür wurden die von verschiedenen Wehrmachtsteilen einlaufenden Meldungen zu einem Text zusammengefügt, dieser dann von Generaloberst Jodl, dem Chef des Wehrmachtführungsstabes und engsten militärischen Berater Hitlers, in Form und Inhalt überarbeitet. Schließlich musste er Hitler vorgelegt und von ihm persönlich für Rundfunk und auch Zeitungen freigegeben werden.

Schon im Ersten Weltkrieg hatte Generaloberst von Moltke die Presse als „unentbehrliches Mittel der Kriegführung“1 erkannt, im Zweiten Weltkrieg war nun das Radio, insbesondere der Volksempfänger, als neues Massenmedium hinzugekommen, mit dem die nationalsozialistische Propaganda in Wohnzimmer, Betriebe und Schulen getragen wurde. Das war offiziell die einzige Informationsquelle, da das Abhören von ausländischen „Feindsendern“ mit schweren Strafen bis zum Tod bedroht war.

Die Wehrmachtberichte erhoben den Anspruch, der Wahrheit verpflichtet zu sein, und waren in der ersten Kriegsphase auch relativ sachlich, wurden aber ab Mai 1940 mit dem erstaunlichen Siegeszug im Westen immer euphorischer. Doch je mehr sich nach der Kriegswende ab 1942 die Rückschläge häuften, desto weiter entfernte sich die Berichterstattung mit Beschönigungen, Verbrämungen, Auslassungen und Umdeutung der Niederlagen in Erfolge von der Realität, wurde die Propaganda lauter und aggressiver. Desto größer wurde auch der Widerspruch zu steigenden Todesopfern unter Soldaten und Zivilisten, Gebietsverlusten und verheerenden Bombenangriffen und desto unglaubwürdiger wurden die Wehrmachtberichte für viele, nicht alle „Volksgenossen“. In den letzten Monaten wurde der Ton angesichts der unaufhaltsamen Katastrophe eher nüchtern-konstatierend.