Kinderlandverschickung in Köln und Bonn

Organisation und Durchführung der Kinderlandverschickung waren wie andernorts, so auch in Köln und Bonn von zahlreichen Unzulänglichkeiten und Pannen begleitet. Ungeeignete Lager, willkürlich zusammengewürfelte Lagermannschaften, schlechte Versorgung und oft miserable hygienische Verhältnisse: das waren die Merkmale, die gerade in der Anfangsphase häufig die Verschickungsaktionen aus dem Rheinland in den Osten Deutschlands kennzeichneten.

Es gab aber auch die „andere" KLV: Unterkunft in herrschaftlichen Villen und Pensionen, klassenweise Zusammensetzung der Gruppen, die zudem von ihrem Heimatlehrer unterrichtet und betreut wurden, reichlich Essen und sommerliches Strandleben oder alpiner Tourismus. Gerade die Umquartierungsaktionen des Sommers 1941 waren durch solch positive Begleitumstände gekennzeichnet, blieben allerdings - zumindest in dieser ausgeprägten Form - auch die Ausnahme.

Zwischen diesen Polen erlebte die Kinderlandverschickung ein stetes Auf und Ab, das durch Verordnungen aus Berlin und lokal initiierte Modifikationen ebenso geprägt wurde wie durch die Eskalation des Bombenkriegs, die schließlich zu dem - in Köln vergeblichen - Versuch führte, ganze Schulsysteme geschlossen zu evakuieren. Noch weitaus unterschiedlicher, und sich so jeder Wertung entziehend, gestaltete sich die Unterbringung verschickter Kinder in Familienpflegestellen.

Im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit standen bei der KLV insbesondere die Eltern, die der Umquartierung zustimmen mussten, ohne dass direkter Zwang auf sie ausgeübt werden durfte. Sie waren es, die letztlich über Erfolg oder Misserfolg der Kinderlandverschickung entschieden - und dass taten sie in Köln besonders nachdrücklich.[1]

Fußnoten

[1] Die Darstellung ist eine Zusammenfassung des Beitrages „Die Erweiterte Kinderlandverschickung in Köln, Bonn und Umgebung" in: Martin Rüther (Hg.): „Zu Hause könnten sie es nicht schöner haben" - Kinderlandverschickung aus Köln und Umgebung 1941-1945, Köln 2000