KLV II (1943/1944): „Von da an wurden die Berge immer höher“

Nach den schweren Märzangriffen kommt der Schulbetrieb in Essen weitgehend zum Erliegen und soll in die KLV-Verschickungsgebiete verlagert werden. In diesem Zusammenhang wird auch Erichs Humboldtschule in großen Teilen nach Tirol verlegt. „Ich hatte große Angst, dass ich nicht mitfahren durfte, weil ich doch ein so großer Fan von den Bergen war." Doch die Eltern erlauben und unterstützen seine Teilnahme sogar, da sie erkennen, dass die Situation in Essen ihren Sohn schwer belastet.

Aus Sicherheitsgründen reisen die Schüler in der Dämmerung mit dem Zug von Essen ab. „Von da an wurden die Berge immer höher." Trotz der überstürzten und sehr kurzen Vorbereitung wirkt die neuerliche KLV - zumindest auf Erich - bestens organisiert. Die Schüler werden in einem direkt an der Ziller gelegenen Gasthof in Mayrhofen untergebracht. „Das Rauschen die ganze Nacht hat zu einigen nassen Matratzen geführt", erinnert sich Erich Maylahn schmunzelnd.

Er ist damals vor allem von der Gegend begeistert. In ihrer Freizeit unternehmen die Jungen viele Ausflüge und erhalten sogar die Möglichkeit, Skifahren zu erlernen. Auch sonst gefällt Erich die Stimmung im Lager. Zu den Lagermannschaftsführern, zu denen der Altersabstand nun deutlich geringer ist als zu den HJ-Führern der ersten Verschickung,. haben die Jungen ein gutes Verhältnis. „Wir hatten den besten Lagerleiter, den es gab." Auch die Gespräche über den Krieg kann die gute Stimmung nicht kippen. „Wir haben nicht mehr an die Wunderwaffen und den Endsieg geglaubt" - meint sich Erich Maylahn - eher untypisch für Jugendliche in jener Zeit - an den Aufenthalt in Tirol zu erinnern.