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KLV-Lagertagebuch Eduard Brenner (Bulgarien)

Es handelt sich hier um ein Tagebuch, das Eduard Brenner aus Bonn während seines KLV-Aufenthalts in Blgarien anfertigte.

An anderer Stelle der EzG findet sich außerdem die Korrespondenz zwischen Eduard Brenner und seinen Eltern sowie ein Familien-Fotoalbum.

Außerdem können Sie eine ausführliche Lebensgeschichte von Eduard Brenner einschließlich umfangreicher Auszüge aus einem mit ihm geführten Video-Interview einsehen.

Hochaufgelöste Scans aller Materialien werden im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln aufbewahrt.

Brenner

 

KLV-Bulgarienlager
- Willi Dresbach -
Bankia b. Sofia
(Bulgarien)

Bulgarische Jugendorganisation

Brsennik

3.

Zarenlied!

Wsemogöschti Prawi Bosche
Molim Tzarja ni pasi,
Dai Mu sili, sa da Mosche
Sli Powrati Da srasi.
Sa Pogromna Wragowete
I Sa Slawni Bodnini!
Bosche, Tzarju na Tzarete
Dai na Tzarja Swetli Dni.

4

Unser Lagerlied

ged. v. Hlmf.
W. Richter

Wir sind gekommen vom Deutschen Rhein
an des Schwarzen Meeres Strand
und wollen Künder des Volkes sein,
im Glauben an unser Land,
Uns're Fahne fliegt
und die Jugend siegt,
denn wir wissen um unsere Kraft.
Ja, wir sind die Pimpfe vom Rhein
im fernen Bulgarienland.
Tirallala, tirallala, tirallala, tirallala, hei, hei,
Ja, wir sind die Pimpfe vom Rhein
im fernen Bulgarienland.

v. Hlmf. Richter

5.

Sofia

Sofia ist die Hauptstadt Bulgariens und mit 300.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Balkans. Sie liegt 560 m über dem Meeresspiegel. Sofia ist von hohen Bergen umgeben.

In Sofia konzentriert sich das gesamte politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben Bulgariens.

6.

Küstendil

Küstendil und Umgebung ist eine der schönsten und fruchtbarsten bulgarischen Gegenden: mäßiges Klima, frische Gebirgsluft, ausgezeichnete Obst- und Weingärten, wunderbare Buchen- und Nadelwälder, heilkräftige heiße und kalte Mineralquellen. Heute zählt Küstendil über 16.000 Einwohner. Vororte sind: Göschewo, Losno, Bogoslov, Sowoljano und andere.

7.

Warna

Die Stadt Warna liegt am Ufer des Schwarzen Meeres. Südlich unterhalb der Stadt ergießt sich der See Dewnja ins Meer. Der Hafen befindet sich zwischen dem Kap Galata, südlich des Sees Dewnja und dem Kap Warna, auf dem sich die Stadt mit dem Meeresgarten und den Strandbädern ausdehnt. Der See, der hinter dem Hafen ins Meer mündet, kann eines Tages, dank seiner Tiefe, zum größten Hafen am Schwarzen Meer ausgebaut werden. Z.Zt. befindet sich im See das Dock.

8.

Bankia

Bankia liegt 637 m über dem Meeresspiegel. 17 1/2 km westlich von Sofia inmitten eines schönen Kessels. Es ist dank der Heilkraft der Mineralquellen ein moderner Badeort mit schönen Villen geworden. Es gibt ein großes und ein kleines Badegebäude. Die Wassertemperatur des Wassers beträgt 36,6 °C.

Bankia ist durch eine Eisenbahn und durch eine Autostraße verbunden.

Das bedeutendste Haus ist Tzarewetz.

9.

Weihnachten 1943

Uns leuchten die Sterne im fernen Land.   
Sie bringen Grüße vom Heimatland.   
Dort sehen wir Lichter am grünen Baum,   
Dort sitzend die Mutter im sinnenden Traum,   
Ihr Herz ist bei mir,   
Wie meines bei ihr,  
Unser beides aber ist in dieser Nacht   
Beim Vater, der auf feldgrauer Wacht,   
Sie kämpft in der Heimat.   
Der Vater am Feind,   
Ich stehe für Deutschland   
Beim verbündeten Freund.   
Ihr Nächte des Lichtes uns alle vereint,   
Zur Weihnacht der Deutsche beim Freund wie vorm Feind   
Und Friede uns bringe die heilige Nacht,   
Doch Friede, der vor dem Bösen bewacht,   
Erst Kampf für heiliges, deutsches Recht,   
Dann Friede für immer kein Deutscher mehr Knecht.

ged. Hlgl. Becker

10.

5.2.43   Nächtlicher Alarm.

In einer Nacht heulten plötzlich die Sirenen. Alle Glocken läuteten. Die Leute waren ganz kopflos, denn sogar der Leuchtturm leuchtete. Wir standen sofort auf und zogen unseren Trainingsanzug an, legten uns aber wieder aufs Bett. Die Sirenen heulten die ganze Zeit. Nach 1 Stunde hörten die Sirenen auf. Der Alarm war beendet.

Am andern Morgen fragten wir die Soldaten, was das gewesen wäre. Sie sagten, es wäre Flieger- und U-Bootalarm gewesen.

11.

Dienstplan vom Bazillenlager Stube Nürnberg

23.1.1943.

Parole: Bazillenfrei.

U.v.D. Zimmermann II.

8.00 Uhr Wecken
9.00 Uhr 1. Frühstück
9.45 Uhr Unterricht
10.45 Uhr 2. Frühstück
11.00 Uhr Unterricht
13.00 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Bettruhe
16.00 Uhr Freizeit
19.00 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Freizeit
21.00 Uhr Zapfenstreich

Hlgl. i.V.
E. Brenner

12.

Auf Jagd nach laufenden Sorgen.

Schon einige Zeit quälten mich nachts so einige kleine Tierchen. Heute morgen ging ich auf Jagd. Ich steckte sie alle auf eine Nadel. Sie hielten sich meist in Tür- oder Fensterritzen auf. Als ich an die 30 Wanzen aufgespießt hatte, verbrannte ich sie all. Es gab einen lauten Knall. Jetzt sind keine mehr zu sehen.

13.

Besuch aus der Heimat.

18.2.1943.

Heute erhielten wir Besuch aus der Heimat. Es waren Oberstammführer Geiger und Hauptgefolgschaftsführer Steckhahn. Nachdem wir sie auf dem Bahnhof abgeholt hatten, hielt der Hauptlagerleiter eine Empfangsrede. Danach sprach Oberstammführer Geiger. Er überbrachte uns die Grüße des Gauleiters und des K.-Gebietsführers. Von unserm Gebietsführer brachte er uns eine traurige Nachricht. Er war bei den letzten Kämpfen in Stalingrad dabei. Dann besichtigte unser Besuch das Lager. Er bleibt voraussichtlich bis Dienstag, Mittwoch hieran fährt er dann mit 35 Mann nach Hause.

14.

Revierreinigen

20.2.43.

Jeden Mittwoch und Samstag wird geputzt. Heute haben wir wieder Revierreinigen. Schon hört man das Kommando eines Stubenführers: "Du besorgst den Eimer, du den Schrubber und du den Putzlappen!" Bald sieht man auf allen Stuben emsiges Arbeiten. Einer putzt, ein anderer wischt Staub. Wenn alles blinkt und glänzt und 1 Stunde vorbei ist, hört man die Stimme des U.v.D.'s: "Stubenabnahme!" Dann kommt der F.v.D. durch die Stuben und prüft nach, was gemacht worden ist.

15.

Vormilitärische Ausbildung bei unserm H.L.G.L.

20.2.43.

Heute morgen marschierten wir ins Gelände. Unser H.Lagerleiter teilte uns in einzelne Gruppen ein. Ein Sicherungstrupp, ein Vortrupp und das Gros. Bald kam ein Melder des Vortrupps und meldete, daß feindliche Infanterie im Anmarsch sei. Wir hielten und bald kam die Meldung, daß die Infanterie abgedreht. Als wir weiter marschiert waren, hieß es plötzlich: "Fliegerdeckung!" Schon lag alles flach auf der Erde. Nicht im Schnee, sondern da, wo der Schnee fortgeweht war. Bald hieß es: "Flieger hat abgedreht!" Nun machten wir ein Geländespiel. Der Vor- und Sicherungstrupp schloß sich zusammen und besetzte ein

16

 Dorf. Dieses mußten wir stürmen. Wir lagen hinter einer Höhe in der Bereitstellung. Ein Jg. kletterte auf einen Baum. Von hier konnte er das ganze Dorf übersehen. Ich und ein anderer mußten erkunden, wie das Gelände hinter dem Hügel für einen Angriff gelegen wäre. Wir kamen zurück und meldeten unserem Hauptstab: "Jgschf. Brenner und Jg. Schröder vom Spähtrupp zurück. Erkundung: Gelände ganz ungelegen für einen Angriff. Keine Deckungsmöglichkeit!" Unser Hauptstab hatte noch immer Verbindung mit dem Baumposten. Dieser meldete laufend die Stellungen des Feindes. So konnte ein Angriff vorbereitet werden. Eine Gruppe ging durch eine Schlucht, die andere Gruppe mußte warten. Als die 1. Gruppe an die 100 m vom Dorf entfernte einzelne Häuser

17.

gruppe herangekommen war, wurden schon die 1. Gefangenen gemacht. Dann rückte der 2. Trupp nach. Wir rückten nun bis zum Dorf vor und durchstreiften hier alle Häuser. Es wurden mehrere Gefangene gemacht. Nun kam das Signal zum Sturm. Wir stürmten und hatten bald einen großen Teil als unsere Gefangenen. Bald wurde das Spiel abgeblasen. Frohen Mutes ging es zum Lager und das 2. Frühstück schmeckte doppelt gut.

18.

Besuch der weibl. Brannikführung.

21.2.43.

Heute erhielten wir Besuch von Mädels aus dem Hauptstabe der Brannik. Sie brachten einige Geschenke mit. Es wurde eine kleine Feier abgehalten. Danach war ein Lustiger Nachmittag. Leider mußte unser Besuch schon um 5 Uhr fort.

19.

Hoher Besuch der Brannik.

22.2.43

Fanfarenstöße verkünden das Nahen hoher Gäste. H.Bannführer Breipohl richtet einige Begrüßungsworte an uns. Der Hauptleiter der Brannik mit seinem Stabe schreitet die Front ab. Nun rückt die Lagermannschaft in den Tagesraum ein und nimmt hier Aufstellung. Als alle im Tagesraum waren, hielt der Hlgl. eine kurze Ansprache. Danach sprach der Hauptleiter der Brannik. Als der Dolmetscher übersetzt hatte, überbrachte Oberstammführer Geiger die Dankesworte des ganzen Gebietes Köln-Aachen und übergibt den Führern der Brannik einige Geschenke.

Danach sitzen wir noch in treu-

20.

er Kameradschaft beisammen und essen je 2 Stücke Kuchen und trinken eine Tasse Milch. Dann verabschiedeten sich unsere Gäste.

21.

Abfahrt unserer Kameraden und unseres Lagerleiters Fritz.

23.2.43.

Soeben verabschiedeten sich von uns 36 Mann (8. Schuljahr) und Lgl. Fritz. Wir begleiteten sie zum Bahnhof. Hier sprach Lgl. Fritz noch einige Worte zu uns und dann stiegen sie in den Zug. Unter großem Gejubel setzte sich der Zug in Bewegung. Hlgl. Becker fuhr mit nach Sofia.

27.2.43.  Schon wieder Quarantäne.

22

Besuch aus Sofia.

Heute besuchte uns der Stützpunkt Sofia, Jungen und Mädchen. Sie kamen um 14 Uhr und besichtigten zuerst die Stuben. Danach war 1 Stunde gemütliches Beisammensein. Um 1/2 4 führten wir dem Stützpunkt einige Sachen vor unter dem Thema: "Rundfunksendung!" Danach bot uns der Stützpunkt einige Filme. Abends um 6 Uhr trennten wir uns nach einem Abschiedsmarsch auf dem Bahnhof. Dieses war das 1. Mal nach der Quarantäne, wo wir wieder Gäste im Lager hatten.

16.3.43.  Schon wieder Quarantäne. Ferdie Tiemann bekam Scharlach. Die Stimmung im Lager ist dieselbe.

23.

Heldengedenktag.

14.3.1943.

Heute morgen marschierten wir schon früh zum Heldenfriedhof. Dort waren schon mehrere Offiziere der deutschen und bulgarischen Wehrmacht. Wir nahmen sofort Aufstellung am großen Kreuze des Friedhofes, mit einem Fanfarenmarsch wurde die Feierstunde eröffnet. Dann wurden Kränze niedergelegt. Jedesmal hielt ein Offizier eine Ansprache. Die Ansprache des bulgarischen Offizieres übersetzte unser Dolmetscher. Nachdem Hlgl. Becker eine Ansprache gehalten hatte, sangen wir das Lied vom guten Kameraden. Wir gedachten gleichzeitig unserm Lgl. Willi Dresbach. Zum Abschluß sangen wir das Lied:

"Nichts kann uns rauben!"