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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Chronik der Schule Essen-Dellwig I (Kriegszeit 1939-1945)

Versetzungen innerhalb der Lehrerschaft notwendig. In der Konferenz am 17.4.39 - 15 Uhr verabschiedete der Schulleiter die Kollegen Hoffert, Jäger, Heck, Stemann, Steckel, die lange Jahre bezw. Jahrzehnte mit Liebe und Treue an der Schule gearbeitet und sich den Dank und die Achtung der Elternschaft erworben hatten.

In der sich unmittelbar anschließenden 2. Konferenz (17 Uhr) fand sich das Kollegium in der neuen Zusammensetzung ein. An die Schule, die nunmehr die amtl. Bezeichnung „Schäferdiekschule" trägt, wurden versetzt die Herren Kickertz, Felten, Hill, Henke und Neumann und die Damen Fräulein Gies u. Frl. Voß (seit 1925 hier tätig).

Der 18.4.39 ist in der Entwicklungsgeschichte der Schule ein Tag von ganz besonderer Bedeutung. Wer offenen Auges und wachen Sinnes die letzten 6 Jahre durchlebt, wer den Weg des Führers und die ihm vorschwebenden Ziele kennt, der kann von dem Wandel innerer u. äußerer Art, den unsere Schule durchmacht, unmöglich überrascht sein. Der Weg zur deutschen Einheit konnte keinen Bogen um die deutsche Schule machen. Es mußte auch hier zerschlagen werden, was unsere Arbeit niederhielt und unsere Kraft fesselte. Was führende Männer der Lehrerschaft in den vergangenen Dezennien ersehnt, erhofft, wofür sie gekämpft und gerungen, die Gemeinschaftsschule, uns ist sie als reife Frucht in den Schoß gefallen. Es herrscht darob Freude auf der ganzen Linie. Die jetzige Schule entspricht unserm deutschen Gefühl. Als National-Sozialisten und deutsche Erzieher wollen wir uns dieses Geschenkes würdig erweisen. Wir wollen im Sinne unseres herrlichen Führers unsern Dienst verrichten und die uns anvertrauten Kinder zu treuen und starken deutschen Menschen und zu haltbaren, festen Gliedern der großen deutschen Volks- u. Schicksalsgemeinschaft heranbilden.

In den Monaten Juli - August wurde die Suchaktion gegen die Verbreitung des Kartoffelkäfers wieder durchgeführt.

Frl. Gies

Am 1.8.39 schied die Lehrerin Gies aus dem Kollegium aus. (nach Bernkastel - Mosel)

Im Laufe des Monats August zogen sich die Wolken am politischen Horizont immer mehr zusammen. Am 1.9.39 trat der deutsche Reichstag zusammen. Der Führer setzte das deutsche Volk in Kenntnis von den schweren Entschlüssen, die der Regierung durch die provokatorische Haltung Polens aufgezwungen waren. Krieg mit Polen!

3 Mitglieder des Kollegiums: Hill, Henke und Neumann, sind zu den Fahnen einberufen worden. 26.8.39

Die von England und Frankreich dem deutschen Reich gegebene Kriegserklärung veranlaßte die Regierung, die Aufnahme des Unterrichts aus Mangel an geeigneten Luftschutzräumen hinauszuschieben.

Am 27.9.39 konnte in beschränktem Maße der Unterricht in 4 Räumen der Rauenbergschule, die über behelfsmäßige Gasschutzräume verfügt, aufgenommen werden. (Mittwochs u. Samstags durchgehend von 8-16.30 Uhr)

Frl. Herskamp

Lehrerin Frl. Herskamp trat am 1.8.39 ins Kollegium ein.

 

 

Vom 2.-9. Oktober 39 waren unsere Städte, Märkte und Dörfer mit den Fahnen und Symbolen des neuen Reiches geschmückt. Das deutsche Volk feierte einen großen, in seiner Art geschichtlich einmaligen Sieg: 18 Tage nach Beginn des polnischen Krieges meldete die O.H.L. sein Ende.

„Das deutsche Soldatentum hat sich den Lorbeerkranz, der ihm 1918 hinterlistig geraubt worden war, nunmehr wieder fest um das Haupt gelegt."
(A. Hitler: Reichstagsrede 6.10.39)

Am 3.12.39 wurde der Lehrer Josef Hill aus dem Heeresdienst entlassen und nahm am 8.1.1940 seinen Dienst in der Schule wieder auf. (Wegen [.?.]erkrankung 4 Wch. beurlaubt)

1940 Altsammlung

Im Rahmen der Verwertung von Altmaterial wurde besonderer Wert auf die Sammlung von Knochen gelegt. Besondere Sammeltage wurden angesetzt und die Sammelfreudigkeit der Kinder durch Preise zu erhöhen versucht.

Bei den Lebensmittelkartenausgaben stellten sich sämtliche Damen u. Herren zur Verfügung.

Die im nationalen Interesse durchgeführten Sammelaktionen - VDA, rotes Kreuz, WHW - wurden von der Schule tatkräftig unterstützt. Kinder u. Lehrer beteiligten sich in gleichem Maße.

Die erhöhte Luftgefahr machte es notwendig, beschleunigt Feuerwehr- u. Sanitätstrupps aufzustellen und auszubilden.

Zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers wurden auch für die Ferien Suchkolonnen aufgestellt.

Den Kindern wurde nach vorheriger Aufklärung ab April Vitamin-C verabfolgt.

Am 19.3.40 10 Uhr fand die im schlichten Rahmen gehaltene Entlassungsfeier statt.

Am 1.6. feierte die H.J. unter Beteiligung der Schule ihr Sportfest.

Erkrankungen u. Einberufungen machten es notwendig, die Lehrerschaft in erhöhtem Maße zur Vertretung heranzuziehen.

Um Seuchen zu verhüten, wurden sämtliche Kinder 2 x gegen Diphtheritis geimpft. 22.5.40

KLV

Es blieb Churchill vorbehalten, in verbrecherischem Wahnsinn den Bombenkrieg gegen die wehrlose Bevölkerung, gegen Frauen und Kinder, zu beginnen. Die Sorge um die Gesundheit der Kinder in den luftgefährdeten Gegenden veranlaßte den Führer zur Durchführung einer großen Aktion. Er ordnete die Kinderlandverschickung - KLV an. In den schönsten Gegenden Süddeutschl., Tirol, des Protektorats, Mähren und Slowakei mußten beschleunigt geeignete Kurhäuser, Villen etc. bereitgestellt und für die Aufnahme der Kinder hergerichtet werden. Für beste Verpflegung, Betreuung und Unterbringung war gesorgt. Lehrer und Lehrerinnen unseres Bezirks erklärten sich bereit, im KLV-Lager den Unterricht zu übernehmen. Der erste Transport erfolgte schon Anfang Februar. Mit den folgenden Transporten entsandte unsere Schule 78 Kinder. Sie waren bei der Rückkehr im Oktober alle tief beeindruckt von allem Gesehenen und Erlebten.

Erntehilfe

Bei der außerordentlichen Wichtigkeit der Ernährungsfrage war es selbstverständlich, daß die Kinder der Oberklasse sich an landwirtschaftlichen Arbeiten beteiligten, besonders bei der Ernte tatkräftig mithalfen.

Die Sommerferien wurden wegen der allgemeinen Lage und der Tatsache, daß ein Großteil der Kinder sich noch auf dem Lande befand, bis zum 1.10.verlängert.

Lehrer Bock, Lehrer Felten

Am 14.9.40 wurde Herr Lehrer Bock der Schäferdiekschule überwiesen. Am gleichen Tage wurde Herr Lehrer Felten an die Stifterschule versetzt.

1941 Lehrerin Voß, Lehrer Wißkirchen

Am 26.1.41 wurde die Lehrerin Fräulein Voß der Stadthafenschule überwiesen.

Am 27.1. trat Herr Lehrer Wißkirchen ins Kollegium ein.

Herr Reg. Dir. Premer sprach der Lehrerschaft seinen Dank für ihren tatkräftigen Einsatz während des Krieges aus. Die Regierung habe volles Verständnis für die Not der Lehrerschaft, deren Arbeitsfreudigkeit zwangsläufig gestört werden muß durch mancherlei Anforderungen und Störungen.

 

 

Lehrerin Bücking

Am 18.9.41 wurde die Lehrerin Gertrud Bücking der Schäferdiekschule überwiesen.

Am 16.5.41 ging Kollege Wißkirchen ins KLV-Lager. Von Juni bis Oktober 1941 waren die Lehrer Bock und Neumann im KLV-Lager.

Normalschrift

Mit dem Beginn des neuen Schuljahres (beginnt jetzt im Herbst.) kam der Erlaß des Herrn Ministers betr. Normalschrift zur Durchführung.

Im Nov. 1941 wurde Herr Lehrer Wißkirchen der Stadthafenschule überwiesen.

Jahreswende

Zwei Jahre Krieg! An der Schwelle des dritten Kriegsjahres halten wir Rückschau auf ein gewaltiges Geschehen, das einmal als die stolzeste Epoche in die deutsche Geschichte eingehen wird. Zuversichtlich und erhobenen Hauptes marschiert Deutschland und das neue Europa dem Siege entgegen. Der Siegeszug der deutschen Waffen wie er schöner und gewaltiger nicht erahnt werden konnte, hat das deutsche Volk nicht übermütig gemacht. Ernst und schweigend tun Front und Heimat ihre Pflicht. Die deutsche Volksgemeinschaft ist sich der hohen, heiligen Verpflichtung bewußt, die alle Gefallenen der Front und der Heimat ihr auferlegen. Sie sind Opfersteine und Fundament einer friedlichen und glücklichen Zukunft unseres Volkes.

1942

Das deutsche Volk marschiert ins neue Jahr hinein, in ein Jahr, das uns - so glauben wir alle - den endgültigen Sieg in unserem Freiheitskampfe bringen wird. „Sieg um jeden Preis!" so lautet die Parole. Sie soll auch im Wirken unserer Schulen gelten, Lehrer u. Schüler setzen alle Kraft daran, ihre Pflicht restlos zu erfüllen u. sich der einmaligen Siege unserer Soldaten an allen Fronten würdig zu erweisen!

Mit dem 22.1.übernahm Lehrer Neumann, der seit dem 16.4.41 nach Entlassung aus der Wehrmacht wieder im Schuldienst steht, für den an Darmgeschwulst schwer erkrankten Rektor Klusmann die stellvertr. Schulleitung.

Der außergewöhnlich strenge russische Winter - Temperaturen dort bis zu 52°! - machte für unsere Soldaten an der Ostfront die Ausrüstung mit zusätzlicher warmer Kleidung nötig. Dem Aufruf des Führers zur Woll- u. Pelzsammlung folgte das ganze dt. Volk begeistert, sodaß bald Zug um Zug mit den verschiedensten warmen Bekleidungsstücken zur Ostfront abrollen konnte. Auch das Gebäude Donnerstr. 139 unserer Schule diente im Januar als Sammelstelle, hier wurden auch gesammelte Stücke von der NS-Frauenschaft umgearbeitet.

Der strenge Winter machte sich auch im Westen Deutschlands geltend, bei ungewöhnlichen Temperaturen lag hier von Anfang Januar bis Mitte April eine feste Schnee- u. Eisdecke. Infolge fehlender Transportmittel - „Räder müssen rollen für den Sieg!" - blieb die Zufuhr von Kohlen aus, es wurden Zwischenferien v. 28.1.-12.2. eingelegt.

Die Entlassungsfeier vollzog sich in diesem Jahr erstmalig in anderen Formen, sie wurde mit der Übernahme in die HJ verbunden. Die „Verpflichtungsfeier" fand am 22.3. im Saale Knotte, Ecke Krumbruch[=?] u. Donnerstr., statt. Die Entlassungsschüler(innen) aller Schulen des Ortsgruppenbereichs der NSDAP versammelten sich dort zu dieser Feier, deren Träger die NSDAP war. Als Hoheitsträger ermahnte Ortsgruppenleiter Pg. Barbknecht die Jungen u. Mädel, auch in HJ u. BDM als deutsche Menschen eisern ihre Pflicht zu tun; Lehrer Neumann von der Schäferdiekschule verabschiedete die Jungen u. Mädel im Auftrage des Ortsgruppenleiters der NSDAP u. des Kreisamtsleiters der NSLB sowie im Namen der versammelten Lehrkollegien der Dellwig-Frintroper Schulen.

In der Schule selbst fand am Tage vorher eine schlichte Abschiedsfeier unserer Jungen statt, bei der Lehrer Neumann ihnen die Mahnung auf den Weg gab, ihr kommendes Leben so zu führen, daß sie unseres Führers u. der für den Sieg gebrachten Opfer würdig sind.

Entlassen wurden 62 Knaben (44 aus dem 8., 12 aus d. 7., 6 aus d. 6. Jahrg.).

Die Sammlung von Altmaterial wurde erheblich gesteigert. Lag die Durchschnittspunktziffer im Februar noch bei 2, so lautete sie im Mai schon 17,5, im Juni sogar 26,1. Im Juni wurden von unsern Kindern z. B. gesammelt: 860 kg Lumpen, 1600 kg Eisen, 440 kg Papier u. 576 kg Knochen. Für unsere Verhältnisse - zumal angesichts der gleichzeitig laufenden Spinnstoffsammlung durch die Partei - ein Rekordergebnis! - Um den sammelnden Kindern besser berecht zu werden u. um den Wetteifer noch mehr zu fördern, wollen wir künftig aus d. Erlös für je 50 Punkte eine Sparmarke im Werte von 0,50 RM an die Kinder abgeben. Das Wertvollste aber für Lehrer und Schüler ist das Bewußtsein, tätig zur Erringung des Sieges beizutragen!

Auch in diesem Jahre sind wieder Kinder im Rahmen der Erweiterten Kinderlandverschickung zu ½ jähr. Aufenthalt in Läger des Protektorats u. Tirols gefahren, bis zum Schluß des Schuljahres - seit 1941 beginnt das neue Schuljahr nach den großen Sommerferien - sind es 26 Knaben des 5., 6. u. 7. Schuljahrs.

Als Schulanfänger wurden aufgenommen: 85 Kinder (47 Knaben u. 38 Mädchen).

Mit Kriegsbeginn schieden die beiden Gebäude der Schäferdiekschule für den Unterricht aus; das Gebäude Reuenberg 161 (mit 4 Klassenräumen) wurde als Nebenstelle des Wirtschaftsamtes eingerichtet, das alte Gebäude

 

mit Baracken in der Donnerstr. 139 (mit 4 Klassenräumen), das nicht unterkellert ist, ist als „Durchgangslager" bestimmt u. soll bei eintretendem Katastrophenfall obdachlos gewordenen Familien vorübergehend Unterkunft bieten. Die Klassen der Schäferdickschule wurden mit Kriegsbeginn im Gebäude der Reuenbergschule untergebracht. Da die Tagesangriffe durch englische Flugzeuge nachließen u. um günstigere Raumverhältnisse zu schaffen, wurden im April 3 Klassen in die alte Schäferdiekschule zurückverlegt, im Juli mehrten sich jedoch die Tagesalarme derartig, daß der alte Zustand wieder hergestellt werden mußte.

In der Nach zum 13.5. fiel eine der geworfenen Sprengbomben in unmittelbarer Nähe, 40 m von der Reuenbergschule u. beschädigte ein Wohnhaus. Dem Tommy wird das Verbrecherhandwerk schon noch gelegt werden!

25.8.43. + Rektor Klusmann

Am 25.8. starb Herr Rektor Wilhelm Klusmann nach langer, schwerer Krankheit (Darmkrebs). Die Einäscherung fand am 28.8. auf dem Südwestfriedhof (Ehrenfriedhof) statt; das Kollegium nahm vollzählig teil, auch unser nach E.-Kray versetzter, noch im Wehrmachtsdienst befindliche Koll. Henke. Schulkinder konnten wegen der luftgefährdeten Lage nicht teilnehmen, in Klassen-Feierstunden gedachten sie am Morgen des 28.8. ihres verstorbenen Rektors.

 

[Foto:] Rektor Wilhelm Klusmann - Leutnant der Reserve

 

12.9.43. Wechsel in der Schulleitung

Der Lehrer Neumann hat die vorläufige Leitung der Schule übernommen. Im September erfolgte seine Abberufung in die K.L.V. Mit ihm befanden sich zirka 80 Schüler unserer Schule dortselbst oder waren durch die N.S.V. in Einzelfamilien untergebracht. Mit 5 Lehrpersonen (zeitweilig nur mit vier) wurde der Unterricht für 400 Kinder in 10 Klassen bis zum Jahresende in Wechselschichten durchgeführt. Lehrer Hill übernimmt die Schulleitung.

Bei dem Großangriff der Engländer auf unsere Heimatstadt in der Nacht vom 16. zum 17. Sept. wurde unser Schulbezirk hart getroffen. Das Schulgebäude, stark in Mitleidenschaft gezogen, mußte geräumt werden. Wir waren gezwungen unseren Unterricht in der Reuenbergschule abzuhalten. Amtszimmer, Lehrmittelzimmer und Werkräume mußten für die Unterbringung von Bombengeschädigten geräumt und in die Reuenbergschule verlegt werden. Soweit der Schaden zu übersehen ist, werden wir die Schule in absehbarer Zeit kaum noch zum Unterricht benutzen können.

Trotz der Schwierigkeiten, die sich durch den Umzug ergaben, führten wir im Oktober/November noch 3 Sonderaktionen durch. Auf Anregung des Herrn Schulrates hielten die einzelnen Lehrpersonen Elternversammlungen für ihre Klassen ab. Die kriegsbedingten Unterrichtsschwierigkeiten wurden erörtert. Die Eltern zeigten volles Verständnis dafür und versprachen bei allen schulischen Belangen tatkräftig mitzuhelfen.

Bei der Durchführung einer Flaschensammlung für unsere Soldaten am 21.10.42[43?] erzielten wir in Verbindung mit der Reuenbergschule das stolze Ergebnis von über 7500 Flaschen im Laufe von wenigen Stunden. Außerdem wurde noch eine Großsammelaktion in Altpapier durchgeführt, deren Endergebnis noch aussteht.

Am 17. Dez. begannen die Weihnachtsferien. Die Zeit bis zum 23. Dezember wurde zur Regelung der Klassenraumbenutzung durch die Reuenberg- und Schäferdiekschule ausgefüllt. In Ermangelung von Handwerkern wurden die Klassen für die einzelnen Jahrgänge durch Schüler und Lehrer eingerichtet. Damit ist die Gewähr gegeben, daß sich im kommenden Jahr der Unterricht reibungsloser abwickeln wird.

 

 

Jahreswende

Wir stehen an der Jahreswende! Ein Blick zurück zeigt uns die ruhmreichen Waffentaten unserer Brüder an allen Fronten und die stolze Bewährung der Heimat in diesem gigantischen Ringen unseres Volkes um Sein oder Nichtsein! Den Blick in die Zukunft aber richten wir mit dem festen Willen, alle Kräfte und Energien auszurichten auf das eine große Ziel: Auf den Sieg!

1943

Das neue Jahr brachte uns in der Nacht vom 4. zum 5. Januar einen erneuten Angriff der Engländer. Das Schulgebäude Donnerstr. 139 wurde durch Brandbomben getroffen und brannte zum Teil aus. Durch in der Nähe gefallene Luftminen wurde das Gebäude so stark beschädigt, daß es wohl kaum wieder aufgebaut werden wird. Auch das Gebäude Reuenbergschule, in dem wir den Unterricht abhielten, wurde stark beschädigt. Die wichtigsten Schulakten konnten gerettet und sicher untergebracht werden. Am 8. Januar sollte nach Beendigung der Weihnachtsferien der Unterricht wieder beginnen. Unter den geschilderten Umständen ist vorerst allerdings nicht daran zu denken. .........

(15.1.43 Neuaufnahme des Unterrichts) Durch Einsatz aller nur möglichen Kräfte, wie Handwerker, S.H.D. und Gefangene war es möglich am 15. Januar den Unterrichtsbetrieb im Gebäude der Reuenbergschule wieder aufzunehmen. Unsere Schularbeit läuft in ziemlich geregelten Bahnen. Wir haben 5 Räume, 5 Lehrpersonen und 10 Klassen und die Arbeit macht wieder Freude. Neben unserer unterrichtlichen Tätigkeit wird vor allen Dingen für die Kinderlandverschickung geworben, um die Kinder aus dem luftgefährdeten Dellwig herauszubringen und ferner wurde die Altstoffsammlung intensiv betrieben. Bis zum Beginn des Monates März hatten wir sehr schöne Erfolge zu verzeichnen, wovon nachstehende Bilder, die auch in der Zeitung erschienen, ein beredetes Zeugnis ablegen. Es handelt sich um Sammelergebnisse unserer Schule mit den fleißigen Sammlern.

 

[Fotos]

 

5.3.1943 Fliegerangriff

Lange währte unsere geordnete Unterrichtsarbeit nicht. Infolge des Großangriffes auf unsere Heimatstadt am 5.3.43, wodurch vor allem die Innenstadt in Schutt und Asche gelegt wurde, fiel der Unterricht für sämtliche Schulen bis auf weiteres aus. Die Schulgebäude wurden als Notunterkünfte, Abstellräume und als Quartiere für Baubataillone eingerichtet. Die Schüler des achten Schuljahres wurden sofort entlassen und erhielten später, am 24.3.43, ihre Zeugnisse ausgehändigt. Sämtliche Lehrpersonen wurden

 

 

zum Hilfsdienst bei Wirtschafts- und Kriegsämtern herangezogen, um der ersten Not der Bombengeschädigten so schnell wie möglich zu steuern.

12.3.43 Vernichtung unseres Schulgebäudes

Am 12.3.43 wiederholte der Engländer seinen Luftangriff. Dabei wurde das zweite Gebäude unserer Schule am Reuenberg 161 von einem Phosphorkanister getroffen und brannte vollkommen aus. Die gesamten Lehr- und Lernmittel, sowie die Lehrerbücherei wurden ein Raub der Flammen. Bei diesem Angriff wurden vor allen Dingen die Stadtteile Dellwig, Borbeck, Bergeborbeck und Essen-West betroffen. An Unterricht war nicht zu denken. Gegen Ende des Monates März waren die Notmaßnahmen so weit durchgeführt, daß wir mit einer Aufnahme des Unterrichtes am Montag, den 5.4.43 rechneten. Aber dann wurde unser Vorhaben durch einen neuen Terrorangriff in der Nacht vom 3. zum 4. April vereitelt.

Heute schreiben wir den 15.4.43. Wieder einmal haben wir alles vorbereitet und wollen am Montag, den 19. d. Monates mit dem Unterricht beginnen. Die Schüler der oberen Jahrgänge sollen mit denen der Stifterschule vereinigt werden. Die vier unteren Jahrgänge verbleiben in der Reuenbergschule. Viele Kinder haben unsere Heimatstadt verlassen. Wir zählen ungefähr noch 243 Schüler. Ob unser Vorhaben glückt? Vom 15. bis zum 19. ds. Monates kann sich wiederum allerlei ereignen, wodurch unsere Planungen wieder ins Wasser fallen! Wer weiß?

28.4.43.

Am 28.4.43 wurde der Schule mitgeteilt, daß Herr Lehrer Pingsmann von der Stifterschule am 18.2.43 zum Rektor ernannt und mit der Leitung unserer Schule betraut worden ist. Lehrer Hill ist weiter für ihn als stellvertr. Leiter bestellt, da Herr Pingsmann z. Zt. im Osten als Major steht.

30.4.43.

Wir sind nicht dazu gekommen den Unterricht wieder aufzunehmen. Eine Verfügung des Kriegskommissars Ende April 43 verbot den Unterricht für alle Essener Schulen, da durch weitere Terrorangriffe des Gegners der größte Teil aller Essener Schulen in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die erste und dringlichste Aufgabe aller Lehrpersonen bestand nun darin, auf den Wirtschaftsämtern zu helfen. Daneben wurden vor allem die Schulleiter damit betraut aufklärend über die dringliche Notwendigkeit der Kinderverschickung bei den Eltern durch Versammlungen, Einzelbesprechungen und Hausbesuche zu wirken. Neben der bereits bestehenden Verschickung der Kinder zu Verwandten, durch „Mutter und Kind", sowie durch die K.L.V.-Einrichtung, wurde im Mai nach einem neuen Großangriff auf Essen die Schulverschickungsaktion ins Leben gerufen. Nach Möglichkeit sollten die Schulen mit Kindern und Lehrkräften oder auch einzelne Klassen geschlossen mit ihren Lehrern nach Süddeutschland in den Gau Schwaben verlegt werden. Eine intensive Werbung für diesen Plan setzte ein, und so konnte bereits am 13. Mai 43 ein großer Transport abfahren.

1.6.43.

Am 1. Juni 43 waren von 447 Kindern unserer Schule nur noch 144 anwesend. 303 Kinder hatten unseren Schulbezirk verlassen. Diese Zahl erhöhte sich bis zum 1.7.43 auf 327 Kinder. 15.7.43.

Trotz Schließung der Schulen wurde am 15. Juli 43 die Anmeldung der Schulanfänger durchgeführt. Das Ergebnis der Neuaufnahme war 43 Kinder. (31 Knaben und 12 Mädchen) Die geringe Zahl ist dadurch zu erklären, daß viele Mütter mit ihren Kleinkindern unsere Heimat verlassen hatten.

1.9.43.

Der Stand der Schulverlegung stellte sich am 1. Sept. 43 wie folgt:

Verschickte Kinder 366
Anwesende Kinder 121
Gesamtschülerzahl 487

 

 

Von den Lehrpersonen waren mittlerweile auch eingesetzt worden:

Herr Neumann K.L.V.-Lager Protektorat
Herr Bock K.L.V.-Lager Schwarzwald
Herr Kickartz Schwabenland
Frl. Bücking Schwabenland.

Wie aus Zuschriften der Kinder, Eltern, sowie aus mündlichen Berichten hervorging, waren unsere Kinder mit geringen Ausnahmen gut untergebracht und fühlten sich dort wohl und geborgen. Trotzdem setzte ab Oktober eine merkliche Rückwanderung der Kinder veranlaßt durch die Eltern ein. Der Grund dafür ist wohl darin zu suchen, daß unser Gebiet längere Zeit nicht angegriffen worden ist und bei der Bevölkerung die Ansicht Platz gegriffen hat, die Hauptgefahr sei vorbei.

1.11.43.

In unserem Bezirk sank die Zahl der Verschickten bis 1.11.43 von 366 auf 352 Kinder. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu betrachten, da nach meinen Beobachtungen bedeutend mehr Kinder zurückgekommen sind, die aber, bedingt durch die Verhältnisse, nicht zu erfassen sind.

Jahreswende 1943.

Das Jahr 1943 ist zu Ende gegangen. Es hat für viele Familien unseres Schulbezirkes den Krieg in seiner ganzen Härte gebracht. Viele haben Haus und Hof, Hab' und Gut verloren. Aber alle diese schweren Schläge haben uns nicht weich, sondern härter gemacht. Wir können dieses Jahr mit Stolz das Jahr der Bewährung nennen und wir treten in das neue Jahr ein mit der festen Überzeugung, daß der Endsieg unser sein wird.

1944

1. Entlassung der Schüler am 8.3.44. Zahl 52. Beim Ausstellen der Entl.-Zeugnisse ergaben sich Schwierigkeiten, mangelhafte Unterlagen, es muß auf letzte Zeugnisse (teilw. 6. Schulj.) zurückgegriffen werden. Verschiedene Kinder gar keine Unterlagen, daher ohne Zensuren im Stammzeugnisbuch eingetragen.

2. Terrorangriff 26.3.44 wirkt erneut auf Schulbezirk. - Schule wird Unterkunft für Obdachlose, ca. 120 Personen. Heeresstelle für etwa 2000 Pers. am ersten Tage.

3. Wegen zunehmender Luftgefahr seit Anfang März neue Aktion zur Verschickung: Reden, Vorträge durch Schulräte u. HJ.-Führer. Auswirkungen nicht gleich zu erkennen, da Meldungen sofort an das Schulamt gerichtet und auch von dort aus bearbeitet u. durchgeführt werden. Schluß 1.4.44.

4. Luftangriffe verschärfen sich u. gehen auch am Hauptgebäude nicht spurlos vorüber. Baracke ganz vernichtet. Hauptgebäude stark beschädigt. Wird von Wehrmacht behelfsmäßig hergerichtet u. bezogen. Restliche Schulmöbel benutzt dafür, zum Teil auf dem Schulhof der Verwitterung preisgegeben. Eine Unmenge von Schulsachwerten gehen langsam, aber sicher zugrunde.

 

Am 6.7.44 Aufnahme der Schulanfänger
16 Knaben + 8 Mädel.

Kartoffelkäfersuche nicht.

 

Die Fronten brechen zusammen, die Heimat wird immermehr in Grund u. Boden bombardiert, aber die politischen Machthaber denken nicht an eine Beendigung des sinnlosen Mordens u. Zerstörens, der immer weiter um sich greifenden Elends u. Verderbens. In ihrer Unfähigkeit wollen sie das ganze Volk ins Verderben reißen. Fast Nacht für Nacht schwerste Bombenangriffe. Am schlimmsten sind der Nachtangriff vom 23.Okt. u. der Tagesangriff vom 25. Okt. 44. Essen wird ein ungeheurer Trümmerhaufen.

1945 - Das Durcheinander wächst - die allierten Truppen überschreiten die deutschen Grenzen - dringen über den Rhein - die Heimat wird Kriegsgebiet - Kämpfe toben im Norden an der Lippe - Immer näher rückt die Front - Tieffliegerangriffe bei Tag u. Nacht. - Am 13. März schwerster Fliegerangriff auf Essen. Die Stadt ist völlig zerstört. Keine Straßenbahn fährt mehr. Die Bevölkerung sitzt Tag u. Nacht in den Bunkern. Artilleriebeschießung - schließlich Einzug der Amerikaner - allgemeiner Zusammenbruch. Größte Not, kein Brot, keine Lebensmittel - es fehlt an allem! Das Fazit des „Tausendjährigen Reiches" ist furchtbar: ein Nichts! An Schulehalten ist vorläufig nicht zu denken. Langsam kehren die evakuierten Schulkinder aus der Ferne in die arme zerstörte Heimat zurück. Das Wohnungselend in den Ruinen ist grausig. Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des Unterrichts bahnen sich an; die schwierigste Aufgabe ist, Schulräume zu schaffen, bezw. instandzusetzen. Die meisten Schulen Essens sind zerstört, ausgeraubt, ausgeplündert. Endlich am 15.8.45, kann der erste Schultag nach dem Kriege gehalten werden.

Unter der Leitung des Lehrers Karl Dabbert u. der Mithilfe des Lehrers Heinrich Kersten, geb. 10.10.15 zu Essen, 1. Lehrerprüfung Lehrerakademie Dortmund 1937, wird der Unterricht der Schäferdiekschule am 15.8.45 eröffnet. Da das Gebäude Donnerstr. 139 nicht benutzt werden kann, findet die Schule in der Hilfsschule Weidenstraße statt, gemeinsam mit der kath. Kraienbruch- und kath. Reuenbergschule, deren Gebäude ebenfalls unbenutzbar sind. Nur an 4 Tagen der Woche ist Unterricht. Da keine Fensterscheiben vorhanden sind, müssen, zumal die Kinder schlecht gekleidet u. unterernährt sind, immer wieder während der wenigen Unterrichtsstunden erwärmende Übungen gemacht werden.

1.-4. Schuljahr führt Herr Kersten, 5.-8.: Herr Dabbert. Die anfangs geringe Schülerzahl steigt bald rasch durch die Rückkehr der Evakuierten. Ungeheure Schwierigkeiten gibt es zu überwinden. Keinerlei Lehr- u. Lernmittel sind vorhanden; viele Kinder schreiben auf Dachschiefer, da keine Tafel aufzutreiben, geschweige Hefte oder Papier. Der geistige Zustand der Kinder ist sehr verschieden,