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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Schuljahr 1934/35

(Herr Gerstenmaier tritt in den Ruhestand. Nachfolger: Lehrer Karl Dengler)
Das neue Schuljahr begann am 17. April. An diesem Tage übernahm der Unterzeichnete an Stelle des in den Ruhestand getretenen Rektors Emanuel Gerstenmaier die Schulleitergeschäfte. Eine schlichte Feier am Schluß des vorausgegangenen Schuljahres hatte die Arbeit des auf das Wohl und Fortkommen der Schuljugend stets bedachten Schulmannes abgeschlossen. Bei seiner körperlichen und geistigen Frische wäre es ihm bestimmt nicht schwer gefallen, die Schule noch einige Jahre zu leiten. Mit seinem Ausscheiden aus dem Amt war auch die Räumung der zur Schule gehörenden und ihm und seiner Familie besonders liebgewordenen Dienstwohnung verbunden. (1.3.34)

(Lebenslauf Dengler)

Der Werdegang des Unterzeichneten sei in Stichworten angegeben: Geburtstag: 11.10.98, Geburtsort: Bingen a. Rh., Besuch der Volksschule in Bingen und Remscheid von 1905 bis 1913, Präparandenanstalt Bergneustadt von 1913-1916, 1916 Eintritt ins Seminar zu Gummersbach,
- Weltkrieg - 3.1.17 Einberufung zum Militär u. Ausbildung in Düren u. Wetteren bei Gent, ab Anfang Mai 1917 Angehöriger der 2. Kompagnie des aktiven Rhein. Inf. Regiments Nr. 25 vor Lützow, Kämpfe St. Quentin, in Flandern (engl. Offensive), bei St. Mihiel, bei Cambroi (Tankschlacht), 1 Vierteljahr im Feldlazarett 78, Kämpfe am [.?.]bach (Villers Bretonneux), bei St. Mihiel, Abwehrschlacht bei Noyon, Gefangennahme am 19.8.18, Rückkehr nach Deutschland am 24.2.20 nach einer fast unerträglichen Wartezeit.
Teilnahme des Kriegskursus E in Gummersbach, 1. Lehrerprüfung bestanden am 5.3.21, zunächst Zivilangestellter bei der Schutzpolizei in Remscheid, 1. Lehrerstelle in Solingen vom 1.10. bis 31.12.21 (Abbaumaßnahmen der Stadt - 22 junge Lehrkräfte entlassen), wiederum bei der Schutzpolizei, 2. Lehrerstelle an der Friedrichschule in Essen-Stoppenberg, daselbst 2. Lehrerprüfung bestanden am 5.2.24 und endgültige Anstellung am 8.8.29.
- Partei - Mitglied der NSDAP seit 1.1.29, Eintritt in die SA Res. am 28.2.30, in der Verbotszeit Mitglied der antikommunistischen Liga, Eintritt in den NSLB am 1.7.32, daselbst Gaukassenwalter.
Versetzung an die evgl. Schule 17 in Essen-Rüttenscheid im Mai 1933, Übertragung der Schulleiterstelle an der hiesigen Schule.

(Fräulein Mäurer versetzt. Nachfolger Herr Kesper.)

Mit dem 31.3.34 schied auch die Lehrerin Frl. Frieda Mäurer aus dem Lehrerkollegium. An ihre Stelle trat am 1.4.34 der Schulamtbewerber Wilhelm Kesper aus Essen-West.

(Die 8. Klasse)

Der 7. u. 8. Jahrgang konnten im neuen Schuljahr nicht mehr zu einer Klasse vereinigt werden (90 Kinder!). Herr Kreisschulrat Zollmer ermöglichte aus diesem Grunde durch Überweisung von 22 Schülern u. Schülerinnen aus dem Schulbezirk der evgl. Schule Bochold I die Einrichtung der 8. Klasse. (Durchziehklasse).

(Klassenbesuchsziffer)

Nachfolgende Übersicht gibt Aufschluß über die Klassenbesuchsziffer aller Klassen am 1.5.34, 1.10.34 und 1.3.35, sowie über die jeweiligen Klassenlehrer(innen).

 

Kl.

Lehrer(in)

1.5.34

1.10.34

1.3.35

 

 

Kn    M

Kn    M

Kn    M

I.

Ackermann Lr.

17 + 19 = 36

16 + 20 = 36

17 + 20 = 37

II

Dabbert Lr.

28 + 28 = 56

27 + 27 = 54

26 + 27 = 63

III

Denlger Hptl.

15 + 24 = 39

15 + 24 = 39

15 + 23 = 38

IV

Durchziehklasse

21 + 23 = 44

21 + 23 = 44

20 + 22 = 42

V

Ludwig Ln.

27 + 24 = 51

28 + 24 = 52

28 + 23 = 51

VI

Klocke Ln.

22 + 30 = 52

23 + 30 = 53

23 + 30 = 53

VII

Kesper Lr.

23 + 21 = 44

23 + 21 = 44

24 + 20 = 44

VIII

Siegmann Lr.

26 + 17 = 43

24 + 16 = 40

23 + 15 = 38

 

 

365

362

356

Technische Lehrerin ist Frl. Helene Morhenn.

 

 

(Unterricht im Sinne des Nationalsozialismus)

Im politischen Leben nach innen und außen sowie auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens erfolgt seitens des Führers und seiner Mitarbeiter Zug um Zug, um das erstrebte 3. Reich mehr und mehr zu verwirklichen. Der Schule fällt die Aufgabe zu, den Unterricht in dieser großen Zeit in jeder Hinsicht gegenwartsverbunden zu gestalten.

(Feiertage der NSDAP)

Die großen Feiertage der NSDAP, übertragen auf das ganze deutsche Volk, werden auch in der Schule entsprechend gewürdigt und gefeiert. (1. Mai, Erntedankfest, 9. November, 30. Januar) Die Führerreden werden durch den Rundfunk übertragen.

(Flaggenparaden)

Zu Beginn und am Ende der Schulzeit, also nach den Ferien und vor den Ferien, wird die Hakenkreuzfahne in feierlicher Form im Beisein aller Lehrer und Kinder der Schule gehißt bezw. eingezogen.

(Hitlergruß)

Der Hitlergruß geht dem täglichen Unterricht voraus und beschließt ihn wieder. Er wird Lehrern und Schülern auch außerhalb des Unterrichts zur Pflicht gemacht.

(2.8.34 Hindenburg +)

Der Tod des verehrten Reichpräsidenten Paul von Hindenburg bewegte auch die Schuljugend auf das Tiefste.

(19.8.34 Hitler Führer des deutschen Volkes)

In der wenige Wochen auf das Hinscheiden des Generalfeldmarschalls stattfindenden Wahl wurde Adolf Hitler durch das Vertrauen des deutschen Volks zum alleinigen Führer Deutschlands gewählt.

(Vereidigung der Lehrkräfte)

Dem Unterzeichneten fiel die Aufgab e zu, alle Lehrkräfte der Schule zu vereidigen und das Gelöbnis der Treue[=?] zum Führer entgegenzunehmen (5. September 1934)

(Saarabstimmung)

Das ganze Schuljahr stand im Zeichen der Saarabstimmung am 13.1.35. Das Lied „Deutsch ist die Saar" wurde von den Großen und Kleinen in der Schule immer wieder mit größter Hingabe gesungen.

(Elternabend Saarfeier)

Am 20. Dezember veranstaltete die Schule in der Jugendhalle an der Bandstraße in Schonnebeck einen Elternabend. Deutsch ist die Saar! Das war auch der Leitgedanke dieser Feierstunden. Eingangs wurde die seitens des NSLB Gau Essen

 

 

Elternabend

der evangelischen Schule Essen-Borbeck I
im Lutherhaus, Bandstr. 119, am Donnerstag, den 20.12.34.

Saargedenkstunde verbunden mit Fahnenweihe.

Festfolge:

1. Badenweiler Marsch,
2. Grußworte,
3. Vorwärts, vorwärts........
4. Jugend marschiert,
5. Flamme empor (Chor),
6. Fahnenweihe,
7. Horst-Wessel-Lied.

----

8. Es rauscht durch deutsche Wälder (Chor),
9. Unser Saarland (Lichtbildervortrag)
Dein Vaterland Ged.
Das Land an der Saar Ged.
Der Saarbergmann Ged.
Spottvers Ged.
10. Das Land meiner Väter (Chor)
11. Weihespiel: Das Herz der Saar,
12. Saarlied,
13. Schlußworte,
14. Militärmarsch.

----

Beginn: 19 Uhr

Eintrittsgeld: RM. 0,10.

 

Saarlied.

Deutsch ist die Saar, deutsch immerdar,
und deutsch ist unseres Flusses Strand
und ewig deutsch mein Heimatland, -
mein Heimatland, - mein Heimatland.

Deutsch bis zum Grab Mägdlein und Knab',
und deutsch ist das Lied und deutsch das Wort
und deutsch der Berge schwarzer Hort,
du schwarzer Hort, du schwarzer Hort.

Deutsch schlägt das Herz stets sonnenwärts,
und deutsch schlug's, als uns das Glück gelacht,
und deutsch schlägt es auch in Leid und Nacht,
in Leid und Nacht, in Leid und Nacht.

Reicht euch die hand, schlinget ein Band
um jungen Volk, das deutsch sich nennt, in dem
die deutsche Sehnsucht brennt, die Sehnsucht
brennt, die Sehnsucht brennt.

Ihr Himmel, hört, jung Saarvolk schwört,
so lasset uns in den Himmel schrein:
Wir wollen niemals Knechte sein, nie Knechte sein,
nie Knechte sein.

Carl Maria Lux.

 

 

der Schule für hervorragende Wertearbeit in Bezug auf die Schülerzeitschrift „Hilf mit" geschenkte Hakenkreuz-Schulfahne enthüllt und geweiht. - Herr Ackermann hielt sodann einen Lichtbildervortrag über das deutsche Saarland. Der Vortragende [.?.] noch, daß der Franzose im Laufe der Geschichte immer wieder seine Hand nach diesem kerndeutschen Lande ausgestreckt habe und zeigte die Stätten der Arbeit und die Naturschönheiten des Saarlandes und beleuchtete vor allen Dingen die gegenwärtige Lage. - Den Höhepunkt des Abends bildete das von den Schülern der Oberklasse vorgeführte und von Frl. Klocke einstudierte Wechselspiel: „Das Herz der Saar". - Am Schlusse des Elternabends wurde für notleidende Volksgenossen an der Saar gesammelt. - Sammelergebnis 6,36 RM. - ein schöner Erfolg.

(Deutsch ist die Saar!)

Am 13. Januar fand dann die Abstimmung statt. Sie brachte trotz aller Willkür und Gegenpropaganda eine klare und eindeutige Entscheidung für Deutschland. Das Märchen von den 100000 Saarfranzosen fand damit sein Ende. Der Unterricht wurde aus diesem Grunde am 15.1.35 ausgesetzt. - Am 1. März fand dann die große Saarfeier in Anwesenheit des Führers in Saarbrücken statt. Der Unterzeichnete hat an dieser Feier teilgenommen. Die Kinder hatten auch an diesem Tage schulfrei.

(Hans Schemm +)

Am 5. März ging nach all den freudigen Ereignissen eine Trauernachricht durch alle deutschen Zeitungen. Hans Schemm, Staatsminister in Bayern, Gauleiter der bayerischen Ostmark und Gründer u. Führer des nationalsozialistischen Lehrerbundes stürzte kurz nach einem Start mit seinem Flugzeug ab und erlag den erlittenen Verletzungen. Ein schwerer Schlag für die gesamte Erzieherschaft. Seine letzten Worte: „Haltet einander die Treue so wie ich sie euch gehalten habe." Das Leichenbegräbnis fand in Anwesenheit des Führers statt. Der Unterzeichnete erhielt für einige Tage Urlaub, um als Gaustabsmitglied des N.S.L.B. an den Trauerveranstaltungen in Bayreuth teilnehmen zu können.

 

(Schulgemeinde, Schuljugendwalter)

An die Stelle der bereits seit 1933 ihres Amtes nicht mehr waltenden Elternbeiräte traten um die Jahresswende 1934/35 die Schuljugendwalter als Vertreter der gesamten Schulgemeinde. Schule, Elternhaus und Hitlerjugend stellen diese Vertreter. Schuljugendwalter der evgl. Schule Borbeck wurden: Dengler (als Schulleiter); K. Urban - Ingenieur, Nieschulze - Kaufmann, H. Hiltenkamp - Schlosser, Frau Schagull - Ehefrau (als Vertreter der Elternschaft); von Delft, I. Urban - Tochter (als Vertreter der H.J. und des BDM). Genannte Schuljugendwalter konnten der Schulgemeinde bereits im Verlaufe des oben genannten Elternabends vorgestellt werden. Am 13. Februar fand dann eine Zusammenkunft der Schuljugendwalter im Lehrerzimmer der Schule statt.

(Staatsjugendtag)

Eine einschneidende Änderung für den gesamten Unterrichtsbetrieb brachte die im Herbst erfolgte Einführung des Staatsjugendtags. Jungvolk und Jungmädel in der Hitlerjugend bezw. im BDM. hatten an diesem Tage unterrichtsfrei. Die Kinder der Oberstufe erhielten dadurch an 2 Nachmittagen Unterricht, insgesamt aber nur 29 Stunden. Wer von den Jungen und Mädchen noch nicht organisiert war, erhielt am Sonnabend nationalpolitischen Unterricht.

(Lernmittelbeitrag, Filmgerät)

Zum Zwecke der Beschaffung von Filmgeräten für alle deutschen Schulen wurde der sogenannte Lernmittelbeitrag eingeführt. Dieser beträgt per Kind für das Vierteljahr RM 0,20. (Kinder von Erwerbslosen sind befreit - Erleichterungen für kinderreiche Familien). Kurz nach der Einführung des Beitrags kamen die ersten Geräte in Essen zur Verteilung. Die hiesige Schule wurde hierbei ebenfalls berücksichtigt.

(Jugendherbergspfennig)

Zur Förderung des Baus von Jugendherbergen wurden den Schulen aufgegeben, von allen Kindern in jedem Monat den sogenannten Jugendherbergspfennig einzuziehen.

(DLV-Abzeichen-Nagelung)

Zur Pflege des Luftfahrtgedankens und zur Entgegennahme von Spenden für die Luftfahrt wurde durch die Schulkinder ein DLV-Abzeichen benagelt.

 

 

Evangelische Schule Borbeck

- oooOOOOOOooo -

Ostern 1935.

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Entlassungsfeier

1. Teil.

..........................

1. Begrüßung.
2. Lied: Lobe den Herrn.
3. [.?.]zauber. (Aus der Edda)

2. Teil.

..........................

1. Lied: Schön ist die Jugend.
2. Lied: Pfeifer, laß dein Rößlein traben.
3. Lied: Aus grauer Städte Mauer.
4. Lied: Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd.
5. Lied: Morgen marschieren wir.
6. Lied: Heut noch sind wir hier zu Haus.
7. Spruch: Und ob unser Singen und Klingen.

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3. Teil.

.........................

1. Aus der Führerrede auf dem Reichsparteitag 1934.
2. Ansprache.
3. Gedicht: Jungarbeiter, hör' zu!
4. Sieg - Heil auf den Führer.

 

 

(Ergängungslesebücher)

An die Stelle der alten Lesebücher für evangelische Schulen sollen neue Lesebücher treten. Bis zu ihrem Erscheinen wurden auf der Oberstufe die Ergänzungslesebücher für das 5.+6. sowie das 7.+8. Schuljahr in Gebrauch genommen.

(Schülerzeitschrift „Hilf mit")

Die vom NSLB herausgegebene Schülerzeitschrift „Hilf mit" erfreut sich immer größerer Beliebtheit. In einigen Klassen sind fast alle Kinder Bezieher. (Gebrauch im Unterricht!) In Bezug auf die Zahl der Bezieher im Verhältnis zur Gesamtschülerzahl marschiert die hiesige Schule mit an der Spitze von allen Essener Schulen.

(Schemmbild für erfolgreiche Werbearbeit)

Für diese Leistung erhielt sie daher als Anerkennung von der Zeitschriftenstelle des NSLB ein Schemmbild. (28.3.35)

(Diphtherie-Erkrankungen)

Im Monat November stiegen die Versäumnisse in ganz erschreckendem Maße an. So fehlten am 15. November fast 25 % aller Kinder, darunter 2,5 % an Diphtherie erkrankte und der Diphtherie verdächtige Kinder, sowie 15,9 % mit anderen Krankheiten behaftete Kinder.

(Beurlaubungen der Lehrkräfte)

Längere Zeit beurlaubt waren folgende Lehrkräfte:
1. Herr Kesper 29.10.-17.11. Kursus in Wolterdingen (Sport)
2. Herr Siegmann 27.11.-17.12. Kursus in Manderscheid (Rasse)
Herr Siegmann 12.3.-23.3.35. Kursus in Langenberg (Segelflug[.?.])

(Schulleiter Dengler Hauptlehrer)

Mit Wirkung vom 1. Januar 1935 erfolgte die Anstellung des Schulleiters Herrn Dengler als Hauptlehrer der Schule.

(Entlassungsfeier)

Die Entlassungsfeier der Schule fand am 30.3.35 statt. Die Ansprache an die Kinder hielt der Klassenlehrer Herr Ackermann. Die Schuljugendwalter als Vertreter der Gesamtelternschaft waren anwesend.

(„Allgemeine Wehrpflicht" in Deutschland)

Ein Ereignis von besonderer Tragweite war die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht am Sonnabend den 16. März 1935 durch den Führer.

 

Dengler