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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Schuljahr 1939/40.

I. Umorganisation des Schulwesens.

Ab Beginn des Schuljahres wurden die bisherigen nach Konfessionen getrennten Schulen in Essen aufgelöst und neue Schulbezirke ohne Rücksicht auf die konfessionelle Zugehörigkeit der Kinder gebildet.
Die Schule erhielt den Namen „Schloßschule" u. führt die Geschäftsnummer 302.

II. Schulbezirk.

Der Schulbezirk der Schloßschule umfaßt für die Grundschule die Straßen:
Ackerstr., Biberweg, Engersgau, Freiherrenweg, Fürstenbergstr., Hagedornstr., Laarmannstr., Möllhoven ab 72/77, Möllhover-, Winkel, Moosstr., Naunenselstr., Rabenhorst, Rengsdorferheim, Schloßstr., Schloßgarten u. Triftstr.

In den 4 oberen Jahrgängen hat die Schule nur rein Jungenklassen und tauscht dazu die Mädchen gegen die Jungen der Möllhovenschule aus. Es kommen für die Jahrgänge folgende Straßen hinzu:
Am Borchland, Am Ellenbogen, Düppenberg, Flurstr., Fürstäbtissinstr., Gerschermannweg, Hülsmannstr., Johann Keusestr., Möllhoven bis 70/75, Mövenstr., Neuwiedweg, Raiffeisenweg, Rheinstr. und Wachtstr.

III. Klassenbildung:

Da auch sämtliche Lehrkräfte an die Schloßschule neu versetzt worden waren, ergab sich für die Schule ein vollkommener Neuaufbau mit folgenden Klassen:

Klasse I.

16 Knaben

35 Mädchen

= 51 Schüler

Frl. Weber

Klasse II.

23 Knaben

25 Mädchen

= 48 Schüler

Frl. Käsemann

Klasse III.

27 Knaben

29 Mädchen

= 56 Schüler

Herr Jansen

Klasse IV.

27 Knaben

26 Mädchen

= 53 Schüler

Herr Hilgers

Klasse V.

48 Knaben

-

= 48 Schüler

Herr Bodenkämfer

Klasse VI.

46 Knaben

-

= 46 Schüler

Herr Weber

Klasse VII.

34 Knaben

-

= 34 Schüler

Herr Glaser

Klasse VIII.

31 Knaben

-

= 31 Schüler

Herr Dr. Thun

 

252 Knaben

115 Mädchen

367 Schüler

 

Da die Lehrerin [.?.] Weber infolge ihrer Krankheit den weiten Weg zur Schule nicht ohne Beschwerden machen konnte, wurde sie nach längerem Fehlen gegen die Lehrerin Gertrud Brenker von der Kampschule am 3. Juni 1939 ausgetauscht.
Als technische Lehrerin war Frl. Karola Wolters mit 5 Stunden wöchentlich an der Schule beschäftigt.

V. Schulgebäude:

Das Schulgebäude befindet sich in einem erträglichen Zustande, wenn es für die 8 Klassen auch nur 7 Klassenräume hat. Es fehlen dagegen alle anderen Räume. Lehrmittel sind auf dem Speicher untergebracht. Das Lehrerzimmer ist primitiv eingerichtet und das Leiterzimmer hat eine Lage, die jeder Beschreibung spottet. Es ist mit 2 Türen nach der [.?.]wohnung des Lehrer Händel geöffnet, so daß diese Familie mit den Ohren an allen Besprechungen, die hier stattfinden teilnehmen kann, während der Leiter der Schule bei den nun doch in diesem Zimmer vorzunehmenden Arbeiten gezwungen ist, an dem Familiengeschehen der Familie Händel Anteil zu nehmen.

Die Aborte sind in einem Zustande, die einer Großstadt unwürdig sind.

Unter diesen Verhältnissen über[nahm] der Rektor Dr. Thun die Schloßschule am 22.4.1939 und leitete sie mit zwiespältigen Gefühlen bis zum Ausbruch des Krieges

 

am 1. September 1939 ohne große Störungen.

VI. Kriegsausbruch und Schule:

Infolge des Kriegsausbruches wurden die Sommerferien bis zum 18. September verlängert. Es mußten nun die von der Stadtverwaltung bisher versäumten Schutzmaßnahmen beschleunigt nachgeholt werden. Die Kellerräume wurden zu splittersicheren Luftschutzräumen ausgebaut.

Lehrer Weber war schon am 25. August zum Heeresdienst einberufen worden, sodaß an der Schule annähernd normal Verhältnisse geherrscht hätten, wenn nicht unbedingt Sicherheit bei Fliegerangriffen für die Kinder gefordert worden wären.

Da das Gebäude der Möllhovenschule von der Heeresverwaltung beschlagnahmt worden war, mußte auch diese Schule in unserem Schulgebäude untergebracht werden. So ergab sich die Notwendigkeit, daß die Schule je Klasse nur 2 Stunden Unterricht je Tag erteilen konnte. Dabei war das Gebäude nicht ausgenutzt, da der Luftschutzkeller nur 90 Kinder luftschutzsicher nach den Bestimmungen aufnehmen konnte.

Die Lehrer und Lehrerinnen wurde in großer Zahl zu den Wirtschaftsämtern abkommandiert und blieben hier solange, bis die Verwaltungsbeamten sich in ihrem Gebiet eingearbeitet hatten und nun mit einem Hilfspersonal fertig werden mußten. Daß unter diesen Umständen das Verhältnis zwischen der Lehrerschaft u. den Verwaltungsbeamten nicht immer sehr erfreulich war, wird zu verstehen sein. Die Lebensmittelkartenausgabe an die Bevölkerung lag bis Ende April 1940 immer noch voll in den Händen der Lehrerschaft.

Die Störungen, die die vereinzelten Fliegeralarme bei Einflügen der Engländer hervorriefen, waren unerheblich. Viel schärfer wirkte sich die Forderung nach dem erforderlichen Schutz der Kinder aus. Hier konnte letzten Endes nur die Verantwortungsfreudigkeit des Schulleiters helfen.

Nachdem am 16. Januar 1940 die Möllhovenschule wieder in ihr eigenes Gebäude gezogen war, wurden vor- und nachmittags je 4 Klassen 4 Std. unterrichtlich betreut, so daß die Kinder wieder ihren vollen Unterricht erhielten.

VII. Sammlungen:

Außer den bisher schon üblichen Sammlungen traten nun die kriegswirtschaftlich notwendigen Sammlungen an Altmaterial, [.?.], Papier u. s. w. Die Ergebnisse, die die Schule hatte waren bescheiden, da die großen Mädchen der Möllhovenschule den Jungen fast alle Gegenstände vorwegsammelten.

VIII. Entlassung:

Die Schulentlassung fand am 20 März 1940 statt: Es wurden 79 Jungen entlassen.

 

Dr. Thun
Rektor.