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„Wer kämpft mit uns?“ - Eine Werbebroschüre des Katholischen Jungmännervereins

Die Broschüre entstand nach der NS-Machtübernahme, ohne dass sie genau zu datieren wäre. Als wahrscheinliches Datum ihrer Verbreitung dürfte die Jahreswende 1934/35 gelten, da das Werbeblatt zu diesem Zeitpunkt Eingang in die Chronik der Sturmschar Wesel fand, in der sie - im Archiv des Jugendhauses in Düsseldorf - auch überliefert ist.

Die Broschüre ist geschickt aufgemacht und schafft es, den schmalen Pfad zwischen Werbung in eigener Sache bei gleichzeitiger Absetzung von Hitlerjugend und Jungvolk nicht verlassen zu müssen. Das beginnt bereits mit dem Titelbild, das neben dem Portrait eines Jungen und dem Umriss des Altenberger Doms auch Kothen und Banner zeigt, die für bündisches Leben und Fahrterlebnis stehen, das sich deutlich von jenem in der HJ unterscheidet. Auch das folgenden Bild, das ein Christusbanner über einer Landschaft zeigt, beinhaltet nicht ohne Grund im Vordergrund eine (Friedens-) Taube.

Auch der Text, der ausdrücklich auf die aktuelle „manchmal recht trübe Zeit" hinweist, stellt bei aller Betonung der Eigenständigkeit der katholischen Jugendverbände immer auch eine Absetzung von der HJ dar. So wird die „Fröhlichkeit" betont und versprochen, dass „unser Jugendreich im Jungmännerverband ein Jugendreich der Freude sein" solle. Dieses Jugendreich aber, daran wird kein Zweifel gelassen, soll durch und durch „deutsch" sein und vom sozialen Anliegen her der NS-„Volksgemeinschaft" entsprechen. „Denn alle sind sie uns Brüder. Ob arm oder reich, groß oder klein, einfach oder vornehm: unsern Bund trennt nicht Klasse noch Rang. Student neben Arbeiter, Bürogehilfe neben Bauernburschen." Dabei sei man „genau so deutsch wie jeder andere", stehe „zu Volk und Vaterland" und daher auch „im Staate Adolf Hitlers, der gerade der deutschen Jugend so viel Vertrauen geschenkt" habe. An einem allerdings wurde kein Zweifel gelassen, nämlich daran, dass man im KJMV zusammenstehe „unter dem einen Wort: Alles für Deutschland, Deutschland für Christus!"

Hinsichtlich des HJ-Alltags versucht die Broschüre ein deutliches Gegenbild gegen den HJ- und Jungvolk-Dienst zu zeichnen: Zum wöchentlichen Heimabend treffe man sich „mehr oder weniger pünktlich, da Hausaufgaben und Bedürfnisse des Elternhauses offenbar vorgingen. Auch Turnen und Schwimmen gebe es jede Woche, allerdings „anders als in der Schule". Das hieß wohl in erster Linie, dass weniger Erfolgs- und Leistungsdruck ausgeübt wurde, wobei es durchaus Mutproben gebe, die aber mit jenen in der HJ offenbar nicht verglichen werden sollten. „Von uns", so hieß es mit Blick auf das Wagnis eines Sprungs vom 10-Meter-Turm, „hat ihn noch keiner gewagt". Aber es gebe unter den freieren und weniger durch Drill geprägten Bedingungen im KJMV alles: „Nachtklotzmärsche", Geländespiele, Zeltlager - „im letzten Jahr standen in ganz Deutschland unsere Zelte" - und „Großfahrten". Dabei wurde bei der - fiktiven - Vorstellung der Mitglieder einer Gruppe in Absetzung zum steten Siegeswillen in der HJ ausdrücklich betont, dass gerade diese „Vorzeigegruppe" nicht zu der „allerbesten des Verbandes" zähle.

Das alles war eine einzige Einladung zum Beitritt: „Ihr wisst jetzt jedenfalls, dass es im Katholischen Jungmännerverband, bei seinen Sturmschärlern, Pfadfindern, Sportlern und Deutschmeistern schön ist, dass frisches und freies Leben herrscht."

Dem Beitritt musste aber eine Grundsatzentscheidung vorausgehen, nämlich jene „für oder wider Christus". Der KJMV habe sich „für Christus entschieden und stehe zu Ihm in allem". „Und ihr jungen Kameraden sollt zu uns kommen, wenn ihr aus freiem Entschluss und mit ganzem und hartem Willen euch dazu entschlossen habe: Alles für Christus! Denn wir brauchen ganze Kerle, weil wir aufs Ganze gehen."