Chronik der Sturmschar
des Katholischen Jungmännerverbandes
Gruppe Maria Himmelfahrt
Wesel
Land der Jugend, heiliges Land!
Land der Arbeit des Kampfes,
Wiege starker Geschlechter,
Land der Unruhe und der Taten!
Hermanns Land!
Frohe Fahrt.
Es war im Jahre 1908 als sich im Katholischen Jugend- und Jungmännerverein von St. Martini zu Wesel eine Wanderabteilung bildete die sich unter dem Namen „Gut Weg" innerhalb einiger Monate zu einer starken Gruppe entwickelte. Die Abteilung zählte bald 80 Mitglieder. Je nach Bedarf hielten sie etwa jede Woche ihre Versammlung ab. Hier wurden Fahrten besprochen und Lieder gelernt. Fast jeden Sonntag gings auf Fahrt. Recht Touristenmäßig mit Rucksack und Spazierstock. Wenn es Samstags abends los ging, schlief man beim Bauer, denn eine Jugendherberge kannte man wenig oder garnicht. Wenigstens einmal im Jahre wurde eine 8 oder 14 tägige Tour gemacht. Zu Anfang des Krieges 1914 wurde eine ganze Reihe zum Heere eingezogen. Manches schöne Paket wurde von der
Abteilung gepackt und denen im Felde zugesandt. 12 Freunde kehrten nicht mehr Heim. Sie starben den Heldentod für Vaterland. An manchen Abend gedachte die ganze Gruppe gemeinsam dieser gefallenen Helden. Sie mögen ruhen in Frieden.
Auch in diesen Kriegsjahren gingen die andern auf Fahrt.
Im Jahre 1919 als die Deutsche Jugendkraft (D.J.K.) in unserer Stadt organisiert wurde, trat die ganze Abteilung, wie auch in vielen andern Städten zur D.J.K. über und wurde eine Wandergruppe der D.J.K. Einige Monate darauf trennte sich wieder eine Gruppe, aber nur für kurze Zeit von D.J.K. und machten sich selbständig unter dem Namen „Wandergruppe Edelweiß".
In den Jahren 1920/21, als diese Wandergruppen der einzelnen Städte schon Fühlung untereinander hatten unter einem besonderen Reichswanderwart, merkten aber die Gruppen, daß sie nicht recht in den Sportbetrieb der D.J.K. hineinpaßten. Sie lösten sich von der D.J.K. und so entstand der „Kreuzfahrer Bund". Er entstammt also der katholischen wandernden Volksjugend und im Jahre 1923 seinem Richtschnur und Ziel. So wie im Bundesheft von 1923 steht, will er ein lebendiger Mittelpunkt innerhalb des Kreislaufes katholischer Jugendbewegung sein. Leib und Seele, Natur und Übernatur sollen ineinanderklingen zu heiliger Harmonie. Zu einen jubelnden Loblied auf den Allerhöchsten.
Dieser Gemeinschaft schloß sich auch die Gruppe von Wesel von St. Martini an.
Etwas Neues ging aus, von dem 1. Bundestag des Kreuzfahrer-Bundes in der Visbecker-Heide an der rauschenden und brandenden Nordsee.
Trotz Inflation und Grenzsperre fuhren auch einige von Wesel dorthin. Aus der mündlichen Überlieferung wissen wir noch, daß diese hinfuhren mit einigen Millionen Mark in der Tasche. Die Hinfahrt kostete 450 000 M, während für die Rückfahrt, eine Woche später schon 7 Millionen bezahlt werden mußte.
In den Jahren darauf entwickelte sich der Bund der Kreuzfahrer mehr und mehr.
Als dann aber von der obersten Führerschaft die vollständige Abstinenz als Gesetz herausgegeben wurde, brach manche Gruppe die Verbindung ab. Auch die Weseler Gruppe löste sich vom Bund.
Um diese Zeit bestand auch im katholischen Jugend- und Jungmännerverein von Maria-Himmelfahrt eine Wandergruppe. Im Jahre 1926 schlossen sich die beiden Gruppen unter dem Präses Kaplan Daldrup zusammen. Ein Teil des Grundes lag wohl darin, daß ja die D.J.K. der beiden Pfarreien auch zusammen arbeiten. Von der Zeit ab nannte sich die Abteilung:Kreuzfahrergemeinschaft Gut Weg 08 Wesel.
Die Gruppe kam regelmäßig wöchentlich einmal zusammen zum Nestabend. Meistens im Nest des Jugendheims Eintracht, oder aber auch im Aloysiushaus. In den Sommermonaten aber auf der Insel, wo die Gruppe mit den Neu-Deutschen zusammen ein Landheim bewohnten. Da die Führer der Kreuzfahrergemeinschaft mit den Führern der N.-D. gut befreundet waren, wurden manche Veranstaltungen wie Sommerfest, Sonn- u. Jahreswendfeier, zusammen gemacht.
Eine besonders schöne Sonn- und Jahreswendfeier war in der Sylvesternacht von 1928/29.
s. umstehend.
Im Herbst 1927 wurden verschiedene Fähnlein unter besonderen Führern gebildet. Aus dieser Zeit stammen die Namen Sturmvogel- und Geyerfähnlein. Ein originellen Fhedebrief s. inseitig, zeugt von einer Fhede zwischen diesen beiden Fähnlein, welche mit einer Koppelschlacht in dem Bönninghardt bei Birten ihr Ende fand. Im Sommer wie im Winter wurden manche Fahrten gemacht.
[Foto:] Kahnfahrt auf dem alten Rhein bei Haus Aspel
Die Kluft war ein blauer Fahrtenkittel mit Kniehose. Der Wimpel, der zwar nicht oft mitgenommen wurde trug auf der einen Seite das Weseler-Wappen und auf der anderen Seite den Namen der Gruppe. An den Oster- oder Pfingstagen oder in der Urlaubszeit gings auf große Fahrt. So war die Gruppe einmal an der Nordsee, ein andermal am Mittel- oder Oberrhein, von der Eifel bis zum Teutoburgerwald und zum Harz.
[Fotos:]
........dann strecken wir die Glieder, auf weißem Linnen nieder........
Ruine von Kloster Heisterbach
An der Ruine Drachenfels
Als in den Jahren 1929/30 in der Teufelsschlucht bei [?] und in dem Amphitheater bei Birten große Freilichtspiele aufgeführt wurden gings an einem Sonntag auch dorthin. Das letzte Stück die Passionsspiele wurden aufgeführt in der Teufelsschlucht.
So bestand die Kreuzfahrergemeinschaft G.W. 08. fort bis zum Sommer 1930. Die Führer betätigten sich ausnahmslos auch in der Spielschar und Volkstanzkreis und als dieser Kreis sich im Frühjahr 1930 zu einem besonderen Verein zusammenschloß, gab es Auseinandersetzungen mit den Präsides der kath. Vereine, da diese neue Organisation gegen die Richtlinien der kath. Vereine verstößt. Nach längeren Besprechungen traten diese Leute aus dem Jungmänner-Verein aus und somit war auch die Kreuzfahrergemeinschaft führerlos geworden.
Vesalia, den 7. im Harung 28.
Fehdebrief
An die mannen [?] und buben des Sturmvogelfähnleins unter deren Häuptling Brock
Uns ist zu ohren gekommen daß ihr uns des öfteren beleidigt und geschmäht habet. Ferner feindliche Knappen vom stamm der Gegner überfallen und ausgeraubet habet. Somit tuen wir auch aus dem frieden mit Unfrieden. Verfehmt und geächtete sollet ihr sein. Ein jeder der euch trifft soll euch töten, und 10 [?] höher hängen gleich dem gemeinsten Mißetäter. Eure [?] sollen mit Gestank zur hölle fahren, euer Fleisch aber werden wir den Hunden zum Fraße vorwerfen. Vorher wollen wir euch unser [?] kundtuen. Falls ihr keine memmen seid, so erwarten wir euch am 26. im harung zu einem echten und ehrlichen Streit. Dann werden wir euch beweisen daß ihr keine Krieger sondern Weiber seid. Die Bedingungen zu stellen überlassen wir Großmächtig euch.
Gegeben und besiegelt am beratungsfeuer des Geyerstammes in der nacht vom 7. auf den 8. im Harung des Jahres so man schreibet eintausendneunhundertachtundzwanzig.