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Jugend! Deutschland 1918-1945
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1934

1934

Mit Gott
Chronik der Sturmschar
Gruppe Maria Himmelfahrt
Wesel

Herr schicke was du willst,
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin begnügt, dass beides
Aus deinen Händen quillt.
Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden.

Königsfeuer.

Es lebte einst ein König. Der gebot dass zur Zeit der Sonnenwende in allen Herdgruben die Feuer ausgetan werden sollten. Dann liess es vom Schlosse herab mit silbernen Trompeten blasen. Und seine Herolde nahmen vom Königsfeuer und trugen es in windgeschützten Schalen zu Tal. Nach den Häusern des Volkes. Und mussten selbst in der kleinsten Hütte mit dem Königsfeuer neue Glut entfachen. -

Siehe, der Herd unserer Seelen ist kalt. Wo ist der König, der in uns neue Glut entfacht? -

In tausend Kirchen brennt sein Ewiges Licht. In tausend Tabernakeln flammt sein Herz und ruft: „Kommt zu mir, alle." - Warum gehen wir so müde. Wir sind doch jung! Wir wollen nicht am kalten Herde sitzen. Nicht im Schatten. Nicht hinter den Maschinen erstarren. In dem Rythmus gleichtöniger Arbeit.

Wir sind jung. Wir sind katholisch. Wir wollen das Adventsfeuer des Königs tragen. In alle Häuser. In alle Hütten. Zu den verlorenen Söhnen. Zu den Sonnenfernen. Zu denen, die keine Mutter haben. Keine gütige Hand, die sie führt. Und zu denen, die im Alltag umkommen.

Gottkönig - schick uns als Herolde aus. Dass wir dein Königsfeuer in die neue Welt tragen. Dass es uns führe durch Nacht zum Sieg! Lasst uns beten und schaffen und siegen.

 

Sylvester!

Noch ist die Nacht klar, noch plätschert der Rhein ruhig und eintönig dahin. Aber in der Ferne am Himmel ziehen drohende Wolken auf, ein Sturm ist vorauszusehen. Ein Schneesturm zieht auf. Der Zeiger der Uhr rückt unerbittlich weiter.

Es war am ersten Heimabend der 1. Jungenschaftsgruppe der Sturmschar von der Pfarre Maria-Himmelfahrt, im Sturmschar-Heim in der Jugendburg.

An diesem Abend überschauten wir noch einmal das ganze Werk und unser Wirken. Wir konnten feststellen, wo wir etwas mit Freude und Mut getan haben, da sind wir selbst und auch die Schar weitergekommen. Daher nehmen wir uns vor, wenn wir etwas beginnen, oder wenn etwas beschlossen ist, oder wenn der Führer etwas verlangt, immer packen wir sofort an, denn dann geht es bestimmt gut.

Ein Leben der Jungenschaft kann doch viel Freude und Erlebnis in sich bergen auch das sahen wir bei unserm Rückschau. Ganz sicher sind wir mit allem längst nicht zufrieden, deshalb wollen wir im kommenden Jahr schon mehr machen.

Darum wollen wir auch
zueinanderhalten
Du und ich und wir alle.

Unser Banner weht. Wir kämpfen bergan!
Die Jugend Deutschlands und Gottes.

Wir hörten an diesem Abend nebenstehendes Kapitelchen, das uns vieles zu sagen hat.

Wer könnte sich das: Ich lerne! mehr vornehmen als wir. - So wollen wir lernen, das wir als Christus-Jugend und deutsche Jugend bestehen können!

Als wir dieses zu Hause oder im Heimabend gelesen hatten, da wollte es manchem Bange werden, denn wir wissen wie notwendig wir gerade in dieser Zeit solche Männer gebrauchen und so haben wir uns den Gebeten der Tausenden angeschlossen wo immer wir zusammen waren.

Herr erhalte ihn uns!
Doch nicht wie ich will sondern wie Du willst.

Als wir dann einige Wochen später diese Zeilen lesen konnten, da war eine große Freude in unserm Jugendreich.

Bis zur vollen Genesung hat es noch manche Wochen gedauert, Bis wir ihn im Juli (s. Wacht Juli 34) begrüßen konnten.
Dir die Treue, General!

Nicht lange nach der glücklich überstandenen Krankheit sollte unser Präses noch unter uns sein und der Artikel aus der Zeitung sagt schon wie die Stimmung ist.

Schweren Herzens wurde die Abschiedsfeier vorbereitet, die zusammen mit einem Pfarrabend am Sonntag abend stattfand.

Im dichtgedrängt vollem Saale der Jugendburg sagten wir unserm Präses „dank und lebewohl". Unvergeßlich lebt er in unserm Herzen fort, denn die Jahre seines Wirkens sind nicht auszutilgen aus der Geschichte unserer katholischen Jugend der Pfarre Maria-Himmelfahrt. Das wird nur der ganz begreifen der mit ihm tätig sein durfte. Wir sagen ihm aus vollem Herzen:
Vergelt's Gott!

 

Keinem aus der Schar war es vergönnt an einem der zahlreichen Winterlagern teilzunehmen, wir müssen uns mit dem Lesen dieser Ballade begnügen.

Bild-Dokumente unserer Zeit.
Ein Bild von den vielen Bildern aus den Zigarettenschachteln. Wir waren erstaunt wie wir dazwischen gekommen sind.

[1934]

Dies sind andere Dokumente unserer Zeit, die Blitzartig die Lage und die Zeit beleuchten.

Zuerst für Aachen

Bald darauf für die ganze Rheinprovinz und bald auch für Westfalen.

So ist es geblieben bis zum Ende des Jahres und noch.

Trotz § 31 des Konkordates und trotz mancher Zusicherung des Reichskanzlers Adolf Hitlers.

(Brief an Kardinal Bertram 28.4.33)

aus dem Kirchenblatt

Die junge Christengemeinde in Front!

Wir folgen geschlossen dem Christusbanner.

 

Oft und immer wieder haben in dieser Zeit zu unserer Freude unsere Bischöfe in aller Öffentlichkeit das Wort ergriffen!

Nicht Geld und Macht und Waffen bannen die Not.
Nicht unsere Hände schaffen das Morgenrot,
Nicht eher kommt auf Erden die neue Zeit,
eh wir nicht Menschen werden voll
Ewigkeit!

 

Den 21. Februar 1934 werden wir nicht mehr vergessen. Es war der Tag als wir erfahren daß man in unser Landheim auf der Büdericher Insel eingebrochen und alles unbrauchbar gemacht habe.

Die Polizei ist den Tätern auf die Spur gekommen und es waren, wie wir auch angenommen haben alles Jungen aus dem „Deutschen Jungvolk" und der „Hitler Jugend".

Wohl haben wir ein paar Teile zurückbekommen aber den Schaden an Bildern, Küchengeräten und vor allem Porzellan haben wir nicht wieder bekommen. Er belief sich auf ca. 80,- RM.

Wir ließen uns aber nicht beirren und fingen in der nächsten Woche die Instandsetzungsarbeiten wieder an. Vor allem wurde alles neu gestrichen.

Damit waren wir aber noch nicht fertig, da wurde uns der Platz welcher Stadteigentum ist, gekündigt. Unserer Bitte um Rücknahme der Kündigung wurde nicht stattgegeben und so mussten wir schweren Herzens das Landheim abbrechen. Von Fachkundigen Händen wurde es auseinandergenommen und dann zur Burg transportiert, bis ein anderer Platz gefunden war. Unser Heim hatte gut 3 Jahre gestanden

und wenn es aus seiner Geschichte erzählen könnte, so würden wir noch lange zuhören können.

Da steigen Erlebnisse wieder auf und alte Erinnerungen die mit unserm Landheim verknüpft sind werden wach.

Weiß Du noch, wie wir Abend für Abend mit Picke und Spaten gearbeitet haben damit der Untergrund wurde für das Heim. Und als alles fertig und die Einweihung vorüber da hat manchesmal unser Banner am Mast im Winde geweht. Wer erzählt von all den Geländespiele bei Tag und Nachtzeit. In den Unterständen, im Krähenbusch im Schilf und Wasser.

Denkst du noch an all die Streifzüge und Erkundi-

 

gungsfahrten durch Busch und Schilf und am Ufer der Lippe und des Rhein, an die Jagdzüge mit Flobbertbüchse und Luftgewehr im Krähenbusch?

Wie manchesmal haben wir auf dem Wall gesessen und gesungen das es von der Brücke wiederhallte und im Winter wenn der Schnee lag konnte man so gut auf dem umgekippten Schemel den Wall hinunterrutschen.

Es kann gar nicht alles erzählt werden, denn wenn erst alle beteiligten nur immer das schönste erzählen wollte so wurde die Chronick allein davon schon voll. Nur von etwas will ich noch einiges sagen, von der „Küche" im Heim. Die Küche mit dem Herd war etwas sehr wertvolles, für manche vielleicht das wertvollste. Was da nicht alles gekocht und gebraten worden ist. Deshalb war sie auch oft von allen belagert die durch die schönen und manchmal auch weniger schönen Gerüche angezogen worden waren. Oft konnten wir dem Koch für seine

Tüchtigkeit danken. Wir haben aber auch gegessen wenn zu viel Salz gebraucht war, oder wenn das Gemüse angebrannt war. Wir haben auch dann und wann mal um 3 oder 4 Uhr erst gegessen wenn die Kartoffeln oder die Erbsen eben nicht eher gar waren.

In manchen kalten Nächten haben wir unsere Strohsäcke in die Küche geholt und hier geschlafen, oder auch gelesen bis es morgen wurde.

Auch an unsere alljährlich stattfinden
Sonn- und Jahreswendfeierstunden am Feuer
werden wir immer denken.
Weshalb?
In einer dieser Nachtstunden am Feuer habe auch ich bei meiner Ehre versprochen:
Unterm Christusbanner will ich stehen, treu zur Sturmschar der Jungmänner............
Der Fahne haben wirs geschworen.

 

1934

Und wer sonst noch die Insel und das Landheim nicht vergessen wird, das ist unsere
Jungschar!

Ein altes Bild von einem von den vielen Lagern, die die Jungschar besonders in den Ferien auf der Insel hatte, hat der Chronist noch gefunden.

Das war ein Leben,
das waren Freudentage auf der Insel und im Heim.

Dir die Treue, General!
das mußt du lesen! Wacht Juli 34 S. 4.

Dir die Treue, Jugend der Kirche!
das musst du lesen, Wacht Okt. 34. S. 4.

15. März 1934.

Infolge des Verbotes war die Jugendburg für alle Veranstaltungen 14 Tage geschlossen, dann wurde das Verbot wieder aufgehoben.

Aus dem Kirchenblatt vom
Sonntag, den 11. März 1934.

Der liebe Verstorbene war uns ein guter Bekannter, einigemal war er auch in Wesel. Zuletzt auf unserm 25 Jährigen Jubelfest im Jahre 1933.

 

April 1934

Durch das Verbot des Weseler Bürgermeisters v. 15.3.34 war unser Heim „Jugendburg Esplanade" geschlossen.

Wir hatten in der I. Jungenschaftsgruppe für unsern Heimabend aber schon Vorsorge getroffen.

So waren wir am Donnerstag abend bei Fritz Lohmann zu Hause, dessen Mutter es gerne gestattete, das wir uns an diesem Abend in Ihrer Wohnung treffen konnten.

Gern denken wir an diese Stunden zurück. Wir hatten einige ganz lustige Geschichte aus der Jungen-Front „Die Sündflut" dann erzählten wir noch einige Witze und begannen verschiedene Heimspiele. Viel Freud brachte unter a. auch das Knobeln.

Darauf zeigte uns Fritz noch Interessante Photos aus der Familie u. a. auch ein Photo das uns Fritz noch als „braver" Junge darstellte.

Schnell war es 10 Uhr geworden und zufrieden verabschiedeten wir uns. Nachher meinte einer daß so ein Sofa unserm Schemel auch schon mal vorzuziehen sei!

Tapferkeit.

Echte Tapferkeit verzagt nie und nirgendwo: vor den Menschen nicht, vor der Sünde nicht, am wenigsten vor der eigenen Schwäche. Echte Tapferkeit beweist sich am heldischsten nach der Niederlage: dann nicht verzagen, dann aufstehen, nach Fahne und Schwert greifen - das allein ist ihrer würdig.

Echte Tapferkeit ist im Gedanken an den ewigen Sieger Gott begründet. Wer Gott im Herzen trägt, kennt keinen Wankelmut, keine Verzagtheit, der steht strahlend gepanzert wie ein Engel in des Lebens Brandung Gottesstreiter können keine Feiglinge werden.

Halte dich straff und froh, mag auf dir lasten was will. Halte deinen Leib gesund und deinen Geist frisch und klar. Ein wackerer Mensch stützt hundert Schwache und tausend Feige.

Nimm den Kampfe gegen das niedere in Dir jeden Tag aufs neue auf. Nur dann darfst du hoffen, Sieger zu bleiben. Scheue die Mühe nicht, scheue die an dir selbst geübte Härte nicht. Im Leben gewinnt nur der Starke. Nur der Mutige ringt sich durch.

 

Sieh dir die meisten Menschen an: sie bleiben was sie sind. Sie sind schwerfällig wie Schildkröten, langsam wie Schnecken, wandelbar wie Wasser. Sie sind Stumpfe und Stümper. Sie können nicht brennen, stürmen und schmieden. Ihr Wachstum geschieht ohne ihren Willen.

Fliehe also die formlose, willensschwache, ungeistige Masse und strebe danach Persönlichkeit zu werden. Christ sein heisst in Wahrheit persönlich sein. Alle Heiligen waren einzigartige Persönlichkeiten, voll originaler Kraft und Größe, klare, reckenhafte Gestalten, wie in Marmor gemeißelt.

Sage nicht: das hat Zeit mit mir. Feiglinge sprechen so. Frage nicht: Was hab ich davon? Dummköpfe fragen so. Säume nicht länger! fange an! Lerne die Tapferkeit die aus Zwergen Riesen schafft, aus Schwächlingen ragende
Helden!
H. S.

Im dämmerlichen Kerzenschein hielt die Männer, Jungmänner und Jungen am Gründonnerstag abend von 9-10 Uhr Heilige Wache.

Diese nächtliche Anbetungsstunde ist seitdem jeden Donnerstag abend vor dem Herz-Jesu-Freitag, und wir sind dabei.

 

Bei dieser Gelegenheit denke ich immer an eine andere Betstunde und zwar die vom Reichstreffen in Koblenz. „Die hl. Wache" die stündlich abgelöst wurde.

In der großen Hitze standen die Tausenden beim großen Reichstreffen, es war ein Leben, daß die Ohren summten. Im dunkel der Mitternacht lag gewaltige Stille über dem Lager. Nur die Wache ging ihren Weg und im Büro tackte die letzte Schreibmaschine. Langhin warf der Abend den Schatten der Bäume. Unsichtbar öffnete sich das Tor der Festung, 20 Mann marschierten zur Kapelle, langsam, ganz langsam gehe ich über den Platz. Stille überkommt mich und Freude ein Mensch dieser Tage zu sein.

Auch aus unserm Gruppen hatten verschiedene den I. Preis.

Aus unserm Kirchenblatt

„Die Osterbotschaft des hl. Vaters"

Aus dem Reich!

Tag des
Sankt Georg
23. April 1934

Georg, ein Kappadozier, bekleidet im Heere des Kaisers Diokletian einen hohen Rang. Als wieder die Christenverfolgung ausbrach, legte er seine Befehlshaberstelle nieder und bekannte sich freimütig als Christ.

Es war im 4. Jahrhundert als er daraufhin enthauptet wurde.

Ein großes Auto mit Anhänger brachte uns am 22. April zu der Glaubenskundgebung der Katholiken aus der Diözese Münster in
Billerbeck.
An der Stelle wo der erste Bischof unserer Diözese unseren Vorfahren den wahren Glauben gepredigt und dann getauft hat, ist zu Ehren des hl.
Ludgerus
eine Kapelle errichtet worden. Hierhin waren die Tausenden geströmt um den neuen Bischof
Clemens August Graf von Gahlen
zu hören und zu sehen.

Wir erlebten zum erstenmal wie auch in unserer Zeit und in unserer Diözese das Volk eisern für den einen wahren Glauben für unsere hl. Kirche und seine Führer und für deutsches Volk und Vaterland einsteht.

Wo keine Liebe zur engeren Heimat ist,
da ist auch keine zum Vaterland.

 

Unsere Fahrt am Sonntag führte uns in die Diersfordter-Wälder. (Räuberzivil) d. h. möglichst kurze Hose anstelle des Sturmschar-Hemdes irgendein Sporthemd. Es ging an den Kanonenbergen vorbei und am schwarzen Wasser. An Baden war allerdings noch nicht zu denken. Deshalb wurden andere Spiele gemacht an einer Sandböschung wurden Weit- und Tiefsprung ausgetragen. Dann begannen lustige Reiterkämpfe bis alle abgekämpft waren.

Selbstverständlich kam an einer passenden Stelle das Geländespiel zur Geltung. Kleine und große Gräben machten das Spiel interessanter. Am Sackert vorbei gings abends durch die Aue zurück.

Maria Maien-Königin!

Das war der Grundgedanke des Pfarrabend Anfang Mai in der Jugendburg. Alt und Jung groß und klein war dazu erschienen. Frisch und fröhlich war das Spielen Tanzen und Singen der Kleinen. Feierlich ernst die Gedanken der Rede des Religionslehrers Draht. Er ermunterte zu freudiger Mitarbeit an den Aufgaben der Katholischen Aktion. Die Gnadenkraft dazu fließt uns vom Opfer-Altar in der hl. Kommunion. Vermittlerin der Gnaden ist unsere Mutter Maria! Ihr waren die gemeinsamen Lieder und die so schon vorgetragenen Lieder des Kirchenchores geweiht. Ihr galt das wuchtige Treuegelöbnis der männlichen Pfarrjugend im Sprechchor:
Bruderliebe sei das Zeichen das uns hilft das Ziel erreichen das uns harten Kampfes wert. Lieb empfangene Liebe spendend, allen Brüdern zuzuwenden, reiner Jugend Lebensglück....

Chr. Himmelfahrt

Heute fuhren die 3 Jungenschaftsgruppen mit den Rädern über Brünen in den Dämmerwald, und zwar aus einem besonderen Grunde. Durch Vermittlung des Präses und unseres Edgar waren uns von dortigen Bauern Grundstücke für den Aufbau unseres Landheimes zur Verfügung gestellt worden und wir fuhren nun hin um uns die Gelände anzusehen und das passendste zu wählen. Ein Platz lag weit vom nächsten Hof entfernt. Da ließen wir uns zuerst nieder. Es war ein herrliches Sonnenwetter und die ersten waren kaum mit dem „Futtern" zu Ende, da begannen die Spiele. Alles mögliche wurde gemacht. So recht wie irgendwo vom Sturmschärler geschrieben steht: „Aus kleinen Gelegenheiten machen wir etwas, Schlachten zu Wasser und zu Lande, vom Steinstossen und Springen und schwimmen bis zur vielfältigen Körperschule, mit einem guten Teil Witz, phantasie und Verwegenheit dabei."

Mit abgeholzten Baumstämmen wurde ballanciert und gefochten. Ring- und Boxkämpfe wurde ausgetragen und zum Teil auch die Besten ermittelt. Vor allem aber ist von dem echten Geländespiel zu erzählen oder besser von den zwei. Einmal fand die suchende Mannschaft den „Herzogsschild" im Sumpfe flattern, (es war sehr naß in der Umgebung" Nicht nur der Sumpf sondern auch die Wächter waren „auf der Höhe". Aber erobert wurde der

Schild doch. Wohl gab es dabei nasse Füsse. Beim zweiten Spiel wehte die umkämpfte Fahne mitten auf einem weiten Binsen- und Seegrasfeld. Hier lagen die Wächter in der prallen Sonne lange versteckt und fächelten sich selbst etwas Kühlung zu, denn kein Lüftchen regte sich in dieser Mittagshitze. Auf einmal waren die Eroberer aber über sie her und bald war die Fahne in Ihren Händen.

Dann begann ein großes „Reinemachen" und bald sah man Taschentücher und anderes zum trocknen in der Sonne hängen. Andere gebrauchte feste ihre mitgebrachte „Nivea" (Sonst wäre auch der Sonnenbrand zu schlimm geworden?!)

Am Spätnachmittag als wir den Rückweg antraten, besuchten wir auch die andere Stelle wo wir evtl. unser Landheim hinbringen können (dies war in der Nähe und auf dem Grundstück des Bauer Lagermann).

Müde und von der Sonne verbrannt kehrten wir abends heim. Eine schöne Fahrt hatten wir hinter uns.

 

Pfingsten 1934
waren wir nicht zu Hause. Mit noch andern Fremden die nicht in der Sturmschar sind fuhren wir Samstags mit dem Zuge bis Köln und dann weiter mit dem Rad nach Schönstatt bei Vallendar am Rhein. Am frühen Morgen waren schon einige die ganze Strecke mit dem Rad gefahren. In Schönstatt nahmen wir an einer Tagung Katholischer Jugend teil. Die Vorträge waren sehr Interessant und lehrreich. Aber die Landschaft der Berge war auch interessant und schön und so konnte es auch schon mal vorkommen, daß verschiedene bei den Vorträgen irgendwo in den Bergen oder am Rhein strolchten. Unvergeßlich bleibt uns ab er die „Heldengedenk- und Feierstunde" im Studienheim.

O, höchster Tröster,
wahrer Gott,
Hilf uns getreu
in aller Not!
Mit deinen Gaben wollst du uns zieren,
Im rechten Glauben uns allzeit führen.
Kyrie, eleison!

Sende aus Deinen Geist und alles wird neu geschaffen
und Du wirst das Angesicht der Erde erneuern.

Deinem Heiland deinem Lehrer
Deinem Hirten und Ernährer
Sion, stimm ein Loblied an!
Preis nach Kräften seine Würde
Da kein Loblied keine Zierde
Seiner Größe gleichen kann!

Wiederum waren wir in Marienthal. Von Pfarrer Winkelmann hatten wir erlaubnis den „Panzerkreuzer" zu benutzen und so ruderten wir auf der Insel herum. Trotzdem es nicht gerade warm war wurde doch gebadet. Freundliche Mädel die in der Herberge tagten hatten auf ihrem Herd unsern Gries mit Rosinen und Zwiback gekocht. Als die fertige Ware auf unserm Lagerplatz ankam wurde gefuttert und da es allen gut schmeckte war der Topf bald leer. Als Gegenleistung haben des Nachmittag einige unserer Kerle die Köchinnen in dem Panzerkreuzer spazieren gefahren.

10.6.1934

Am Morgen des 10. Juni, wir hatten unsern Kommunion-Sonntag, da zogen wir mit ca 25 Jungen und 15 Jungschärlern aus dem letzten Schuljahre über Perrich und Werrich nach Xanten, der festlich geschmückten Stadt. Wir waren pünktlich zur Anbetungsstunde im vollbesetzten Dom. In den freien Stunden darauf, trafen wir all die bekannten Gesichter aus unserm Bund, die vom Niederrhein zusammengeströmt waren und saßen zusammen und sangen und erzählten.

Gegen 5 Uhr hiess es antreten und in Sechserreihe gings zum Domplatz. Die folgende Kundgebung bleibt uns allen als ein großes Erlebnis in Erinnerung. Mit dem Dampfer gings abends heim.

Unser Präses war einige Tage in Altenberg und zwar zum erstenmal um an einem Kursus teilzunehmen.

 

Sonnwendfeier!

Nur im Stillen und im Heimabend konnten wir uns dessen erinnern.

Feste

wie sie überall und gerade in diesen Sommermonaten in den vergangenen Jahren stattgefunden haben, sie dürfen nicht mehr sein.

Auch die neuaufgenommenen Verhandlungen haben zu keinem Ergebnis geführt.

Wir bedauern das als junge Katholiken wie als junge Deutsche und wir hoffen und wünschen immer noch, daß Gerechtigkeit und Hochherzigkeit der verantwortlichen Männer im Staat uns den Rechtsboden schaffen, den wir für eine richtige Jugendarbeit der Kirche brauchen.

Die Straßen waren naß und voller Pfützen als wir am Sonntag Morgen nach der Messe mit den Rädern auf Bislich zu fuhren. Zum großen Teil waren es hinter Bislich unbekannte Wege die wir befuhren. Im Straßengraben wurde gefrühstückt, jetzt aber schon im schönsten Sonnenschein.

Bald darauf kamen wir auf unserer Weiterfahrt zum Rheinufer bei Haffen. Ein großartiger Strand zum Schwimmen und Sich-in-die-Sonne-legen fanden wir hier. Es war eine große Bucht des Rheines in das Weideland hinein mit einer davorgelagerten ganz flachen Insel. Ein Mann der die Bagergesellsch. Aufsicht führte erzählte uns vieles über die Entstehung der Bucht und über die Arbeit wie diese jetzt wieder zugefahren wird.

Für uns kam aber hauptsächlich nur das Badendürfen infrage. Da hatte er nichts gegen, nur sollten wir uns wegen der Bodenverhältnisse in Acht nehmen. Viele kleine Insel

 

ragten nämlich aus dem Wasser. Kurz daneben aber konnte es wegen der Bagerei die hier früher stattgefunden hatte wieder recht tief sein.

Wir aber konnten ja schwimmen und waren bald im Wasser. Auf der Insel flogen große Scharen von Möven auf. Wir strichen über die ganze Insel, und wünschten fürs erste nur ein Paar Turnschuhe oder Sandalen bei uns zu haben, denn die Kieselsteine waren klein und spitz.

Den ganzen Tag verbrachten wir am Wasser. Was wir alles gemacht haben kann nicht erzählt werden.

Wie war es doch: Einer der keine Badehose hatte wurde wegen Ungehorsam ins Wasser getragen, aber dann nur mit dem Kopf eingetaucht. Wir fischten aus dem Rhein eine Tonne Fett, das aber unbrauchbar war. Dann zogen wir mit noch einigen Leuten aus der Umgebung eine Kuh mit ein dicken langen Strick an den Hörnern aus dem Schlamm, der an einer Stelle sehr gefährlich war, und in der die Kuh schon bis zum Hals eingesunken war.

Als wir uns wieder anzogen war die Sonne schon verschwunden und es war sehr schwül. So schnell wie das Gewitter mit Wind und Regen über uns kam

konnten wir aber nicht nach Hause. Dann „Panne". Unter einem Baum wurde geflickt, dann Zeltbahnen über und weiter. Einmal haben wir uns doch noch in eine Scheune geflüchtet und etwas gewartet. Als wir heim kamen war es wieder das schönste Wetter.

Kevelaer 1934
Schon manchesmal sind wir zu diesem Gnadenort gepilgert. In der Nacht vom 8. Juli, aber um 2 Uhr, zogen diesmal nur Männer und Jungmänner ca 300 an der Zahl.

Nach einer festen Gebetsordnung wurde die Prozession durchgeführt. In den Pausen sangen wir wie üblich unsere Marschlieder aus der Schar. In Sonsbeck war gem. Messe und Kaffeepause. In Kevelaer trafen wir die übrigen Pilger von Wesel, die mit dem Zug kamen. Nach einigen Gebeten vor der Gnadenkappelle war Freizeit bis Nachmittag.

 

Daß nach so einem Marsch ein Bad gut tut, muß jeder zugeben und so gings zur Badeanstalt von Kevelaer. Hier mußten wir aber unsere ganze Redekunst aufbringen um den Bademeister zu bewegen uns einzulassen. U. a. meinte er auch: wir wären doch nicht dafür nach Kevelaer gekommen um zu baden! Wir aber wissen Körperpflege genau so gut zu schätzen wie geistige und religiöse Bildung. Und gerade deshalb war bald ein Leben im Wasser wie selten.

Am Nachmittag beteten wir den Kreuzweg aus unserm „Im Dienste des Herrn". In den einzelnen Kirchen wurden die vorgeschriebenen Gebete zur Gewinnung des Jubiläumsablasses verrichtet und unser H. H. Pfarrer Jansen richtete passende Worte an alle Pilger. Gegen 6 Uhr waren wir wieder in Wesel.

In Kevelaer konnten wir manche Fremde und Kameraden der Schar begrüßen die uns auf Schritt und Tritt begegneten, und die wir trotz Kluftverbot immer erkannten.

Laß ein Mann mich werden, der voll Zucht und Art
stark und rein auf Erden, Seel und Leib bewahrt.

 

„Andreas Hofer"

Als Freilichtspiel in der Teufelsschlucht bei Calcar aufgeführt, erzählt uns von dem Freiheitskampf der Tiroler Bauern zur Zeit Napoleons.

Am Sonntag nachm. (15.7.34) fuhren wir mit dem Rad dorthin. Die Hinfahrt wurde uns durch den heftigen Gegenwind arg schwer gemacht. Es hat sich aber doch gelohnt.

Aus der Kirchenzeitung
Münster
für 8.-15.7.34

Du sollst kein Weichling sein,
Du sollst Leib und Seele stärken,
damit Du einst ein Mann
unter deutschen Männern
genannt werdest.

 

Im Hochsommer am 22.7.1934 waren wir zu 4 in der Frühmesse gewesen, dann gings an den Ufern des Rheines dem Laufe des Wassers nach. Schon bald kam die Sonne heraus. Über Krippenköpfe und Zäune gings an der Grafinsel vorbei. An den Ufern saßen zahlreich die Angler geduldigt wartend bis etwas anbeißt. Padler krochen aus den Zelten und freuten sich der Sonne und des Wassers. Auch wir nahmen ein Morgenbad und strolchten dann weiter rheinabwärts. Auf einer schönen Sandbank schlugen wir unser Lager auf, d. h. wir ließen uns für den ganzen Tag nieder und schwammen und aßen und ließen uns von der Sonne bräunen und die Sonne tat dies noch besser wie wir es uns gedacht hatten. Wohl waren wir mit „Nivea" versorgt aber als der Rückmarsch kam begann die Haut schon zu brennen und erst in den nächsten Tagen merkten wir, daß die Sonne es zu gut gemeint hatte. Doch 14 Tage später merkten wir nichts mehr vom Sonnenbrand.

Seit langer Zeit hatten wir Tag für Tag ein wunderbares Sommerwetter. Es wurde eine Nachtfahrt abgemacht. Auch einige von den Kameraden aus der D.J.K. gingen mit uns von der 1. Jungenschaft. Samstag-Abend 7 Uhr trafen wir uns am Wasserturm dann gings über die Raesfelderlandstraße. In der schwarzen Heide wollten wir Zelten. Nach ½ stündigem Marsch, (selbstverständlich durften wir nicht zusammen marschieren, sondern wir gingen in unserm „Räuberzivil" durcheinander) fing es an zu regnen und zwar so, daß man „Sie" dazu sagen konnte. Wir hatten schnell unsere Zeltbahne umhängen aber es nützte nicht viel, denn es goß „Eimervoll" herunter. Wir stellten uns in einer Scheune unter und warteten. Manche waren aber so naß und hatten „die Nase schon voll". Sie wollten wieder zurück, denn es war auch Weseler-Schützenfest. Wir entschlossen uns jedoch, beim Bauer zu Schlafen. Der Bauer nahm uns auf und bald lagen wir im Stroh verkrochen. Wir waren uns am Morgen einige, daß wir alle prima geschlafen hatten. Gegen 6 Uhr zogen wir nach „Haus Esselt" wo wir die 3. Jungenschaftsgruppe trafen, die bis auf die Haut naß geworden war und im Heu geschlafen hatten. Nach Marienthal gingen wir zur Messe. Während die Köche fürs Essen sorgten spielten wir Fußball und „Bockander-Wand".

Auf dem Heuboden wurde, als es wieder zu regnen anfing, die tollsten Ringkämpfe ausgeführt. Wenn auch von einem Kochlustigen die angerührten Maggi-Suppenwürfel umgeworfen wurde, so wurde die Suppe dadurch wohl etwas dünner, aber geschmeckt hat sie uns doch.

Über die eigene Schar hinaus wollen wir in der Sturmschar enge Fühlung halten und Gemeinschaft pflegen mit den Sturmschärlern der Nachbarpfarre. So waren wir in dieser Woche zum erstenmal als Sturmschar der Stadt zum

Abend der Stadtmannschaft

im Aloysius-Haus versammelt. Das neueste Liedgut wurde ausgetauscht und der Scharführer von Martini las und erzählte einiges aus dem Rundbrief der Sturmschar und über unser Wollen. Zum Schluß hörten wir von drei Helden aus der Schar die durch treueste und ganze Pflichterfüllg. und Zähigkeit und Ausdauer sich ausgezeichnet haben.

Reichspräsident
Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg
+ 2. August 1934

Am Feste Peter und Paul hatte der Diözesanführer Hans Niermann unsern Scharführer der Bezirksführer des Bezirkes Rees war zum Gauführer des Gaues Niederrhein ernannt. Daraufhin wurde der Scharführer von St. Martini, Bezirksführer für Rees.

Am Sonntag, den 12. August waren die Führer zur Bezirksführer-Runde in Isselburg versammelt.

Im Einverständnis der Scharführer des Bezirkes Rees übergab der Gauführer (rechts) dem neuen Bezirksführer (links) das Amt.

Der neue Bezirksführer versprach für den Bezirk sein Bestes zu tun und forderte alle Schar- und Gruppenführer zu reger und treuer Mitarbeit auf.

Wesel
unsere Vaterstadt!

 

Das Freilichtspiel
„Schill" 19/7.-16.9.1934
das auf der Zitadelle einige Wochen lang gespielt wurde war ein voller Erfolg. Der Andrang war stets überraschend stark, ca. 100 000 Besucher wurden gezählt.

Am 19. Aug. waren auch wir unter den Zuschauern. Das Spiel hat uns sehr gut gefallen.

Am Sonntag den 26. August 1935. [richtig: 1934]
saßen wir mal wieder auf den Rädern und zwar fuhr ich mit noch drei, die auf dem Bilde zu sehen sind, nach der 7 ½ Uhr Messe auf Haltern zu. Zwei kannten diese Strecke noch nicht und waren deshalb sehr erstaunt über das hügelige Gelände wodurch wir fuhren.

Hauptsächlig waren wir ja wegen des Haltener-Stausee's gefahren aber zum Baden war es gerade nicht schön. Es war sehr windig und dann und wann kam auch die Sonne mal durch. Trotzdem mieteten wir uns, nachdem wir ganz um den See herumgefahren waren, und den teuren Eintritt für ein Strandhotel nicht bezahlen wollten, ein Boot für eine Stunde und gondelten auf den See hinaus. An einer Insel mitten im See wurde angelegt und dann gebadet und gelaufen, damit man nicht kalt wurde. Das frische Bad hatte gut getan und bald saßen wir wieder im Boot und ruderten weiter. Gern hätten wir auch mal die hohe Rutschbahn ausprobiert, aber dazu mußte man durch den Eingang des betreffenden Strandhotels gegangen sein. Also ein andermal.

Zurück fuhren wir eine andere Strecke und kamen so nach Erle, dann nach Raesfeld und Dämmerwald, wo wir mal eben nachgeschaut haben ob unser Landheim noch stand.

Abends war in der Jugendburg Abschiedsfeier von Herrn Kpl. Giese, unserm DJK.-Präses.

Der hl. Apostel Paulus zeigt uns in seinem ersten Brief an die Korinther 9, 24-27. - das Leben der Christen in dem Bilde eines Wettstreites, der Opfermut und Ausdauer erfordert!

Brüder! Wisset ihr nicht, daß die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis erlangt? Laufet so, daß ihr ihn erlanget!

Jeder aber, der im Kampfspiel ringt, enthält sich von allem, was ihn schwächen kann und zwar tun jene es um eine vergängliche Krone wir aber um eine unvergängliche Krone zu erlangen.

Ich laufe demnach, nicht wie ins Ungewisse, ich kämpfe nicht indem ich Luftstreiche vollbringe, sondern ich züchtige meinen Leib und bringe ihn in Dienstbarkeit, damit ich, nachdem ich andern gepredigt habe, nicht selbst verworfen werde.

Wer sich nicht wehren mag,
soll sich begraben lassen.
Leben ist kämpfen!

 

Endkampf - Kopf an Kopf!

Manche aus unsern Reihen hatten den
+ Reichsführer der DK A. Probst
bei der Norberts-Jubiläums-Feier im Juni (1934) in Xanten noch gesehen und gehört, wie er zu seiner D.J.K. Jugend vom Niederrhein so begeisternd gesprochen hat, und deshalb auch soll er fortleben in unsern Herzen.

Wie kam es, daß er so plötzlich aus dem Leben schied? Wessen Todes starb er? Nach tagelangem Suchen konnte unser Generalpräses in Berlin bei der geheimen Staatspolizei erfahren: „Probst ist auf der Flucht erschossen" und sonst nichts mehr.

Die Lage war so: Generalpräses Wolker, Generalsekretär Clemens und Probst waren wegen der in Berlin geführten Verhandlungen betreffs Durchführungsbestimmungen zum Artikel 31 des Konkordates in Berlin. Nach den Verhandlungen, die, wie die Zeitungen erst schrieben, gut verlaufen seien, aber nie herausgekommen sind, fuhren diese drei nach Düsseldorf zurück. In Braunlage wurde die Fahrt unterbrochen. Auf der Straße der Stadt trafen sie einen Mann der A. Probst sprechen wollte. „Im Nahen Hospital warten noch zwei Herren." Probst geht mit den drei Herren in ein besonderes Zimmer. Wolker und Clemens warten draußen. Da kommen die drei Herren mit Probst heraus, der ganz bleich ist und dem Generalpräses noch etwas sagt von seiner Treue und dem Sorgen für Frau und Kind. Probst steigt mit den Herren ins Auto und ist seitdem verschwunden. Der Generalpräses, nichts gutes ahnend, ruft nach Düsseldorf und nach Berlin an, kann aber nichts erfahren. Nach einigen Tagen, er hat inzwischen in Berlin bei allen maßgebenden Stellen vergeblich nachgehört,

 

wird er zu einem Zimmer der geheimen Staatspolizei geschickt. Morgen gegen 9 Uhr ist er dort. Im Zimmer, das angefüllt ist von Menschen die weinen und klagen, wartet er bis er an die Reihe ist. Dann tritt er in ein zweites Zimmer. Ein Beamter fragt nach seinem Begehren und wie der Generalpräses wegen des unerklärlichen Verschwindens von Adalbert Probst am 1. Juli 1934. fragt, blättert der Beamte in seinem Buche, sucht unter P den Namen Probst und sagt: „Ja, Probst ist auf der Flucht erschossen". Der Generalpräses will mehr wissen, aber da wird ihm grob gesagt: „Da müssen sie sich an eine andere Stelle wenden!"

Seitdem ist nichts mehr darüber zu erfahren gewesen. Auch nicht, wo er ums Leben gekommen ist. Nach Wochen bekam die Reichstelle in Düsseldorf eine Urne zugeschickt worin die Überreste von Probst sein sollten. Ob es stimmt? Man weiss es nicht. Die Urne wurde am 10. Sept. 1934 in Düsseldorf beigesetzt.

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Aus Liebe und Gottes Hand seid Ihr zum Lichte gekommen,
Liebe und Gottes Hand hat Euch vom Lichte genommen.
Euer Glaube war Glaube an göttliches Recht,
Euer Opfer leuchtet Geschlecht um Geschlecht.
Euer Werk wird vollendet in Gottes Namen -
Euer Sterben bleibt heilig in Ewigkeit. Amen.

Wir fuhren mal wieder in unsere bekannte Gegend von Raesfeld. Einer meinte, wenn ich mich zur Fahrt aufs Rad setze, weiß das Rad schon wo es hin muß und wenn ich schlafe finden meine Stiefel den Weg schon allein nach Raesfeld.

Also mit dem Zelt gings Samstag abend los, wir waren 5 von der I. Jungenschaft. Die 2. Jungenschaft tippelte zur gleichen Zeit los nach den Steinbergen. Wir hatten nähmlich schon 2 Zelte. Das „neue Zelt" bestand aus 6 Zeltbahnen und 2 Dreiecken und wurde hauptsächlig durch die Einnahmen bei Verkauf der „Jungen Front" bezahlt. Zur Abwechslung bekam einer 100 m vor dem Ziel einen Ramenbruch. Es donnerte schon, und deshalb hatten wir nichts eiligeres zu tun, als unser Zelt aufzuschlagen. Die Häringe konnte man eher krumm schlagen, als in den harten Boden. Das Stroh vom Bauer bekamen wir zum Teil noch trocken ins Zelt, dann begann es aber zu gießen. Wir waren heilfroh, daß wir uns noch 2 neue Zeltbahnen dazu mitgenommen hatten, diese legten wir über das alte Zelt, denn der dichte heftige Regen schlug ordentlich durch die alten Bahnen. Wenn einer unvorsichtig war und berührte die Bahnen von Innen so fings an zu

 

tropfen. Zu fünf konnten wir es uns im Zelt bequem machen und haben denn auch gut gedacht. Auf halsbrecherischen Wegen gings am andern Morgen, nachdem wir uns im Bach gewaschen hatten, zur Kirche. Zum Lagerplatz zurückgekehrt wurde nach dem Frühstück, der Platz etwas geordnet. Hier lagen nämlich die Bretter und Balken und Fenster und Tische und Kasten von unserm ehemaligen Landheim. Das ganze machte wohl einen traurigen Anblick aber wir waren noch nicht soweit um das Heim wieder aufzubauen. Gegen Mittag fuhren wir nach Marienthal. Dort wurde etwas gepaddelt und gebadet und dann gings durch die schwarze Heide heimwärts. Unterwegs trafen wir noch Kameraden aus der Sturmschar von Emmerich, die in Mariental gewesen waren. In Brünen verabschiedeten wir uns.

Auf einer Firmungs-Reise durch den Kreis Rees war am Mittwoch den 12. Aug. 34 in
Rees
eine große Glaubenskundgebung Kath. Jugend. Mit Auto und Anhänger voll besetzt fuhren wir mit Trommeln und Fanfaren und Banner hin.

Mathias Opden-Hipt sprach den Gruß an den H. H. Bischof und dann sprach unser H. H. Bischof zu uns. Es waren Worte getragen von der Liebe und Treue zur hl. Mutter der Kirche.

21.9.1934

Und dann war unser H. H.
Bischof
auch in Wesel. s. Zeitungsausschnitt.

Zur Kundgebung vor unserer Jugendburg war diese von fleissigen Händen fein dekoriert. Von allen Zinnen leuchteten die Fackeln und die Öllämpchen.

Freude und Begeisterung war auf allen Gesichtern zu lesen.

[Foto:] auf der Feldstr. in Wesel

Der zweite Freudentag für die ganze Pfarre war die Einweihung des neuen Anbaues und der Krypta mit dem Willibrordusaltar.

Gautag der Sturmschar.

Der neue Gauführer hatte unter Beobachtung der bestehenden Verbote zum Gautag des Niederrhein. Gaues eingeladen.

Es waren ca 150 Sturmschärler aus dem Gau Niederrhein zusammengekommen. In den Kellergewölben war ein schönes Strohlager errichtet worden.

In der Frühe des Sonntag waren wir zur Gemeinschaftsmesse in der Maria-Himmelfahrt-Kirche. Danach wurde in der Jugendburg Kaffee getrunken.

Dann wurde zum Gauthing geblasen.

Die drei Bezirke des Gaues
Rees
Cleve
Geldern
marschierten in den Saal.

Der Diözesanführer
Hans Niermann
grüßte die versammelte Mannschaft und grüßte den neuen Gauführer Fritz und führte ihn in sein Amt ein. Dieser versprach treue Gefolgschaft dem Banner des Königs und seiner jungen Schar. Es klappert der Huf am Stege erscholl durch den Saal. Dann ergriff Hans das Wort und sprach zu uns

 

über den Bund wie er entstand, wie er ist und über den Weg in die Zukunft. Darauf haben wir noch gesessen und gesungen, jede Schar was sie an neuem Liedgut mitgebracht hatte.

In verschiedenen Arbeitskreisen wie:
Fahrt u. Heim u. Ausrüstung
Feste u. Feiern
Sing-Sang
Fanfaren u. Trommeln
wurde noch vor dem Mittag geschafft.

Am Nachmittag zogen wir wie ein aufgelöster Heerhaufen zur Lippe zum baden, trotzdem es ordentlich wehte und es sehr frisch war, gab es doch nicht mehr viele, die nicht schwammen.

In der Jugendburg wieder angekommen begann die Gedenkstunde unter dem Motto
„Helden u. Heilige".

Im Hintergrunde ein großes Bild des Bamberger Reiters und zu beiden Seiten unsere Banner geordnet, gaben der Stunde einen schönen Rahmen.

Der ganze Tag aber hat viel dazu beigetragen daß der Gau zu einer Gemeinschaft wird, die zusammen hält und vorwärts schafft im Sinne des Bundes!

Jede Gemeinschaft hat ihr
Symbol.

Unser Symbol ist die Fahne, die Fahne der Gemeinschaft, das Christusbanner.

Unsere Fahne halten wir hoch und heilig.

Ein anderes Symbol ist uns der

Bamberger Reiter.

Eine Gestalt die uns etwas zu sagen hat, die uns verpflichten will zu heroischen Leben. Es müssen alle unsere Kerle den Bamberger Reiter kennen lernen. In unsern Zimmern unseren Heimen, unserer Bude soll immer wieder uns der Bamberger Reiter mahnen und rufen zum ritterlichen Tun und ritterlichem Stolz.

[Juli 1934.]

Da hätte ich bald etwas zu berichten vergessen. Das war in den Herbstferien und nannte sich „Ferienhilfwerk". Alle kath. Schüler und Schülerinnen und noch kleinere durfte mittun. Das war ein Leben auf dem Sportplatz und in unserer Jugendburg. Einige ältere aus der Jungenschaft und Jungmannschaft sorgten für die Jungen. Hier war selbstverständlich und Jungschar „Tonangebend". Noch zwei andere Feste wie die Fahrt s. Artikel wurden aufgezogen. Als Abschluß Schützenfest mit Eltern.

29. Sept.
St. Michaels-Tag.

Wir feierten den Schutzheiligen unserer Schar beim Scharabend. Die drei Jungenschaftsgruppen waren dazu erschienen.

St. Michael
Du heldenhafter Schützer und siegesgewaltiger Verteidiger der Sache Gottes, erflehe uns Kraft im Kampf gegen das Böse und Treue gegen Gott und rechte Demut!

O glorreicher Fürst der himmlischen Heerscharen, hl. Erzengel Michael! Schlage heute mit dem Heere der hl. Engel die Schlachten des Herrn, wie du ehedem gegen Luzifer gekämpft hast.

 

[1934]

Siedlerschule Haus Matgendorf im Mecklenburg.

Das war der Sommeraufenthaltsort der Sturmschar des Reiches. Bis Ende September war hier
Dienstzeit der Sturmschar".

Aus unserer Schar konnte leider keiner daran teilnehmen. Kein Urlaub, kein Geld, das waren so die Gründe.

Der Rundbrief erzählt von Mecklenburg.

Weit hatten wir uns in die See hinausgewagt. - Michel - Leicht schwamm er durch die Wellen. Dann lag er mal wieder auf dem Rücken schaute Sonne und Wolken. Ich machte es ihm nach. Unsere Kameraden am Ufer waren nicht mehr zu erkennen. Ein nicht gerade wonniges Gefühl überkam mir, doch nur für einen Augenblick. Neben mir schwamm leicht und sicher Michel.

Eigentlich ist das Anhalten von Autos verboten. Einem unserer Trämper wird von einem Autofahrer mit dem Verbot gedroht. „Ja, ich winke ja nur, das Anhalten tun sie" gibt er zur Antwort.

Fahrt ins Blaue!

Mit der Jungenschaft des Vereins gings am Nachmittag des 30. Sept. mit dem Auto heraus. Wir landeten zuerst in Marienbaum. Hier besichtigten wir die Wallfahrtskirche. Dann gings in den Reichswald nach „Villa Reichsadler". Einen bunten lustigen Mittag verbrachten wir hier. Leider hatte unser Herr Präses nicht mitfahren können. Hauptsächlich wurde mit 6 mm Büchse geschossen auf Scheibe und Vogel. Bei Anbruch der Dämmerung gings singend heim.

Unser

2. Abend der Stadtmannschaft

fand am Montag den 15. Oktober 1934 statt. Im Sturmschar-Heim der Jugendburg waren wir mit ca. 50 Jungen versammelt. Es gibt da zunächst immer allerhand zu erzählen. Einige neue Lieder wurden ausgetauscht und gesungen.
Grundgedanke: Unsere Fahne!

Ehe Werk und Spiel des Lagertages beginnt wird die Fahne, die alle in einer großen Gemeinschaft bindet, am Maste gehißt. Alles was fortan geschieht steht unter ihrem Gesetz.

Sie verpflichtet zu Zucht und Würde und erinnert stetig daran, daß selbst der kleinste Dienst und die schlichteste Arbeit um eines großen Zieles willen geschieht.

Junge Front.

Ja, dazu möchte ich doch auch noch etwas sagen
sind unsere 10 Frontposten doch alles Sturmschärler. Seit gut einem Jahre wird für unsere Wochenzeitung geschafft. 175 Bezieher werden wöchentlich bedient. Mit dem Verdienst ist schon manches Loch in der Sturmschar-Kasse aber auch in der Geldtasche eines jeden einzelnen gestopft worden. Glück-Auf
Ihr Frontposten!

Als wir am Sonntag Morgen den 4. November mit 7 Mann, davon 2 aus der Schar von St. Martini auf Fahrt gingen war es sehr kalt. Wir waren froh als wir bald den schützenden Wald bei den Kanonenbergen erreicht hatten.

Zu allem Überfluß fing es bald auch noch an zu regnen. Doch wir stapften durch den winterlichen Wald weiter.

Einige Spiele wobei ordentlich gelaufen werden mußte machten uns schon wärmer.

Als es zum Engel des Herrn geläutet wurde waren wir in der kl. Kirche in Bergerfurth.

Auf unbekannte Wege traten wir den Heimweg an. Obwohl wir ja nicht geschlossen gehen dürfen „spazierten" wir doch feste singend durch die Aue zurück.

 

Ein Blatt aus dem Saarkalender.

Unsere Kameraden im Saarland sind noch frei von Verboten. Ob sie, nach der Abstimmung für Deutschland, als Dank für ihre Treue zum Vaterland auch verboten werden und in ihrer Tätigkeit so eingeschränkt werden wie wir?

Christkönigsfest - Bundesfest des Verbandes!

Stähle deinen Mut
du wirst ihn immer im Leben brauchen!
Bekämpfe die Furcht
sie hält dein Bestes zurück.

Der letzte Sonntag im Oktober, der 28.10.1934. war auch in unseren Pfarren als großer Festtag Vorbereitet und als Sturmschar standen wir überall lebendig dabei, Zu Dienst und Führung bereit.

Freitag 20 Uhr in der Krypta
Weihestunde zur Vorbereitung auf das Fest. Bei der Generalkommunion und den daran anschließendem Kaffee waren wir mit ca 90 Jungen und Jungmännern. Alle erschienen trugen sich bei dieser Gelegenheit in die Stammrolle des Vereins ein.

Die Christkönigsfeier am Abend im großen Saale der Jugendburg, gestaltete sich zu einer würdigen Feier zum Abschluß dieses Tages. Die ganze Pfarre war vertreten von klein bis groß, von Jung und Alt, sodaß wohl ca 1500 Menschen versammelt waren.

Der Abend, der ausgefüllt war mit Spruch und Lied und Fanfarenmarsch und Ansprache des H. H. Pfarrers und dem Bühnenspiel: „Der Gärtner der sich vor dem Tode fürchtete" ist wohl zur Zufriedenheit aller verlaufen.

Das war zu Anfang des Monats November ein Erlebnis und Geschehen für Wesel und Umgebung. Von Sonntag- bis Donnerstag-Abend wurde unsere Pfarrkirche immer voller von Besuchern, darunter auch evangelische Christen und Juden, die andächtig den Worten des P. H. Muckermann lautschten. Ca 4000 Menschen wurden gezählt die an diesen 5 Abenden aufs neue erleben und hören konnten was uns die hl. Katholische Kirche und das Christentum überhaupt bedeutet und welche unschätzbaren Werte hierin stecken.

Das Buch, das bald darauf über diese Vorträge herausgegeben wurde, wird die Gedanken und Eindrück noch vertiefen.

Im Monat November, dem Monat der Toten, gedenken wir ganz besonders aller abgestorbenen. An unsern Heimabenden hörten wir auch von den Helden des Weltkrieges und gedachten der 35 Kameraden aus unserm Verein und der 40 000 aus unserm Verband, die für Deutschland ihr Leben ließen. Und wie? Wir lasen im Buch: „Gespenster am Toten Mann" und „Langemark".

 

Unsere Jungschar hat in aller Stille ihrem vor 2 Jahren auf einer Fahrt ertrunkenen Freund - Franz Schmitz einen Kranz auf sein Grab niedergelegt.

Stillgebet von Allerseelen:
Wir bitten Dich, o Herr, schaue gnädig auf das Opfer, das wir Dir für die Seelen Deiner Diener und Dienerinnen darbringen. Durch Deine Gnade haben sie sich im Christlichen Glaubensleben Verdienste erworben, gib ihnen jetzt den Lohn dafür.

Kennst Du Deinen Namenspatron? und weiß Du etwas von seinem Leben und Wirken und Sterben?

 

Ein dichter Nebel lag über Stadt und Feld, als wir am Sonntag den 18. November 34 nach der 7 ½ Uhr Messe mit unsern Stahlrössern auch Drahtesel genannt, nach Straelen fuhren. Wir waren grade über die Rheinbrücke da knackte bei einem die Sattelfeder. Diese wurde in Büderich wieder in Ordnung gebracht und dann blieben wir von den lästigen und unangenehmen Pannen für den Tag verschont. Mit 3 aus der I. Jungenschaft, 3 aus der 3. Jungenschafts- und 4 aus der II. Jungenschaftsgruppe besuchten wir in Straelen unsern Alfred der seit einigen Monaten dort wohnt um an einen oder mehreren Lehrgängen der „rheinischen Lehranstalt für Gemüsebau" teilzunehmen und sich so in seinem Berufe weiter auszubilden. Mit ihm besuchten wir das schöne Landheim und Erholungsheim katholischer Jugend „Paesmühle". In den Wäldern von Paesmühle spielten wir noch manches Geländespiel.

Bei Alfreds freundl. Hauswirtin tranken wir warmen Kaffee.

Alfred zeigte uns seine Arbeitsstätte, für die wir, weil sie sehr Interessant ist großes Interesse hatten.

Bei der Dämmerung fuhren wir mit Trompetengeschmetter heim.

Sturmschar-Nachrichten.

Um 7 Uhr antreten am
Lippehafen
wo die rote Lampe brennt!

Dies war am Mittwoch den 21. November 34. Es war so ein halber Feiertag heut und deshalb auch alles pünktlich zur Stelle.

„Nachtgeländespiel"

Ja, da brauchte man sich nicht zu wundern als es beim „Durchzählen" der angetretenen Linie erst bei 32 „Schluß" hieß. Natürlich ging alles im flüsterton, denn wir wollten keinen auf uns aufmerksam machen. War für uns doch jede Betätigung verboten. Im Gänsemarsch gings über die Wiesen zum Wald. Bald umgab uns ein dicker dunkler Kieferwald.

Nachdem der 1. Spielplan bekannt war schwärmten alle auseinander und es wurde stille, bis die Gegner im dunklen und nebligen Wald auf einanderstießen und alles daransetzten die Ehre ihrer Mannschaft zu retten. Mit Postenketten und Binden und Karten zum Melden wurde gespielt und geschlichen und gekämpft. Und wenn man allein auf die

Lauer lag und rechts und links knisterte es nur so dann und wann, dann hiess es die Angst überwinden und jedem Augenblick mutig entgegen zu schauen. Ja, wir haben heute Abend wieder gemerkt, daß besonders ein Nachtgeländespiel schöner sein kann wie bei Tag.

Am Samstag abend fuhren wir mit dem Zuge nach Emmerich. Dann gings zu Fuß bis Elten. Hierhin hatte der Gauführer zu einer Führertagung des Gaues Niederrhein eingeladen. Unser „Reichsführer Franz Steber" war schon erschienen. Zum erstenmal war er zu uns am Niederrhein gekommen. Die Tagung fand im Jugend- und Exerzitien-Heim auf Hochelten statt.

Da uns ein Lichtbild-Apparat nicht zur Verfügung stand wurde der „Niederrhein-Abend" nicht so, wie er sein sollte.

Nach der gem. Messe und dem Frühstück saßen wir mit unserm Franz zusammen und sprachen über alles was uns im Bund berührt. Dieser Besprechg legten wir das Kapitel aus dem Okt-Rundbr. 1933
„Was machen wir in unserer Jungenschaft."
zugrunde.

Nach dem Mittagessen war etwas Freizeit, dann stiegen einige Geländespiele, die z. T. mit blutenden Wunden und losen Zähnen ausliefen. Aber dann waren sie ja auch meistens am schönsten.

Inzwischen war die Jungenschaft aus dem Gau Niederrhein, die es eben hat ermöglichen können zur
Stunde der Jungenschaft vom Niederrhein
herbei geeilt. In dreier-Reihe marschierten wir in den kl. Saal der die 2 Hundertschaften kaum fassen konnte. Ein Fanfarenruf, dann stimmten wir in den Gruß unseres Gauführers an den Reichsführer ein.

 

Eng aneinander saßen wir dann auf dem Boden während Franz zu uns sprach: Jungenschaft, laß Dir Deine Wildheit nicht rauben, dein mutiges Anpacken und Bessermachenwollen, dein Draufgängertum. Übe dabei aber eine Kameradschaft und eine Zucht die ganz großes vollbringt weil sie aus wahrer Freiheit erwächst. Nicht nur die große Aufgabe und das große Ziel hält uns zusammen, sondern die Kameradschaft und all die Erlebnisse, die wir durchmachen müssen.

Am späten Abend fuhren wir im vollbesetzten Lieferwagen heim. Wir waren heilfroh als ca 15 Mann in Rees ausstiegen, denn der Wagen war schwer überladen. So fuhren wir singend durch die Nacht. Zwischendurch spielten wir auch und andere balgten im Wagen herum deshalb wurden wir auch nicht kalt.

Unsere Jungschar feiert ihren Elternabend.

 

Das war ein Leben in unserer Jugendburg am Sonntag abend dem 2. Dez. 34.

Schon lange hatten die Pimpfen in den Gruppen geübt und geprobt, deshalb haben die Lieder und Sprechchor und die 3 kl. Bühnenspiele auch so fein geklappt zur Freude aller die gekommen waren.

Wir sind die Jungschar
Herr und Gott, auf ewig dir verschworen,
Wir fürchten Teufel nicht und Spott, weil du uns auserkoren.
Wir wollen treu dem Banner sein Soldaten deiner Kriege,
und wollen uns dem Zeichen weihen,
dem Kreuz
in Leid und Siege.

Der Tierfreund.

Das war unser Thema beim Heimabend am 4.12.34. Voll Entdeckerfreude sangen wir: „Wir wollen zu Land ausfahren". Dann hörten wir feine Tiergeschichten aus den Büchern. „Der braune Tod" und aus „Löns, was da fleucht und kreucht. Wir hätten noch mehr lesen können, aber die einzelnen wollten lieber erzählen. Der von seinen Fischen, jener von Tauben und ein anderer vom Hund oder Katzen oder Kaninchen.

Und wenn jeder zu Haus oder aber noch mehr auf Fahrt seine Augen auf macht, so wird

 

er sonnderbares und schönes erleben und es würde in ihm eine feine stille Ehrfurcht vor den Tieren erwachsen und in seiner Seele ein Staunen aufbrechen, Wie sonnderbar, wie schön und zweckmässig hat der liebe Gott doch alles eingerichtet.

Leise murmelnd rinnen Bäche
Knaben sehen staunend Rehe
durch die dichten Büsche streifen.
Fern ist Straßenlärm und Enge.
Nur der Knabenschrei
zerreißt die Stille
Wenn im Walde
das Geländespiel im Gange.

Zu Anfang des neuen Jahres sollte ein Elternabend stattfinden und deshalb wollten wir in diesen Wochen schon mit den Vorbereitungen beginnen. Es wurden zwei Theater-Stücke ausgesucht die uns gefielen:
„Das Dorfgericht"
und „Der Trommelbube".

Bei einem Appell betr. der Kluft, den wir am

 

Sonntag um 11 Uhr in der Burg hatten wurden die Rollen verteilt.

Jeder wollte natürlich gern mitspielen. Wir wurden uns aber trotzdem schnell einig und so begann das Proben jeden Mittwoch abend im Heim der Jugendburg.

Inmitten der Nacht
Die Hirten erwacht,
In Lüften hören klingen
Das Glorie singen
und die englische Schar,
Dass Gott geboren war.

 

Weihnachten sind wir zu Haus geblieben.

Eine Weihnachtsfeier für die gesamte Pfarre am Sonntag nach Weihnachten im Saale der Jugendburg war von den Kleinen vorbereitet worden, und die Schüler und Schülerinnen haben es sehr fein gemacht.

Deutsch ist die Saar
Deutsch immerdar!

Ein Blatt aus dem Saarkalender 14 Tage vor der Abstimmung.

Katholische deutsche Jugend wird wie immer in der Geschichte aufs neue ihre „Vaterlandsliebe" und „Volkverbundenheit" unter Beweis stellen.

[1934/35]

Wie sehr wir uns auch mal gefreut hätten in der Neujahrsnacht mit Schnee und Eis herauszuziehen mit Schlitten und Schlittschuhen bewaffnet, es kam nicht so. Am 31. Dezember regnete und stürmte es den ganzen Tag. Und wir hatten uns abgesprochen am Sylvester-Abend nach dem Dämmerwald zum Landheim zu ziehen. Zwei Kameraden waren schon mehrere Tage dort und machten das Heim so viel es ging, etwas wohnlicher. Mit dem Pferdefuhrwerk brachte Theo noch einige Dinge wir Tische, Schemel, Kohlen, Eimer und Bretter und ein Schrank nach Raesfeld. Spät abends kam er davon zurück. Es trafen sich um 7 Uhr 6 Mann die zu Fuß nach Raesfeld gingen. Es blieb den ganzen Abend von oben trocken während wir unten aber oft durch Pfützen und aufgeweichte

 

Erde stampfen mussten. Natürlich fanden wir auch wieder so einen Bruder der fragte: „Wissen sie nicht, dass sie nicht in Gruppen marschieren dürfen". Und dabei gingen wir ganz friedlich „spazieren". Wir haben ihn stehen lassen. Hundsmüde waren die meisten als wir im Landheim ankamen. Hier saßen wir noch lange um den Ofen gekauert, sangen und erzählten „dummes Zeuch". Auf Umwegen hatten auch noch 2 Kameraden den Weg mit dem Rad zum Heim gefunden, sie kamen gegen 11 Uhr an. Das geplante Geländespiel wurde nicht durchgeführt. Kurz vor 12 Uhr zogen wir heraus auf einen Platz der abgeholzt war. Einiges nasses Holz wurde zusammengesucht und als wir unsere Pechfackel darin hielten brannte es wider erwarten. Unser Sonnwendfeuer zur Jahreswende flammte und knisterte während wir uns alles Gute für das „Neue Jahr" wünschten. Unsere „M.-G. Pistolen" knallten und die Trompete schmetterte in die Nacht hinaus. Noch einige Lieder sangen wir darauf sagte der Führer einige Worte zur Jahreswende:

„Frischen Mutes voll, stehen wir an der Schwelle des neuen Jahres. Mag es Kampf bringen und ernstes Ringen. Unsere Ideale sind uns jeden Kampfes und jeder Preis wert. Wir wollen eine Kameradschaft bauen, auf die jeder von uns stolz sein kann und dann zusammenhalten und zusammenstehen und weiterschaffen im Jahre 1935."

Ein Lied ein Trompetenstoß, dann krochen wir in die Betten.

Nun ruhen alle Wälder, Vieh Menschen
Städt und Felder, es schläft die ganze Welt.
Ihr aber meine Sinnen, auf, auf ihr sollt beginnen
was eurem Schöpfer wohlgefällt.

Am Sonntag morgen gings nach Raesfeld zur Messe. Unterwegs sangen wir mal wieder unsere alten und neuen Lieder.

Der Kakao, der von 2 Kameraden die später zur Messe nach Raesfeld fuhren gekocht war, mundete allen recht gut. Dann wurde geputzt und gespült. Es gab einige die sich vor dieser Arbeit drücken wollten. Das gibts aber ein für allemal nicht. Bis zum Mittag streiften wir durch die umliegenden Wälder. Daß dabei auch wieder einer ins Wasser plumste ist ja nicht so selten. Am Nachmittag gings mit 3 ½ stündigem Marsch heim. Wißt ihr noch wie gut die Knollen dabei geschmeckt haben?

Es durfte den Tod kein Degen scheuen
noch irgend sprechen ein ängstlich Wort;
keiner sollte dem König folgen,
der sein Gesetz nicht sorglich hielt.

Edda.