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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Schuljahr 1946/47

Schuljahr 1946/47.

Am 2.9.46 wurde ich mit der Leitung der evangel. Bergmühlenschule beauftragt. Bis dahin hatte Herr Lehrer Steffin die Geschäfte der Schule geführt. Er ließ sich aus persönlichen Gründen in den Schulaufsichtsbezirk I versetzen. Unsere Schule ist achtstufig und war damals zusammen mit der kathol. Hausbergeschule in dem stark beschädigten Hofgebäude der kath. Hausbergeschule - das Hauptgebäude war den Bomben zum Opfer gefallen - untergebracht. Sie hieß zu jener Zeit evgl. Hausbergeschule. In dem sechsräumigen Gebäude standen uns halbtäglich fünf Unterrichtsräume zur Verfügung. Die Räume besaßen Zementfußböden, waren nicht heizbar - die Dampfheizung war unbrauchbar - und Türen und Fenster nur notdürftig verschlossen. Auf Grund dieser Tatsachen mußte im Winter die an und für sich schon kurze Unterrichtszeit noch mehr reduziert werden. Der mangelhafte Zustand der Schulräume, die unzureichende Ernährung und Bekleidung - Schuhe - waren die natürliche Ursache für die zahlreichen Erkrankungen bei Lehrern und Schülern. Durch den großen Mangel an Lehr- und Lernmitteln, die [.?.  .?.]verhältnisse und die bei manchen Kindern oft sehr weiten Schulwege - bis zu 50 Minuten - wurde der Unterricht in empfindlichster Weise gestört. An dieser Stelle soll mit Dankbarkeit daran gedacht werden, wie das Amerik. Hilfswerk und das Schwedische Rote-Kreuz durch ihre täglichen Speisungen viel zur Linderung der Not beigetragen haben.

Trotz dieser ungünstigen Verhältnisse hat jedes Mitglied des Kollegiums in dieser schweren Zeit voll und ganz seine Pflicht getan, wohl wissend, daß unverzüglich mit der Arbeit an der Jugend begonnen werden mußte, wenn sich unser Volk jemals wieder aus dem Abgrund erheben sollte, in dem es durch das Hitler-Regime gestürzt worden war.

Unsere Schule hatte im Schuljahr 1946/47 14 Klassen und wurde durchschnittlich v on 780[=?] Kindern besucht. Als ich die Leitung der Schule übernahm, waren an ihr außer mir die Damen Hillebrand, Schulke, Mairich und Eder und die Herren Conradi, Köhler, Naucke und Jossaig beschäftigt. Am 17/10.46 wurde Frl. Ruchel und am 23/1.47 Frl. Sommerfeld unserer Schule zur Dienstleistung überwiesen. Am 28/2.47 schied Frl. Eder auf Grund Ihrer Verheiratung aus dem Schuldienst und damit aus unserem Kollegium aus.

Am Ende des Schuljahres 1946/47 wurden in unserer Schule von 5 Lehrern und 5 Lehrerinnen in 14 Klassen insgesamt 849 Kinder unterrichtet. Auch jetzt noch standen uns halbtäglich nur 5 Klassenräume zur Verfügung.

Zum Ostertermin am 22/3.47 wurden
56 Knaben u. 58 Mädchen entlassen
2 Knaben und 3 Mädchen meldeten sich für das 9. Schuljahr.

Zur höheren Schule ging kein Kind.

Der Mittelschule wurden
10 Knaben und 7 Mädchen überwiesen.

In die Hilfsschule kamen
9 Knaben und 4 Mädchen.

Das Schuljahr schloß mit dem 25/3.47.

Sauer