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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Vorwärts, vorwärts

Das Lied Vorwärts, vorwärts mit seinem Refrain „Unsre Fahne flattert uns voran" war das zentrale Lied der HJ und erklang auf nahezu allen Feiern, größeren Versammlungen und Aufmärschen der NS-Jugendorganisation. Auch bekannt unter der Bezeichnung „HJ-Fahnenlied" musste es wie das Deutschlandlied und das Horst-Wessel-Lied mit erhobenem Arm gesungen werden, allerdings - anders als bei den Nationalhymnen - nur während des Refrains.

  • 1. Vorwärts! vorwärts! schmettern die hellen Fanfaren,
    Vorwärts! Vorwärts! Jugend kennt keine Gefahren.
    Deutschland, du wirst leuchtend stehn,
    mögen wir auch untergehn.
    Vorwärts! vorwärts! schmettern die hellen Fanfaren,
    Vorwärts! Vorwärts! Jugend kennt keine Gefahren.
    Ist das Ziel auch noch so hoch,
    Jugend zwingt es doch!
    Unsre Fahne flattert uns voran.
    In die Zukunft ziehn wir Mann für Mann.
    Wir marschieren für Hitler durch Nacht und durch Not
    mit der Fahne der Jugend für Freiheit und Brot.
    Unsre Fahne flattert uns voran.
    Unsre Fahne ist die neue Zeit.
    Und die Fahne führt uns in die Ewigkeit!
    Ja! Die Fahne ist mehr als der Tod!
  • 2. Jugend! Jugend! Wir sind der Zukunft Soldaten.
    Jugend! Jugend! Träger der kommenden Taten.
    Ja, durch unsre Fäuste fällt,
    wer sich uns entgegenstellt.
    Jugend! Jugend! Wir sind der Zukunft Soldaten.
    Jugend! Jugend! Träger der kommenden Taten.
    Führer, wir gehören dir,
    wir, Kamraden, dir!
    Unsre Fahne ...[1]

Der Text des Liedes wurde von Reichsjugendführer Baldur von Schirach verfasst, die Melodie stammt von Hans-Otto Borgmann, einem seinerzeit bekannten Filmkomponisten. Verbreitet wurde das Lied durch den 1933 gedrehten NS-Propagandafilm Hitlerjunge Quex, in dem es als Filmmusik fungiert.

Vorbild für den Film war der Hitlerjunge Herbert Norkus, der 1932 von Kommunisten ermordet worden war und daraufhin von den Nationalsozialisten zum Märtyrer erhoben wurde. Der Film über ihn entstand nach dem Roman Der Hitlerjunge Quex von Karl Aloys Schenzinger, der im Dezember 1932 erschienen und im Völkischen Beobachter vorab als Fortsetzungsroman veröffentlicht worden war.

Die Romanverfilmung, an deren Drehbuch Schenzinger mitarbeitete, wurde auf Anregung und unter dem Protektorat von Schirach gedreht und von der HJ stark propagiert. Als der Film im September 1933 in die Kinos kam, verordnete die Reichsjugendführung allen Einheiten, den Film zu sehen und möglichst als Sonderaufführung allen Mitgliedern zugänglich zu machen. Außerdem sollte die Erstaufführung durch das Erscheinen von HJ-Führern „feierlich aufgezogen" werden und „dieser Film überhaupt auf jede Weise durch die Hitler-Jugend propagiert" werden.[1]

Das Lied Vorwärts, vorwärts, das in dem Film wiederholt an zentralen Stellen positioniert ist (u.a. am Anfang und am Ende), wurdespäter zum offiziellen Lied der HJ erhoben. Mit Verordnung der Reichsjugendführung vom 3.11.1934 wurde festgelegt, dass es während des Refrains mit erhobenem Arm zu singen war.[2]

Das Erlernen des Liedes gehörte zum Pflichtprogramm für jedes HJ-Mitglied und bildete unter anderem einen Teil der sog. Pimpfenprobe, die ein halbes Jahr nach Eintritt ins Jungvolk abgelegt werden musste.[3]Auch als während des Krieges die Liedkenntnis in den Einheiten durch den starken Führermangel immer mehr abnahm, legte die Reichsjugendführung Wert darauf, dass zumindest Vorwärts, vorwärts von allen gekonnt wurde: Als „Pflichtlied" wurde es Bestandteil des HJ-Dienstes.[4]

Das Lied wurde vor allem bei Feiern und offiziellen Anlässen wie Aufmärschen und Versammlungen gesungen. Hier bildete es zumeist den feierlichen Abschluss.

Vom Typus her gehört Vorwärts, vorwärts zu den zahlreichen Fahnenliedern, die während der NS-Zeit entstanden, jedoch auch schon Vorläufer in den verschiedenen Jugendbünden vor 1933 hatten. Die Fahne wird darin als das zentrale Symbol der jeweiligen Gruppierung besungen und mit deren jeweiliger Weltanschauung und Zielsetzung verknüpft. In Vorwärts, vorwärts ist es der Nationalsozialismus, der durch die Fahne versinnbildlicht wird und dem die Jugendlichen ihren Einsatzwillen und ihre Treue bekunden.

Der kämpferische Duktus des Liedes mit seinen Schlagworten von „Nacht und Not" und „Freiheit und Brot" weist das Lied als frühes HJ-Lied aus, das die politischen Auseinandersetzungen der „Kampfzeit" thematisiert, um die es im Film Hitlerjunge Quex ja auch geht. Die Erinnerung an diese Zeit wurde in der HJ auch nach 1933 insbesondere durch die Verehrung der seinerzeit in den Kämpfen gestorbenen Hitlerjungen wachgehalten. Damit sollte die Bedeutung der HJ für die Machtübernahme hervorgehoben werden und die Einsatzbereitschaft der Jugendlichen - überhöht zugleich als Todesbereitschaft - zum Ausdruck kommen.

Heute ist Vorwärts, vorwärts in Deutschland als Symbol für die verbotene Organisation Hitlerjugend nach § 86a StGB verboten. Entsprechendes gilt in Österreich nach Verbotsgesetz 1947.[5]

Fußnoten

[1]Wir Mädel singen, Liederbuch des Bundes Deutscher Mädel, hg. von der Reichsjugendführung, Wolfenbüttel/Berlin 1938, S. 96f.

[1]Vgl. Verordnungsblatt der Reichsjugendführung (Hitlerjugend), F. 24, Nr. 161, 14.9.1933.

[2]Vgl. Verordnungsblatt der Reichsjugendführung (Hitlerjugend), II/21, Der Stabsführer, 3.11.1934.

[3] Vgl. Pimpf im Dienst, 1938, S. 17

[4] Vgl. Das Kulturamt der Reichsjugendführung teilt mit. Lieder des Winterdienstplanes der Hitler-Jugend 1941/42, in: Musik in Jugend und Volk 4, 1941, S. 235.

[5] Vgl. http://dejure.org/gesetze/StGB/86a.html, 3.10.2012 sowie http://de.wikipedia.org/wiki/Vorwärts!_ Vorwärts!_schmettern_die_hellen_Fanfaren, 3.10.2012.