Kommentar Günther Roos 1989: "Damals war ich Schüler auf dem Gymnasium in Brühl. Es mag wohl so gegen 11 Uhr gewesen sein, als der Hausmeister Roscheda in die Klassen kam, und uns zur Aula beorderte, wo wir eine Führerrede hören sollten. So eine Führerrede war damals noch für mich eine äußerst langweilige Angelegenheit, die normalerweise 1 bis 2 Stunden dauerte, aber auf jeden Fall besser war als Latein. So saß ich dann in der Aula, träumte mit offenen Augen und machte Plane für den Nachmittag. Aus diesen Träumen wurde ich jäh herausgerissen, als plötzlich das Lehrerkollegium aufsprang und in laute Heilrufe ausbrach. Es musste irgendetwas Besonderes geschehen sein. Nach Beendigung der Führerrede war dann noch eine kurze Ansprache, in der von der Remilitarisierung des Rheinlandes die Rede war, und wir bekamen schulfrei. Fröhlich, dem Schuljoch entronnen zu sein, lief ich nach Hause. Hier traf ich meine Mutter mit Tränen in den Augen vor dem Radio sitzend an. Es lief gerade eine Reportage über den Einzug der Truppen über die Hohenzollernbrücke nach Köln. Und meine Mutter erzählte uns, wie sie 1918 nach dem Ende des Weltkrieges auf eben dieser Hohenzollernbrücke gestanden und den letzten abrückenden Truppen zugewunken hat. Und nun kamen sie wieder! Nach einem schnellen Mittagessen fuhren wir nach Köln und bewunderten am Neumarkt den Durchmarsch der deutschen Soldaten. Und bei dem Jubel der Bevölkerung kam mir zum Bewusstsein, ein historisches Ereignis mitzuerleben."