Kommentar Günther Roos 1989: "Schon am Vormittag fuhren wir nach Köln, wo Hitler bei einer Wahlveranstaltung erwartet wurde. Wir stellten uns vor dem Cafe Becker in der Strasse Unter Taschenmacher auf. Hier warteten wir fast sechs Stunden auf das Erscheinen des Führers. Die Stadt vibrierte förmlich, und die Spannung wuchs von Stunde zu Stunde. Dazu trug natürlich der Schmuck der Strasse mit Hakenkreuzfahnen, das Gedröhne von Marschmusik und immer wieder der Durchmarsch von uniformierten Kolonnen. Dann kam SÄ und bildete entlang der Strasse eine lebende Menschenkette. Und die erwartungsvolle Spannung stieg fast ins Unerträgliche. Bald muss ER kommen! Als kleiner Pimpf in Uniform durfte ich mich nun vor der SA-Kette aufstellen. Dann hörte man von fern ein Brausen, das immer näher kam. Immer deutlicher wurden die Heil-Rufe. Nun kam die Vorausabteilung, und dann bog ein schwarzer Mercedes vom Altermarkt kommen in Unter Taschenmacher ein und in diesem Wagen stand Hitler, eine Hand auf der Windschutzscheibe gelegt und mit der anderen Hand grüßte er. Er fuhr direkt auf mich zu. Die Sonne brach durch Wolken und tauchte ihn in Licht. Baldur war heimgekehrt! Ich war wie hypnotisiert. Ich brachte keinen Ton über meine Lippen. Ich stand nur da, die Hand erhoben und starrte in sein von der Bergsonne gebräuntes Gesicht. Und dann seine Augen! Unsere Blicke versengten sich ineinander. Es dauerte fast eine Minute, ehe ich aus meiner Erstarrung erwehte. Dann drehte ich mich um zu meiner Mutter und sagte: Er hat mir tief in die Augen geschaut. Und jeder der dort stand sagte, dass er ihm in die Augen geschaut habe! Noch eine Episode am Rande. Als Hitler cirka 20 Meter an mir vorbei war, sprang aus der SA-Reihe jemand auf das Auto zu und überreichte Hitler einen Brief» den er in seinen Ärmelaufschlag steckte. Kaum war die Kolonne vorüber, als auch schon Zivilisten rundliefen und versuchten, den Überbringer zu identifizieren. Wie sehr uns alle das Ereignis bewegte geht daraus hervor, dass meine Mutter mir in mein Tagebuch schrieb: Heute habe ich meinen Führer gesehen, und mein Bruder schrieb: Ich sah Adolf Hitler. Es war üblich, dass ich abends vor dem Einschlafen noch einmal mit meinem Bruder über die Ereignisse des Tages redeten. So auch heute. Und einer von und beiden, ich weiß nicht mehr ob mein Bruder oder ich, fasste als Resümee zusammen: So etwa muss es vor 2000 Jahren gewesen sein, als Jesus über die Erde wandelte und zu seinen Jüngern sagte: Verlasst Familie und Hof und folgt mir!" Jugend 1918-1945 | Zeitzeuge