Gregor Strasser
Gregor Strasser wurde am 31. Mai 1892 als ältestes von fünf Kindern im oberbayrischen Geisenfeld geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Nach seinem Abitur absolvierte er von 1910 bis 1914 eine Lehre zum Drogisten, um anschließend an der Universität München ein Studium der Pharmazie aufzunehmen, das er aber bereits im gleichen Jahr unterbrach, um als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teilzunehmen. Er kämpfte an der Westfront und wurde 1918 im Rang eines Oberleutnants mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse sowie dem bayerischen Militärverdienstorden entlassen.
Nach seiner Rückkehr nahm er zum Jahresende 1918 sein Studium an der Universität Erlangen wieder auf. Im Mai 1919 schloss er sich mit seinem Bruder Otto dem Freikorps Epp an, mit dem er sich an der Zerschlagung der Münchner Räterepublik beteiligte. Bereits 1919 legte Strasser mit der Note „sehr gut“ sein Staatsexamen ab, übernahm 1920 in Landshut eine Medizinaldrogerie und heiratete im gleichen Jahr.
1919 beteiligte Strasser sich an der Gründung des Nationalverbandes deutscher Soldaten. Aus diesem Verband entstand das von Strasser geführte „Sturmbataillon Niederbayern“, dem zeitweise bis zu 2.000 Mann angehörten, darunter auch der junge Heinrich Himmler, der zeitweise als Adjutant Strassers fungierte. Mitte März 1920 stand Strassers Freikorps zur Teilnahme am gescheiterten Kapp-Putsch bereit.
1921 stieß Strasser mit seinem „völkischen Wehrverband“ zur ein Jahr zuvor in München gegründeten NSDAP. Im November 1923 beteiligte er sich aktiv am missglückten Hitlerputsch, wurde im Februar 1924 in Haft genommen und im April 1924 zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt, aus der er bereits nach wenigen Wochen entlassen wurde.
Nach der Wiedergründung der NSDAP durch Hitler am 26. Februar 1925 wurde Strasser mit der Mitgliedsnummer 9 eines der ersten Mitglieder der neuen Partei und zugleich erster Gauleiter von Niederbayern/Oberpfalz. Gemeinsam mit seinem Bruder Otto entwickelte er ein eigenständiges ideologisches Profil gegenüber dem völkisch-nationalen Parteiflügel und favorisierte einen „linken“, d. h. antikapitalistischen, sozialrevolutionären Kurs der NSDAP, mit dem die Arbeiterschaft für die Partei gewonnen werden sollte. Auf einer Führertagung in Bamberg am 14. Februar 1926 setzte sich Hitler dann aber erfolgreich gegen Strassers „nationalbolschewistische“ Fraktion durch und beanspruchte die uneingeschränkte Führerschaft innerhalb der NSDAP für sich. Trotzdem setzte er den von ihm weiterhin geschätzten Strasser am 30. Juni 1926 als Reichspropagandaleiter, Anfang 1928 dann zum Reichsorganisationsleiter der NSDAP ein, was er bis zum Dezember 1932 bleiben sollte.
Strassers programmatische und persönliche Rivalität mit Hitler verschärfte sich dramatisch, als Letzterer sich durch sein bedingungsloses Beharren auf eine Kanzlerschaft vorübergehend in eine politische Sackgasse manövriert hatte und Reichskanzler Kurt von Schleicher Gregor Strasser im Dezember 1932 die Vizekanzlerschaft und das Amt des preußischen Ministerpräsidenten anbot, um so den linken Flügel der NSDAP auf seine Seite zu ziehen. Das Vorhaben misslang, weil Strasser sich nicht zum endgültigen Bruch mit Hitler durchringen konnte. Am 8. Dezember 1932 trat er überraschend von allen Parteiämtern zurück, blieb jedoch Parteimitglied und behielt sein Reichstagsmandat. Nach dem 30. Januar 1933 zog sich Strasser aus der Politik ins Privatleben zurück und übernahm mit Hitlers Genehmigung eine Direktionsstelle bei der Firma Schering Kahlbaum in Berlin.
Nachdem ihm noch am 23. Juni 1934 das goldene Parteiabzeichen der NSDAP verliehen worden war, wurde Strasser im Rahmen des „Röhm-Putsches“ am 30. Juni 1934 von der Gestapo verhaftet. In deren Hauptquartier in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße wurde Gregor Strasser noch am gleichen Tag ermordet.