Heinrich Held

Heinrich Held war eine der führenden Persönlichkeiten der Evangelischen Kirche und während des Nationalsozialismus auch der oppositionellen Bekennenden Kirche. Er wurde am 25. September 1897 in St. Johann/Saarbrücken als Sohn eines Zuschneiders geboren und besuchte in Trier und Köln das Gymnasium. 1915 meldete er sich nach dem Notabitur als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, studierte nach dessen Ende in Bonn und Tübingen evangelische Theologie und besuchte ein Predigerseminar. 1924 trat er eine Stelle als Hilfsprediger in Wesseling an und heiratete im Jahr darauf Hildegard Röhrig, eine Pfarrerstochter aus Elberfeld, mit der er sechs Kinder aufzog.

Im Juli 1930 wurde er in Essen-Rüttenscheid als Pfarrer eingeführt, - in einer krisenhaften Zeit, wo die nationalsozialistisch orientierte Glaubensbewegung der Deutschen Christen immer mehr an Boden gewann. Dagegen warnte Held vor dem „Einbau der Kirche in den Nationalsozialismus“ und war nach der Machtübernahme der erste evangelische Pfarrer, der vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen wurde. Er spielte eine maßgebliche Rolle im kirchlichen Widerstand, u.a. als Mitbegründer der Freien evangelischen Synode im Rheinland, als Leiter von deren Presse- und Informationsdienst und als Mitinitiator der Bekennenden Kirche. Im Pfarrhaus Reginenstr.47 war die Geschäftsstelle der Freien Synode und von dort aus wurden – bald illegal – die wegen der Papierfarbe so genannten „grünen Briefe“ in alle deutschen Provinzen hinaus versandt.

Heinrich Held wurde 1938 mit reichsweitem Redeverbot außerhalb seiner Gemeinde belegt, die er aber geschlossen hinter sich wusste, da sie schon 1934 seine Absetzung durch eine breite Unterschriftenaktion verhindert hatte. Dennoch blieb er in all den Jahren mit seinen Freunden und Mitarbeitern unter ständiger Beobachtung, erlebte Hunderte von Hausdurchsuchungen, Briefkontrollen und Beschlagnahmungen und wurde noch mehrmals verhaftet.

Als im September 1944 die letzten Juden, nämlich jene, die bis dahin noch durch „arische“ Ehepartner vor Verfolgung geschützt waren, aus Essen deportiert werden sollten, bot er vielen von ihnen mit Unterstützung von Gustav Heinemann und den Pfarrern Friedrich Graeber und Johannes Böttcher im Pfarrhaus und im Kellergewölbe unter der zerstörten Reformationskirche (ganz in der Nachbarschaft von Landgericht, Polizeipräsidium und Gestapo) Unterschlupf. Dort überlebten sie bis zum Kriegsende, versorgt mit Lebensmittelkarten, die er kaum getarnt in seinen Predigten als Spende „für bedürftige Gemeindemitglieder“ erbat.

Wenige Tage nach der Kapitulation wurde Held zum Superintendenten des Kirchenkreises Essen gewählt und wirkte an verschiedenen Stellen prägend am Wiederaufbau seiner Kirche mit. Er blieb aber als Pfarrer in Rüttenscheid, bis er Ende 1948 als erster Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland nach Düsseldorf berufen wurde. Dort verstarb er am 19. September 1957. In der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wird Heinrich Held als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.