Friedrich Panse

Der Sohn eines Schlossers, geboren am 30.3.1899 in Essen, studierte nach dem Notabitur und einigen Monaten Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg in Münster und Berlin und promovierte 1924. Anschließend arbeitete er bei den Wittenauer Heilstätten, zunächst als Assistenzarzt, zuletzt als Oberarzt, und habilitierte sich 1936. Die politische Einstellung des Friedrich Albert Panse war Ende der Weimarer Republik eher nationalkonservativ. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, wurde er ähnlich wie viele seiner Zeitgenossen in vergleichbarer Position mit der Zeit Mitglied in zahlreichen NS-Organisationen: beim Reichsluftschutzbund, beim NS-Dozentenbund, dem NS-Ärztebund, der NS-Volkswohlfahrt, dem Reichsbund deutscher Beamter, dem Reichskolonialbund, trat schließlich auch in die NSDAP (am 1.4.1937) ein, in den Volksbund für das Deutschtum im Ausland und kurz nach Kriegsbeginn ins Deutsche Rote Kreuz.

Prägend und richtungweisend für den beruflichen Werdegang von Friedrich Panse war die Begegnung mit Kurt Pohlisch, einem sechs Jahre älteren Kollegen und Ordinarius für Psychiatrie und Neurologie der Universität in Bonn, der ihn Anfang 1936 als Leiter der Rheinischen Provinzialanstalt für psychiatrisch-neurologische Erbforschung dorthin holte. Im Jahr darauf wurde Panse Dozent für Rassenhygiene, erhielt aber erst im Juli 1942 eine außerplanmäßige Professur. Er entfaltete eine rege Vortragstätigkeit, vorwiegend zu Erblehre und Rassenhygiene vor Amtsärzten, aber auch Laien z.B. vom NSV, Landesbauernrat, NSLB u.v.a.

Beim Erbgesundheitsobergericht in Berlin, später in Köln entschied er ab 1935 mit über Zwangssterilisationen. Auch bei der Aktion T4, der planmäßigen Ermordung von psychisch kranken Menschen, wirkte Friedrich Panse ab Mai 1940 mit, allerdings nach eigenem Bekunden mit größten Bedenken und nur für sieben Monate. Ende desselben Jahres wurde er von dieser Aufgabe schon wieder entbunden, möglicherweise weil er mit 15 Tötungsentscheidungen bei etwa 600 bearbeiteten Fällen aus der Sicht der Berliner Zentrale nicht effizient genug arbeitete.

Im Zweiten Weltkrieg führte Panse im Reservelazarett in Porz-Ensen bei Köln eine neue, durchaus fragwürdige Methode ein, welche seither mit einem aus seinem Namen gebildeten Verb als „pansen“ bezeichnet wird. Sie zielte darauf ab, traumatisierte Soldaten mittels Elektroschock zu „heilen“ und „Simulanten“ zu enttarnen, und fand bald vielerorts Anwendung, obwohl es dagegen bei der Wehrmacht und der Parteiführung auch Widerstände gab.

Nach dem Kriegsende musste sich Panse vor dem Schwurgericht Düsseldorf, wie auch sein Mentor Kurt Pohlisch, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten, wurde aber Ende 1948 freigesprochen. 1950 übernahm Panse die Leitung der Rheinischen Landesklinik für Hirnverletzte in Langenberg. Es gelang ihm außerdem 1952, sich gegen die Düsseldorfer Landesregierung, die ihn abgelehnt hatte, auf Wiedereinstellung als außerplanmäßiger Professor einzuklagen. Von 1954 bis zu seinem Ruhestand 1967 hatte er an der Hochschule der jungen Landeshauptstadt einen Lehrstuhl für Psychiatrie inne und war zugleich Leiter des Rheinischen Landeskrankenhauses Düsseldorf-Grafenberg, 1965/1966 auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde. Friedrich Panse starb am 6.12.1973 in Bochum.